Seit der Eröffnung des ersten Wiener Kaffeehauses im 17. Jahrhundert haben die gemütlichen Cafés einen festen Platz im Leben der Wiener eingenommen. 2011 wurde die Wiener Kaffeehauskultur von der UNESCO sogar zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Doch wie zeitgemäß ist diese Tradition noch? Dieser Frage widmete sich die Fachgruppe der Kaffeehäuser in Zusammenarbeit mit der KMU Forschung Austria. Die Ergebnisse der aktuellen „Kaffeehausstudie 2024“ zeigen: Der Charme des Wiener Kaffeehauses ist ungebrochen.
Das zweite Wohnzimmer der Wiener
Der Besuch im Kaffeehaus ist für viele Wiener ein fester Bestandteil des Alltags. Laut der Studie gibt ein Drittel der Bevölkerung an, mindestens einmal pro Woche ins Café zu gehen. Für mehr als ein Viertel sind es mehrere Besuche im Monat. Auffällig: Rund zwei Prozent der Wiener Bevölkerung – das sind mehr als 32.000 Menschen – verbringen täglich Zeit im Kaffeehaus. „Im Schnitt hat jedes der rund 2.000 Wiener Kaffeehäuser also 16 Stammgäste, die jeden Tag kommen“, sagt Wolfgang Binder, Obmann der Fachgruppe Kaffeehäuser in der Wirtschaftskammer Wien, stolz.
Für viele Gäste dient das Kaffeehaus als Treffpunkt mit Freunden und Familie. „70 Prozent der Befragten besuchen das Kaffeehaus, um Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen“, erklärt Binder. 61 Prozent kommen, um eine Tasse Kaffee zu genießen, und 38 Prozent suchen hier gezielt Entspannung. „Die Grundfunktion des Kaffeehauses hat sich seit hundert Jahren kaum verändert“, so Binder weiter.
Ein erschwingliches Vergnügen
Neben der besonderen Atmosphäre spielt auch der Preis eine Rolle. Die Wiener Melange, ein Klassiker in den Kaffeehäusern, kostet in den meisten Fällen zwischen 3 und 3,99 Euro, wie 54 Prozent der Befragten angaben. 29 Prozent zahlen etwas mehr, zwischen 4 und 4,99 Euro, und nur 13 Prozent finden die Melange für unter 3 Euro auf der Speisekarte. Neben Kaffee gehört Kuchen zu den beliebtesten Bestellungen. 57 Prozent der Gäste greifen zu Torten und Kuchen, während 42 Prozent das vielfältige Frühstücksangebot bevorzugen.
Die Studie zeigt zudem, dass ein Großteil der Gäste für ihren Kaffeehausbesuch weniger als 15 Euro ausgibt – 30 Prozent kommen sogar mit weniger als 10 Euro aus. Und: Die Wiener zeigen sich auch großzügig, wenn es um Trinkgeld geht. „Die Hälfte der Gäste gibt mindestens 10 Prozent Trinkgeld“, hebt Binder hervor.
Eine Liebeserklärung ans Kaffeehaus
Um die Bedeutung des Kaffeehauses im Wiener Alltag weiter zu stärken, startete die Fachgruppe Kaffeehäuser eine neue Imagekampagne. Mit dem Titel „Was der Gast nicht schafft, schafft die Gastwirtschaft“ wirbt Schauspieler Manuel Rubey als singender Ober für das Wiener Kaffeehaus. „Die Wiener Kaffeehäuser sind eine Love-Brand. Man kann vielleicht gut über sie schimpfen, aber man kann sie nicht nicht lieben!“, erklärt Marketingexperte Thomas Kratky, der die Kampagne mitgestaltet hat.
Auch in der modernen Welt bleibt das Kaffeehaus also ein unverzichtbarer Teil des Wiener Lebens, ein Ort der Gemütlichkeit, der Tradition und des Austauschs – und das täglich für Tausende von Menschen.