In jeder Ecke der Welt finden sich einzigartige Spezialitäten, die nicht nur das gastronomische Erbe eines Landes prägen, sondern auch deren kulturelle Identität widerspiegeln. Während die Hauptgerichte oft im Mittelpunkt stehen, verdienen auch die Saucen, die häufig als Beilage weniger Beachtung finden, unsere Aufmerksamkeit. Auch wenn jede Nation über eine Vielzahl von Saucen verfügt, sticht oft eine heraus, die zur kulinarischen Visitenkarte avanciert.
Die würzige Seele des Balkans
Den Anfang dieser Reise durch die Saucenwelt macht eine Gegend, nicht weit von Österreich – dem Balkan. Trotz der kulinarischen Vielfalt, die jedes Land dort zu bieten hat, gibt es eine Konstante: Ajvar, eine Sauce, die dem Ketchup locker den Rang abläuft. Serbien, Nordmazedonien, Bulgarien und Co. haben ihre eigenen Versionen kreiert, die oft von regionalen Zutaten und unterschiedlichen Zubereitungsmethoden beeinflusst sind. Eines bleibt jedoch unverändert: Ajvar ist der unbestrittene Star auf jedem Tisch, besonders wenn die Grillsaison eingeläutet wird.
Im Kern besteht Ajvar aus gerösteten Paprika und Melanzani, aber das allein wird seiner Komplexität nicht gerecht. Nach dem Rösten werden die Schalen entfernt und das Gemüse mit Zwiebeln, Knoblauch, Tomatenmark, Öl und Essig in einen würzigen Einklang gebracht. Ein Hauch Salz und Chili sorgt für den letzten Schliff und bringt die Aromen zum Leuchten. Die Sauce passt perfekt zu Gegrilltem wie Lamm oder Würstchen, macht sich aber auch großartig als Dip, Brotaufstrich oder Geheimzutat in Eintöpfen. Ajvar ist somit nicht nur eine Beilage – es ist das kulinarische Herz des Balkans.
Balance der Geschmäcker in China
Der zweite Stopp entführt nach China, in die Heimat einer Sauce, die die Küchen des Landes ordentlich aufheizt: die Szechuan- Sauce. Diese kräftige, geschmacksintensiveSauce stammt aus der südwestchinesischen Provinz Sichuan und ist ein wahres Feuerwerk der Aromen. Sie vereint die feurige Schärfe von roten Chilis mit Akzenten von Knoblauch und Ingwer, gekrönt von einer angenehmen Süße.
Das Besondere an dieser Sauce sind die prickelnden Szechuan Pfefferkörner, die jedem Bissen das gewisse Etwas verleihen. Obwohl sie den Namen „Pfeffer“ tragen, zählen diese Körner nicht zur Pfefferfamilie, sondern gehören zu den Zitrusgewächsen. Szechuanpfeffer zeichnet sich durch ein einzigartiges Aroma aus, das leicht betäubend und zugleich zitrusartig mit einem Hauch von Schärfe ist. Je nach Dosierung kann das Mundgefühl etwas taub werden, während auf der Zunge ein prickelndes, elektrisierendes Gefühl entsteht. Die perfekte Balance aus Schärfe, Würze und Tiefe macht die Szechuan-Sauce zur idealen Begleitung für Wokgerichte, als Marinade für Fleisch oder Tofu und natürlich als Dip. Klassiker wie Mapo Tofu oder Gong Bao-Huhn wären ohne diese Sauce unvorstellbar. Ihr komplexer Geschmack fängt die Essenz der chinesischen Küche ein, wo Würze und Vielfalt immer im Mittelpunkt stehen.
Argentiniens Kräutergeheimnis
Unsere kulinarische Entdeckungstour führt uns letztlich nach Südamerika, genauer gesagt ins sonnenverwöhnte Argentinien. Hier findet man eine Sauce, die Fleischgerichte in eine neue Geschmacksdimension katapultiert: Chimichurri. Diese aromatische Mischung aus frischer Petersilie, Thymian, Oregano, Lorbeer und Knoblauch entfaltet zusammen mit Aji Molido (getrocknete Chiliflocken), Zwiebeln, Salz und Pfeffer ihre volle Magie. Angereichert mit einer Essenz aus Öl und Essig, sollte die Mischung über Nacht im Kühlschrank ruhen, damit die Aromen der Kräuter Zeit zum Entfalten haben.
Ob mild oder scharf – Chimichurri bringt immer einen Kick mit sich. Die schärferen Varianten enthalten dementsprechend mehr Paprika, fein gehackte Chilis oder Pfeffer. Traditionell wird Chimichurri zu gegrilltem Rindfleisch serviert, besonders beim legendären argentinischen Asado, wo es als unverzichtbare Beilage gilt. Doch auch als Marinade für Fisch, Gemüse und Geflügel oder als Topping auf einem Choripán, der argentinischen Bratwurst im Weißbrot, sorgt diese Sauce für einen unverwechselbaren Geschmack.