Die Ravensburger Hütte

Hüttenwirt zu sein bedeutet ein Multitalent zu sein. Wie man auf die Idee kommt eine Hütte zu bewirtschaften und welche Voraussetzungen es benötigt, erzählt uns Thomas Eder von der Ravensburger Hütte in Vorarlberg.

Alltag mit HerausforderungenDie Wanderroute wurde festgelegt, die Wanderschuhe sind an, der Rucksack ist gepackt und die Wanderstöcke sind in der Hand – schon kann‘s losgehen. Für viele Menschen gehört das Wandern zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen. Dabei wird das regelmäßige Auftankten der Energiereserven in der Natur von Jung und Alt geschätzt und auch für beinahe jede Kondition gibt es eine passende Route. Fernab von Verkehr und Menschenmassen abschalten und die frische Luft sowie atemberaubende Panoramablicke auf den Bergen genießen – wer einmal das echte Bergleben erkundet und erlebt hat, der weiß es zu schätzen. Und eines darf bei einer Wanderung natürlich nicht fehlen: das Einkehren in Almhütten.

Damit die hungrigen Wanderer auch in den Genuss von kulinarischen Schmankerln kommen, benötigt es engagierte Hüttenwirte, die mit vollem Einsatz und Herzblut ihre Hütten bewirtschaften. Hüttenwirt zu sein, bedeutet ein Multitalent zu sein, das kann auch Thomas Eder von der Ravensburger Hütte bestätigen. „Während der Saison ist es entscheidend, flexibel und belastbar zu sein. Ein Hüttenwirt sollte zudem Durchhaltevermögen, Voraussicht und Innovationskraft mitbringen. Besonders wichtig ist auch ein gutes technisches Verständnis, da die abgeschiedene Lage der Hütte es oft schwierig macht, bei technischen Problemen schnell Hilfe von außen zu bekommen.

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So bin ich oft selbst gefordert, Lösungen zu finden, ob es um die Kläranlage, die Wasserversorgung oder andere technische Aspekte geht“, erzählt der begeisterte Hüttenwirt. Thomas ist von Mitte Juni bis Ende September bzw. Anfang Oktober, abhängig von der Wetterlage, auf der Ravensburger Hütte anzutreffen. Die Hütte am Arlberg in Vorarlberg liegt auf einer Höhe von 1.948 Meter über dem Meer und ist eine Alpenvereinshütte. Sie ist sowohl Stütz- und Ausgangspunkt für Kletter- und Wandertouren als auch ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen und die tolle Hüttenkulinarik sowie die besondere Gastfreundschaft und den Panoramablick auf den Spullersee zu genießen. Egal, ob Extremsportler oder gemütlicher Spaziergänger, ob alleine, in der Gruppe oder als Familie – in der Ravensburger Hütte sind alle herzlich willkommen.

Alltag mit Herausforderungen

Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee Hüttenwirt zu werden? „Die Idee Hüttenwirt zu werden entstand aus meiner seit der Kindheit tiefen Verbundenheit zu den Bergen und der Natur. Meine Kindheit habe ich im Montafon erlebt und von Kindesbeinen an waren die Berge und die alpine Welt meine ständigen Begleiter. Die Natur, die Ruhe und die beeindruckenden Landschaften haben mich schon immer fasziniert und begleitet“, erzählt Thomas, der seinen Gästen auch gerne Tipps zu den Wanderungen gibt. „Nach vielen Jahren in der IT-Branche habe ich durch meinen Bruder zufällig von der Möglichkeit erfahren, eine Hütte zu bewirtschaften. Diese Idee hat mich sofort angesprochen, da sie sowohl eine psychische als auch physische Herausforderung darstellt und mir die Möglichkeit gibt, etwas Eigenes zu bewegen und selbstständig zu gestalten“, zeigt sich Thomas von der Funktion als Hüttenwirt begeistert.

Dass die Arbeit hoch oben auf dem Berg mit großen Anstrengungen und so manchen Hindernissen verbunden ist, davon bekommen die meisten Wanderer oft gar nichts mit. Was vielleicht so einfach aussieht, ist allerdings mit viel Schweiß verbunden. „Ein typischer Tag auf der Hütte beginnt sehr früh und endet oft erst spät in der Nacht“, so Thomas. Gastgeber auf einer Berghütte zu sein, bringt auch so manche Herausforderungen mit sich. „Was einen guten Hüttenwirt ausmacht, ist in erster Linie Gastfreundschaft und eine nachhaltige Denkweise. Der Alltag auf der Hütte bringt viele Herausforderungen mit sich. Obwohl jeder Tag ähnlich beginnt, ist er doch immer wieder anders. Es erfordert Vielseitigkeit, denn man ist gleichzeitig Techniker, Alpinist und Gastronom und muss schnell auf neue Situationen reagieren können“, erzählt der Hüttenwirt. Wer einen detaillierten Einblick in den Alltag eines Hüttenwirts bekommen möchte, der findet auf der Homepage der Ravensburger Hütte einen Link zu dem YouTube-Video: Ein Tag als Hüttenwirt von Thomas Eder.

