Auf Zigarettenpackungen kennt man sie schon seit vielen Jahren: die großflächigen Warnhinweise, dass Rauchen Krebs verursacht, impotent macht, Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigt, etc., garniert mit wenig Fotos von Raucherlungen, Raucherbeinen und anderen appetitlichen Motiven. Ähnliches könnte in der EU bald auch auf allen Flaschen von alkoholischen Getränken zu sehen sein, wenn es nach dem Willen von EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides geht. Denn im Zuge des Kampfes gegen den Krebs, dem sich die EU verschrieben hat, wolle man auch den Alkohol stärker ins Visier nehmen. Ziel sei es demnach, bis 2025 den Alkoholkonsum in Europa um zehn Prozent zu reduzieren. Neben Warnhinweisen soll die Werbung für Alkohol eingeschränkt werden und auch höhere Steuern für Alkohol sind angeblich im Gespräch.
Das macht natürlich alles Sinn: Bei irrelevanten Nebenschauplätzen wie der Einhaltung der Maastricht-Kriterien bei den Mitgliedsstaaten, der Flüchtlingskrise oder dem Corona-Impfprogramm war man zwar in jüngster Zeit – nun ja, in einem Arbeitszeugnis würde wohl stehen „bemüht, die Anforderungen zu erfüllen“, aber wenn es darum geht, die Bürger zu einem besseren Leben zu erziehen, da macht Brüssel keiner was vor. Außerdem ist die Idee natürlich ausbaufähig. Wie wäre es denn mit einer verpflichtenden Warnung durch Supermarktverkäufer oder Kellner? „Sie sind gerade dabei, eine gesundheitsschädliche Flasche Wein zu kaufen/bestellen. Wollen Sie das wirklich?“ Und auch in Kombination mit dem Trend zu bargeldloser Zahlung ergeben sich viele Möglichkeiten. Ein Blick nach China genügt: Wer dort viel Alkohol kauft, bekommt Minuspunkte bei seinen Social-Points, was dramatische Auswirkungen auf das tägliche Leben haben kann. Bleibt nur zu hoffen, dass die Alkoholindustrie in der EU eine bessere Lobby hat als die Tabakindustrie…