Im Familienbetrieb werden typische Spezialitäten des Nahen Ostens verkauft.
„Dr. Falafel“ nennt sich der Stand von Emanuel Yagudayev auf dem Wiener Naschmarkt, wo die vielleicht besten Falafel Wiens produziert werden. Und neuerdings sind diese auch für die Gastronomie erhältlich.
Es waren mehrere Anläufe nötig, bis Emanuel Yagudayev Wien als Heimat gefunden hat. Geboren in Usbekistan zog er als Kind mit den Eltern nach Israel. Mit 20 Jahren, in den späten 1980ern, wollte er die Welt sehen, kam nach Wien, um hier eine Weile bei einem Cousin am Naschmarkt zu arbeiten und dann weitere Länder in Europa zu entdecken. Doch das Geld war deutlich schneller zu Ende als die Entdeckungslust, also ging es wieder zurück zum Naschmarkt, um hier weiter zu arbeiten. Diesmal blieb Yagudayev gleich zehn Jahre, heiratete – und ging wieder nach Israel zurück. Ein paar Jahre später erfolgte die Scheidung und Yagudayev zog es 1998 es wieder nach Wien. „Mein Vater hat in Israel einen gut gehenden Stand mit Falafel gehabt. Hab ich mir gedacht, das müsste auch in Wien funktionieren, zumal schon damals die ersten Trends in Richtung vegetarische Ernährung zu erkennen waren“, erklärt „Dr. Falafel“, der seit damals am Wiener Naschmarkt jeden Tag mehrere tausend Falafel-Bällchen nach einem streng gehüteten Familienrezept herstellt. Woher der Name „Dr. Falafel“ stammt? Yagudayev lacht: „Ich bin zwar nur ausgebildeter Zahntechniker, meine Mutter, die Krankenschwester war, hätte sich allerdings immer einen Arzt in der Familie gewünscht. Leider hat bei uns das Geld nicht für ein Studium gereicht. Daher habe ich mich ‚Dr. Falafel‘ genannt, um ihr eine Freude zu machen.“
Familienangelegenheit
Inzwischen hat Yagudayev ein zweites Mal geheiratet und sowohl die aktuelle Frau wie auch Yagudayevs Kinder arbeiten – gemeinsam mit 25 Angestellten – im Familienbetrieb mit, bei dem inzwischen schon lange nicht nur Falafel, sondern auch andere typische Spezialitäten des Nahen Ostens verkauft werden, von Antipasti über Käse und Kebab bis hin zu Tzatziki und mehreren Hummus- Sorten – letztere ebenfalls nach eigenen Rezepten. Außerdem hat Yagudayev einen florierenden Gewürzhandel unter dem Namen „Gewürzland“ etabliert, bei dem sowohl an einem Nebenstand des Naschmarktes als auch online rund 500 verschiedene Gewürze plus 250 weitere Gewürzmischungen verkauft werden.
Expansion hat Yagudayev zwar nie gereizt, obwohl es an Angeboten nicht gefehlt hat, doch bei einem Angebot ist der „Doktor“ jüngst doch schwach geworden: Ergün Kuzugüdenli ist Geschäftsführer des Handelsunternehmens Ay Pilic und bekommt künftig die Falafel frisch geliefert, friert sie ein und vertreibt diese dann an die heimische Gastronomie. Yagudayev: „Wir haben zwar schon bisher auch einige sehr bekannte Restaurants und auch Hotels in Wien beliefert, aber der überwiegende Teil der Produktion ging an den Endkunden bzw. an Cateringfirmen.“ Jetzt will der „Doktor“ mit der Kooperation diesen Absatzmarkt deutlich ausbauen. Diagnose: Das wird wohl nicht allzu schwer fallen.