Vorbereitungen auf die Saison und Fachkräftemangel

Thomas Eder mit seinem motivierten Team.
Thomas Eder mit seinem motivierten Team.

Während der Rucksack für die Wanderung schnell einmal gepackt ist, nimmt die Planung für die Hütteneindeckung schon deutlich mehr Zeit in Anspruch. Im Laufe einer Saison werden etliche Tonnen Lebensmittel und sonstige Materialien benötigt. Diese Dinge müssen erstmal eingekauft und an ihr Ziel, also zur Ravensburger Hütte, gebracht werden. „Die Vorbereitung auf die Saison ist sehr umfangreich und beginnt lange im Voraus. Jährlich müssen tausende Reservierungen verwaltet werden, was eine sorgfältige Planung und die Suche nach geeignetem Personal erfordert. Langfristige Beziehungen zu Lieferanten sind ebenso wichtig, um eine konstante und nachhaltige Versorgung sicherzustellen. Heutzutage ist es wie in vielen Bereichen eine große Herausforderung geeignetes Personal zu finden. Besonders in der Gastronomie und Hotellerie wird der Fachkräftemangel immer spürbarer, was es umso wichtiger macht, ein starkes Team zu bilden und zu halten. Die Rahmenbedingungen im Vertrag mit dem Alpenverein spielen hier eine wichtige Rolle“, erklärt Thomas die Arbeiten, die im Vorfeld anfallen.

Qualifizierte und motivierte Fachkräfte und ausreichend Schlaf sind im Prinzip auch die Dinge, die sich der Hüttenwirt wünschen würde zu haben bzw. die nur schwer zu bekommen sind. Ein Hüttenjob ist nicht mit einem „normalen“ Gastrojob zu vergleichen, weshalb Thomas auf Mitarbeiter setzt, die den Job aus Überzeugung machen. Die Einsatzbereitschaft, also das Wollen, zählt für den Hüttenwirten viel mehr als die fachliche Qualifikation. „Den Gästen ist es ziemlich egal, ob der Teller von links oder rechts serviert wird“, schmunzelt der Vorarlberger. Während der Saison ist die Hütte über eine Straße zu erreichen, das erleichtert natürlich die Anlieferung von Lebensmitteln etc. erheblich. Doch auch nach der Hüttensaison ist die Arbeit nicht gleich vorbei: „Am Ende der Saison müssen vor dem Verlassen der Hütte verschiedene Arbeiten erledigt werden. Dazu gehört unter anderem, die Hütte winterfest zu machen, indem beispielsweise das Wasser abgelassen wird. Auch die Entsorgung von Abfällen und notwendige Instandsetzungen stehen auf der Liste.“

Besondere Hütten-Schmankerl

Genauso unterschiedlich wie die zu entdeckenden Regionen und Berggipfel, sind auch die angebotenen Speisen auf den Hütten. Doch eines kann gesagt werden: Die Schmankerl in luftiger Höhe spielen in ihrer eigenen Liga. „Kulinarisch bieten wir auf der Ravensburger Hütte eine besondere Spezialität an: ,Nepalesische Momos‘. Chefkoch Shiva (aus Nepal) bringt somit ein kleines Stück seiner Heimat auf die Berghütte. Und das wird vor allem von den einheimischen Gästen sonntags immer öfter anstatt des Schnitzels genossen“, freut sich Thomas und fasst das Arbeiten auf der Hütte so zusammen: „Zusammengefasst bietet die Arbeit auf einer Hütte sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Arbeit konzentriert sich auf eine kurze Öffnungszeit von etwa 3–5 Monaten, in denen man 100 Tage lang ununterbrochen Vollgas geben muss. Andererseits trifft man auf 2.000 Metern Höhe auf ein besonderes Publikum, was die Arbeit und den Alltag sehr bereichert.“

Info

Ravensburger Hütte

Thomas Eder

  • Telefon: +43 664 5005526 (nur im Sommer aktiv)
  • Infos zur Anreise und Reservierungen auf der Homepage: www.ravensburgerhuette.at
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