Schlichtheit als Markenkern

Das Looshaus im Semmeringgebiet lockt nicht nur Architekturfreunde an, sondern auch Feinschmecker.

TitelbildMichael Markl
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Schlichtheit als Markenkern - Hotellerie/Tourismus - Wirtshauskultur e1632729681119Ende der 1920er-Jahre beauftragte der Wiener Industrielle Paul Khuner (Kuner-Mayonnaisen und -Margarinen) den Architekten Adolf Loss mit der Planung eines Landhauses im Semmeringgebiet, das damals in gehobeneren Kreisen als Traumziel für die Sommerfrische galt. 1930 wurde der Bau auf dem Kreuzberg, oberhalb von Payerbach, fertiggestellt, nach dem Tod des Besitzers 1934 von der Familie jedoch bald veräußert. Nach dem Krieg wurde das Haus von einer Baufirma gekauft, in einen Gastbetrieb umgewandelt, 1959 von Isle Wurdack, der Großmutter der heutigen Betreiber, Norbert Steiner und Hanna Sehn, gekauft und seitdem als Gasthaus mit Fremdenzimmern geführt.

„Die Vorbesitzer wussten vermutlich nicht, was sie verkaufen und meine Großmutter nicht, was sie da für ein Juwel erwirbt“, fasst Norbert Steiner die damalige Zeit zusammen. Auch in den ersten Jahrzehnten danach wurde der Betrieb lediglich als „Alpenhof “ geführt. Alpenhöfe gibt es allerdings in Österreich wie Sand am Meer und mit der großen Loos-Ausstellung in Wien Ende der 1980er-Jahre, als Adolf Loos plötzlich in aller Munde war, besann man sich auf seine Wurzeln und vermarktete das Haus ab dem Zeitpunkt sehr erfolgreich als „Looshaus“.

Denkmalschutz lässt kaum Spielraum für Modernisierungen

Selbstverständlich schon lange unter Denkmalschutz zeichnet sich das Looshaus noch heute durch seine damalige Schnörkellosigkeit und Schlichtheit aus, auch die Gästezimmer (vier davon nach wie vor mit Dusche und WC am Gang) strahlen eher nicht den Luxus der nahegelegenen Grandhotels auf dem Semmering aus. „Durch den Denkmalschutz haben wir hier leider wenig Spielraum. Andererseits zeichnet dieser Stil eben die Einzigartigkeit des Hauses aus und die meisten Gäste wissen das und akzeptieren das auch, bzw. kommen sogar extra deswegen“, so Steiner, der sich, gemeinsam mit 12 Mitarbeitern, hauptsächlich ums Service im Restaurant und das Weinangebot kümmert, daneben aber auch den Einkauf oder die Reservierungen managt.

Die Geschwister Hanna Sehn und Norbert Steiner führen das Looshaus bereits in 3. Generation. Fotos: Redtenbacher

Drei-Aromen-Kulinarik

Die Küche dagegen, für die viele Gäste schon mal extra aus Wien oder Graz anreisen, ist die Wirkstätte von Hanna Sehn. Als „ideenreich und bodenständig“ bezeichnet sie ihren Stil, idealerweise mit Zutaten aus der unmittelbaren Region. „Ich versuche nicht zu viele Komponenten auf den Teller zu bringen, mehr als drei verschiedene Aromen sollen es nicht sein. Außerdem steht das Grundprodukt im Mittelpunkt: Ein Reh soll nach Reh schmecken und nicht irgendwie verfälscht werden“, so Sehn. Und letztlich soll das Angebot jeden glücklich machen: der Wanderer, der gerade aus dem Wald kommt, soll ebenso etwa Passendes finden, wie der Generaldirektor, der nur wegen der Küche 100 Kilometer mit dem Auto fährt – kein ganz einfacher Spagat.

Und so steht dann ein in Kräuterbröseln gebackenes Schnitzel vom Kreuzberglamm ebenso auf der Karte wie gebackene Spinatknödel auf Schafkäsesauce oder Kürbisrisotto mit Parmesan und gebratenem Welsfilet. Gar keine Ambitionen auf eine Haube? „Haube brauche ich maximal im Winter, wenns kalt ist“, lässt Sehn wenig Zweifel an ihrer Ausrichtung. „Da würde ich mir selbst zu viel Stress machen und wenn man sieht, wie viele Kollegen speziell am Land gehyped wurden aber ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwunden sind – da bleibe ich lieber bodenständig.“

Auch die Lockdowns konnte man einigermaßen gut überstehen. Gutscheine wurden in dieser Zeit erfreulich viele verkauft, zu Silvester ein 5-Gänge-Menü zum Mitnehmen (Steiner lachend: „Herrlich, wir waren um 19 Uhr fertig. Das erste Silvester seit langem, das wir selbst feiern konnten.“) und sogar ein Heringsschmaus mit Musik wurde angeboten: Ein viergängiges Fischmenü mit einer Flasche Wein und einer Musik- CD – ebenfalls zum Mitnehmen. Die Gäste haben sich jedenfalls drum gerissen.

Looshaus Kreuzberg 60, 2650 Payerbach Tel. +43 (0)2666/529 11 steiner@looshaus.atInfo

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