Ohne Internetauftritt keine Gäste. Alle wissen es, aber nicht alle investieren in diese Schiene mit der nötigen Sorgfalt. Denn ein guter Webauftritt des eigenen Betriebes entscheidet mitunter über den Buchungsklick gegenüber dem Mitbewerber - heute mehr denn je. Denn Buchungsplattformen, anfänglich gerade von der Hotellerie als Heilsbringer gesehen, verlieren zunehmend an Attraktivität.
Die ständig steigenden Provisionen machten sie zu Blutsaugern. Den entscheidenden Schub gab es mit der Pandemie, denn potentielle Gäste hatten mehr Zeit, und das entpuppte sich für Hotelwebsites als deutlichen Vorteil. Zudem stellt Google mit Ende Mai sein Angebot „Book on Google“ wegen zu geringer Nutzung ein.
Eine Option, die Transaktionen für Hotels und OTAs erleichtern sollte. Gebucht wird künftig (über eine Schnittstelle) direkt auf der Hotelwebsite oder in einer gelisteten OTAs. Direktbuchungen auf der eigenen Homepage sind auch zielführender: Nur der Gastgeber selbst ist in der Lage, den richtigen Gast zu finden, der ins Haus passt. Nur er kennt sein Hotel wirklich! Wie soll die Buchungsplattform schließlich wissen, dass der Schmäh des Masseurs besonders die Gäste aus dem hohen Norden anspricht.
Deshalb müssen Hoteliers und Tourismusvereine für die optimale Umsetzung ihre Gäste gut kennen – was ohnehin meist der Fall ist: Sie wissen, dass Deutsche kaum posten und Asiaten ausschließlich online buchen (dann besonders gern, wenn das Bild vom Wiener Schnitzel ansprechend ist). Ganz nebenbei bedeuten Direktbucher auch mehr Gewinn, weil die Provisionen wegfallen.
Laut ÖHV werden 30 % der Buchungen über Online-Kanäle getätigt, die Direktbuchungen auf den Hotel-Websites haben sich zwischen 2019 und 2021 verdoppelt. 30 % der Stammgäste buchen laut Prodinger Tourismusberatung zu 100 Prozent direkt auf der Hotel-Website. Das Potenzial ist da, es liegt also am Hotelier, es zu nützen. Buchungsplattformen sind nicht per se schlecht, aber es gilt, das Augenmerk auf Input/Output zu legen.
Digitalisierung bestimmt den Markt
Digitale Tools sind auch in Oberösterreich ein Thema und werden hier zum Beispiel bei der Kulinarik für Gäste auffindbar gemacht. Etwa mit dem „Upperguide“: Die für mobile Nutzung optimierte Plattform verwendet standortbezogene Daten, um Gastronomiebetriebe in der unmittelbaren Umgebung eines Internet-Nutzers vorzuschlagen und ermöglicht damit eine naheliegende Auswahl für den Wirtshaus- oder Restaurantbesuch.
Weil Corona bekanntermaßen der Digitalisierung einen ordentlichen Schub verpasste, sieht die Landes-Tourismusstrategie 2022 für Tourismusbereich die Entwicklung digitaler Anwendungen vor, die das Reise-Erlebnis der Gäste sinnvoll erleichtern. Gleichzeitig ist es notwendig, den Tourismusbetrieben nützliche und leicht anzuwendende digitale Werkzeuge bereitzustellen. Aktuelles Beispiel: die „myOberösterreich“ App.
App-Nutzer sammeln beim Check-In in der Gastronomie, in Beherbergungs- und Freizeitbetrieben Punkte, die sie in der Folge einsetzen, um an „Challenges“ und exklusiven Gewinnspielen teilzunehmen. Gleichzeitig erhalten die Nutzer durch gezieltes Messaging regelmäßige Urlaubstipps. So kann die Stammgäste- bzw. Besucherbindung unkompliziert gestärkt werden.
Zur Unterstützung der Tourismusbetriebe in Sachen Digitalisierung werden eCoaches eingesetzt, die in der Branche „Hilfe zur Selbsthilfe“ bei Fragen zum digitalen Auftritt anbieten, von Webseiten über Social Media bis hin zu Buchungs- und Bewertungsplattformen. Mittlerweile unterstützen in Oberösterreich 40 eCoaches in 17 Tourismusverbänden die touristischen Leistungsträger mit ihrem Wissen.
www.oberoesterreich-tourismus.at/ecoach
Kommt der Prophet nicht zum Berg …
... dann kommt der Berg zum Propheten! Sprichwörtlich übersetzt heißt das für den Tourismus, dass aus den heimischen Tourismus-Hochburgen regelmäßig Abordnungen in die buchungsstärksten Länder zu Werbetagen ausschwärmen – auch im eigenen Land. Der Steiermark- Frühling in Wien, der normalerweise jedes Jahr im April stattfindet, ist so etwas wie das Wiedersehen von alten Freunden. Man umarmt einander, trinkt ein Glaserl Schilcher und bucht ganz nebenbei den nächsten Urlaub beim Gastgeber – der zwischenzeitlich ja schon zum Freund geworden ist.
Steirisch Herbst’ln heißt das Ganze dann in Linz. Im Salzkammergut ging man 2018 mit der größten Werbe-Einzelveranstaltung bereits zum sechsten Mal nach Dortmund zu speziellen Marketingtagen. Sämtliche Tourismusverbände rückten mit regionalen Handwerken, der Präsentation von regionalen Traditionen und natürlich der Kulinarik an.
Seitdem kennen die Dortmunder auch das Gössl-Dirndlspringen in einen Wassercontainer. Sich den Menschen vor Ort zu präsentieren bleibt im Gedächtnis und der Gast hat dann auch ein bisschen das Gefühl, in etwas Vertrautes zu reisen.
Wien Tourismus setzt schon seit langem auf spektakuläre Auftritte im öffentlichen Raum von Ballungszentren der Zielmärkte, die stets mit Publikumsinteraktion und Einsatz digitaler Medien verbunden sind. So reisten dereinst die zwölf „Enzis“ nach Seoul und das Wiener Traditionsmobiliar war mit Österreich- Botschaften auf Englisch und Koreanisch beschriftet - Stunden später waren die Wien-Bilder über Twitter zigfach im digitalen Netz verbreitet.
„Je weiter der Markt entfernt ist, umso mehr muss man mit Klischees werben, aber auf zeitgemäße Art“, wie Walter Straßer von Wien Tourismus meint. Chinesische Blogger, auf Einladung von Wien Tourismus in der Stadt unterwegs, potenzierten mit Millionen von Followern das Wien Feeling in kürzester Zeit.
Goldschatz „Eingeborener“
Apropos Menschen: Der persönliche Kontakt wird gerade in oder trotz digitaler Zeiten immer wichtiger. Google ist gut und liefert schöne Bilder, Bewertungen sind aber deutlich wichtiger und die werden von Menschen abgegeben. Um das entsprechend zu lenken, werden Einheimische zu Tourismusbotschaftern: Sie führen die Gäste zu vermeintlichen Geheimplätzen, geben „Geheimtipps“, auf jeden Fall aber sind sie authentische Werbeträger.
Besser, als jedes Prospekt es kann. Und sie geben Antwort auf alle Fragen und das zumeist in einer Form, die für den Gast nicht als Werbebotschaft rüberkommt – selbst dann, wenn sie eine ist - sondern als persönlicher Tipp wahrgenommen wird.
Ich, Du, Wir
Schon seit längerem setzt man im Tourismus auf Vernetzung und Zusammenarbeit, die sich auch ganz stark in der vor einigen Jahren beschlossene Zusammenlegung von Tourismusregionen zeigt. Auch wenn das manchen nicht schmeckt, will man doch, dass das erwirtschaftete Geld ausschließlich in der eigenen Region bleibt.
