Der Trend zum alkoholfreien Bier ist ungebrochen: Die Studie zum aktuellsten Bierkulturbericht der Brau Union bestätigt, dass wer gerne Bier trinkt, auch alkoholfrei immer lieber mag. Sowohl in puncto Genuss als auch in puncto Ansehen ist alkoholfreies Bier klar auf dem Vormarsch. So ist sich eine absolute Mehrheit (57%) sicher, dass alkoholfreies Bier an Ansehen gewonnen hat. Das ist ein Plus von 12 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Bei den regelmäßigen Bierkonsumenten unterschreiben sogar 60 Prozent diese positive Veränderung. Auch beim Genuss von alkoholfreiem Bier sprechen die Zahlen für sich – tranken 2017 noch 17 Prozent gerne alkoholfrei, sind es inzwischen 28 Prozent. Besonders deutlich zeigt sich der Trend bei den Jüngeren von 18 bis 29 Jahren: Hier sind es 32 Prozent.
Dass alkoholfreie Biere inzwischen schon längst im Mainstream angekommen sind, beweist auch ein Blick auf die Statistik: Mit einem Marktanteil von rund 3,3 Prozent hat sich der AF-Absatz in den vergangenen zehn Jahren nicht nur mehr als verdoppelt, in Österreich wird aktuell auch mehr AF-Bier getrunken als etwa Pils (2,8%) oder Weizenbier (2,1%).
Geänderter Lebensstil
Das weiß man auch bei Getränkehändler DelFabro-Kolarik, wo man mit dem Budvar Nealko ein AF-Bier im Portfolio hat, bei dem man tatsächlich schon zweimal „hintrinken“ muss, um zu erkennen, dass hier der Alkohol fehlt: „Dank raffiniertem Brauhandwerk schmecken alkoholfreie Biere heute besser denn je.
Längst werden sie nicht als gezwungene Alternative, sondern zum Genuss bestellt; denn immer mehr Menschen trinken immer weniger Alkohol. Ein bewusster Lebensstil ist heute vielen Gästen wichtig und das spiegelt sich auch in den steigenden Absatzzahlen wider. Dass der Absatz von alkoholfreiem Bier bereits über dem von Pils oder Weizen aus österreichischen Brauereien liegt, ist eine echte Ansage! Viele Gastronomen haben das Potenzial bereits erkannt und der alkoholfreien Variante den passenden Platz auf der Getränkekarte gesichert“, so Biersommelier- Staatsmeister Michael Kolarik- Leingartner.
Einen „verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol“ propagiert auch die Brau Union schon seit langem, weshalb dem AF-Portfolio bei der Heineken- Tochter besonders viel Platz eingeräumt wird: Satte zehn unterschiedliche AF-Sorten werden hier angeboten, als Lager-, Weizenbier oder Radler, als „normales“ AF-Bier mit einem gesetzlich zulässigen Restalkoholgehalt von wenigen Zehntel-Prozent bis hin zu echten 0,0-Varianten.
Lightbiere unterhalb der Wahrnehmungsschwelle
Interessanterweise ist hierzulande dafür die Kategorie der Lightbiere praktisch nicht existent. Mit einem Marktanteil von unter 0,1 Prozent liegt diese Kategorie im statistischen Nirvana, wobei man jetzt natürlich rätseln könnte, ob Lightbier nicht getrunken wird, weil es kaum echte Lightbiere in Österreich gibt, oder ob solche nicht gebraut werden, weil sie kein Mensch trinkt.
Zu den wenigen nennenswerten Produzenten von Lightbieren gehört jedenfalls auch wieder die Brau Union mit dem Zipfer Drei (3 % Alkohol), das bereits 1997 – damals noch unter der Marke „Zipfer Medium“ – auf den Markt kam und bis heute (eigentlich zu Unrecht) ein Mauerblümchendasein fristet, obwohl es seit über 25 Jahren relativ vollen Biergeschmack bei deutlich reduziertem Alkoholgehalt bietet. Tests, die mit geeichten Alkomaten durchgeführt wurden haben damals gezeigt, dass etwa die 0,5-Promille-Grenze mit diesem Bier unter Alltagsbedingungen kaum zu erreichen war.
Sessionbiere als jüngster Trend
Deutlich mehr Erfolg haben in den letzten Jahren dafür die sogenannten „Sessionbiere“, also Biere mit nur leicht vermindertem Alkohol (etwa 4 – 4,5 Prozent), die geschmacklich von einem „echten“ Märzen tatsächlich fast nur mehr im direkten Vergleich zu unterscheiden sind. Zipfer Hell, Gösser Helles wären klassische Beispiele für diese Kategorie, Ottakringer bietet hier mit dem Big Easy sogar ein Session-IPA mit nur 4,3 % Alkohol an. