Kaffee-Expertise in fünfter Generation!

Christina Meinl hat im Frühjahr die Geschäftsführung von Julius Meinl Austria, einer Tochterfirma der Julius Meinl Coffee Group, übernommen. GASTRO sprach mit der studierten Medizinerin über die aktuellen Herausforderungen eines Traditionsunternehmens im 21. Jahrhundert.

GASTRO: Frau Dr. Meinl, seit 2010 sind Sie im Familienunternehmen tätig, jetzt haben Sie die Geschäftsführung der Julius Meinl Austria GmbH übernommen. Was reizt Sie, als studierte Medizinerin, am Kaffee?

Christina Meinl: Ärztin zu werden und Menschen zu helfen hat mich schon als Kind fasziniert. Gleiches gilt für den Kaffee. Kaffee ist in meiner DNA. Ich bin eine Meinl. Seit ich denken kann, ist Kaffee Teil meines Lebens. Schon als Kind hat mich der Duft des Kaffees in seinen Bann gezogen. Ich kann mich noch gut an die Samstag Nachmittage bei meinem Großvater erinnern. Die besondere Stimmung, wenn die Erwachsenen ihren Kaffee genossen haben und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee in der Luft hing. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, an das ich mich immer erinnern werde. Ich denke, das war der Anfang meiner großen Liebe zum Kaffee.

Gibt es Synergien zwischen Ihrer medizinischen Ausbildung und der Ausbildung einer Kaffee-Expertin?
Expertise ist es, was in beiden Disziplinen zählt. Umfassendes Wissen und Erfahrung. Gleichzeitig geht es um Leidenschaft für das, was man tut. In der medizinischen Forschung braucht es Präzision, Zielstrebigkeit, aber auch die Bereitschaft für neue, innovative Zugänge. Immer wieder steht man vor neuen Herausforderungen. Man muss Entscheidungen treffen, dabei zahlreiche Fakten berücksichtigen, evaluieren und sammelt so wiederum Expertise. Das hat mich geprägt, denn nur so entwickelt man sich weiter.

Meinl hat seit Jahrzehnten einen klingenden Namen in der Gastronomie, der Kopf auf der Kaffeetasse ist Synonym für guten Kaffee. Wohin wird künftig die Kaffeereise in der Gastronomie gehen, wie werden sich der Kaffeemarkt und die Art des Kaffeetrinkens entwickeln oder vielleicht auch verändern? Meinl hat seit Jahrzehnten einen klingenden Namen in der Gastronomie, der Kopf auf der Kaffeetasse ist Synonym für guten Kaffee. Wohin wird künftig die Kaffeereise in der Gastronomie gehen, wie werden sich der Kaffeemarkt und die Art des Kaffeetrinkens entwickeln oder vielleicht auch verändern?
Kaffee ist ein Genuss- aber auch ein Lifestyle-Produkt. Fachsimpeln beschränkt sich nicht mehr auf die Community, die über Single Farm Origins, Microlots und saisonale Aspekte wie Jahrgänge beim Wein mit regionalen Besonderheiten diskutiert. Die steigenden Besucherzahlen bei internationalen Coffee Festivals sprechen für sich. Mehr Wissen über das Produkt erhöht die Qualitätsanforderungen, schärft aber auch das Bewusstsein, dass gute Qualität ihren Preis hat. Für unsere Gastronomie-Kunden und uns eine gute Entwicklung. Wir haben die Ressourcen und die Expertise all das zu bieten. Von Premium Blends wie „1862“ bis zu unserer Third Wave Line „The Originals“ mit Top Blends, Single Origins und Seasonal Editions.

Und welche Herausforderungen warten im 21. Jahrhundert auf ein Traditionsunternehmen wie Meinl? Welche Stärken werden gefragt sein?
Zu unseren Stärken zählt unsere Expertise, die mit steigendem Qualitätsbewusstsein der Kaffeegenießer*innen in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Es ist aber auch unser kompromissloser Serviceanspruch und die Nähe zum Kunden. Unsere Servicemannschaft zählt zu den größten in Österreich, alle ausgebildete SCA (Specialty Coffee Association) Baristas. Unsere Kunden wissen, auf uns können sie sich zu 100 % verlassen. Wir sind da, wenn wir gebraucht werden, denn wir sind ein starkes Team. Zudem verfügen wir mit unserer „Julius Meinl Academy“ über eine international anerkannte Institution zur Schulung und Ausbildung von Baristas in allen Kaffeedisziplinen. Und wenn notwendig und gewünscht, bieten wir diese Expertise auch in maßgeschneiderten Trainings bei unseren Kunden vor Ort an. Der ständige Kundenkontakt auf unterschiedlichsten Ebenen stärkt den Zusammenhalt. Mit zahlreichen Kunden verbindet uns eine jahrzehntelange Partnerschaft. Ich finde, auch das spricht für sich und diese Stärken werden sicherlich gefragt bleiben.