Der Vorteil liegt trotzdem klar auf der Hand: Gemeinsames Budget, gemeinsame Werbemaßnahmen, das gemeinsame Entwickeln von Strategien, effizientere Ausgaben. Einer der Vorreiter war die Steiermark, die aus 96 Einzelverbänden 11 Erlebnisregionen machte und mit genau diesem Begriff als Werbebotschaft hinausgeht. Jede Region hat einen spezifischen Schwerpunkt, der sich vorrangig aus den regionalen Gegebenheiten ergibt, wie etwa beim Thermen oder Vulkanland.
Darüber hinaus werden Zusammenschlüsse oft thematisch getätigt, wie Wanderdörfer, Skiwelten oder Golfregionen. Besonders bei ausländischen Gästen ist der Gesamtauftritt Österreich mit seinen verschiedenen Themenwelten wichtiger, als das Herausstreichen einzelnen Regionen. Hotels praktizieren das schon längst und präsentieren sich als Kinderhotels (siehe Seite 120), Wanderhotels, Wellnesshotels etc. und fahren gut damit. Man nützt Synergien wie gemeinsames Marketing, empfiehlt einander in der Gruppe weiter und hat dann den richtigen Gast im Haus.
Es lebe die Kooperation!
Schon vor Jahren totgesagt, erleben Kooperationen ein Revival, denn das Bündeln von Leistungen ist sowieso das A & O für den Erfolg. Ein Tourismusverband besitzt keine detaillierte Gästeinformation über die Vorlieben des Gastes – der Hotelier schon und der Skiverleih vielleicht auch. Die am besten nachvollziehbaren Auswertungen gibt es derzeit über Gästekarten, die zumindest die abgerufenen Leistungen messen – wenn auch anonym.
Karten sind also nicht nur Gästebindungs-Module sondern auch touristische Spione. Sogenannte Tourismus-Clouds werden wohl eines der wichtigsten Vermarktungsinstrumente der Zukunft. Denn kaum ein anderer Sektor verfügt mit Dienstleistern, Transporteuren, Mitarbeitern in den Betrieben und den Reisenden selbst über ein derart großes Netzwerk.
Sie zu bündeln schafft die Möglichkeit, eine Region in ihrer Gesamtheit abzubilden. Was jetzt schon im Kleinen sehr oft geschieht – Gastronomen, Hoteliers, Handwerker und Bauern einer Region arbeiten zusammen – muss künftig auf überregionaler Ebene geschehen. Allianzen, Kooperationen, Vernetzungen – die vor Jahren totgesagten Kooperationen erleben gerade ein Revival!
Werben um den Gast bis zum letzten Tag!
Kurzfristig, wetterabhängig, nach Lust & Laune: Die Buchungen werden immer kurzfristiger und erfordern hohe Flexibilität seitens der Hoteliers. „Doch wer Veränderung will, muss auch unkonventionell denken“, sagte der Münchner Philipp Hahn, Berater von Weltmarken, im Zuge des ersten „Alpbachtal Tourismus Zukunftstages“ vor rund 200 Touristikern.
Dafür sei Tiktok ein Beispiel dafür: Je simpler die Videos gestrickt sind, desto mehr Likes erhalten sie. „Geben Sie den Menschen ein Gesicht. Filmen Sie Ihre Mitarbeiter, wenn sie morgens gut gelaunt sind. Denn letztlich geht es im Urlaub darum, Spaß zu haben“, so Hahn.
„Dem Google-Rating vertrauen Menschen oft mehr, als der Meinung ihres Partners“. Je besser die Sterne-Ratings sind, desto besser werde man gebucht, so Hahn. Daher sollten sich Touristiker die Mühe machen und ihre zufriedenen Kunden um Bewertungen fragen.
Diese seien das wertvollste Trinkgeld. Digital, Internet und Websites sind also unumgänglich und wesentliche Tools: Aber Menschen sind nach wie vor die wichtigsten Botschafter! So wird der Einheimische zum Fremdenführer, wie es bei den Family Austria Hotels mit dem Buddy von Beginn an der Fall war. Und das ist immerhin 30 Jahren her!