Und was sind die globalen Herausforderungen?


„Als Familienunternehmen in fünfter Generation sind wir uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Kunden, auch in schwierigen Zeiten, bewusst. Vielen von ihnen sind wir bereits seit Generationen verbunden. Unsere Marke steht seit nahezu 160 Jahren für Premium-Qualität, bestes Service und Wiener Kaffeehauskultur.“

Christina Meinl


Und was sind die globalen Herausforderungen?
Die globalen Herausforderungen sind klar: Klimawandel und Nachhaltigkeit werden hier eine große Rolle spielen. Der Klimawandel hat massive Auswirkungen auf den Kaffeeanbau. Es wird auch unsere Aufgabe, die Aufgabe der Kaffeeindustrie sein, Kaffeefarmer* innen dabei zu unterstützen, dass sie ihre Farmen, trotz der bestehenden klimatischen Herausforderungen, weiter nachhaltig gewinnbringend betreiben können. Nur so können sie auch eine Grundlage für ihre Kinder und damit die Fortführung schaffen. Mit „Colombian Heritage“ haben wir ein vielversprechendes Projekt mit 50 Farmer*innen im kolumbianischen Hochland gestartet. Die ersten Ernten sind schon Teil unserer Blends. Es geht aber auch um die Erkenntnis, dass alles im Leben seinen Preis hat und dass man für eine nachhaltige und hochqualitative Kaffeeproduktion ebenso einen adäquaten Preis braucht.

Der Gast, der Konsument, will immer öfter wissen, woher das Produkt stammt und wie die Bedingungen entlang der Wertschöpfungskette sind. Zeichnet sich diese Entwicklung auch beim Kaffee ab? Der Gast, der Konsument, will immer öfter wissen, woher das Produkt stammt und wie die Bedingungen entlang der Wertschöpfungskette sind. Zeichnet sich diese Entwicklung auch beim Kaffee ab?
Julius Meinl Konsument*innen schätzen und erwarten hohe Qualität und Transparenz. Das sagt uns auch die Marktforschung. Technologische Entwicklungen und digitale Tools werden das Kaffeegeschäft langfristig dahingehend revolutionieren. Schon heute bieten wir „The Originals“ an. Eine Linie von Blends und Single Origins, die sich bis zur Kaffeefarm zurückverfolgen lassen. Dokumentiert ist dies auf der Verpackung. Es ist ein spannendes, ein wichtiges Thema, aber derzeit in Österreich noch ein Nischensegment, jedoch mit starken Wachstumstendenzen.

Sie sind ausgebildete klinische tropische Mikrobiologin und Humanmedizinerin. Bereuen Sie in der aktuellen Pandemie- Situation manchmal Ihren beruflichen Umstieg? Würde es Sie reizen, an der Erforschung des Virus mitzuarbeiten?
Nein, absolut nicht. Ich bin die 5. Generation in unserem Familienunternehmen, die Verantwortung für die Zukunft von Julius Meinl übernimmt. Die Welt des Kaffees ist eine wunderbare. Das Produkt, die Community, die Expertise faszinieren mich unendlich. Ich fühle mich in der Kaffeewelt sehr, sehr wohl. Hier bin ich zu Hause. Ich bin angekommen. Ich habe meinen Beitrag in der Medizin geleistet. Für alles im Leben gibt es den richtigen Zeitpunkt.

Zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage: Wie sieht es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Familienunternehmen Meinl aus? Nicht nur für Sie persönlich, sondern auch für die Mitarbeiter? Zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage: Wie sieht es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Familienunternehmen Meinl aus? Nicht nur für Sie persönlich, sondern auch für die Mitarbeiter?
Wir sind ein sehr familienfreundliches Unternehmen. Das liegt vielleicht auch daran, dass zahlreiche Frauen, die bei uns in Spitzenpositionen arbeiten, selbst Kinder haben. Das hat starke Signalwirkung nach innen. Es ist uns wichtig, die Möglichkeit zu bieten, Beruf und Familie zu verbinden. Für Frauen ist das auch heute noch eine der größten Herausforderungen. Für das Unternehmen Julius Meinl ist es eine Chance, die besten Köpfe im Haus zu halten und zu gewinnen.

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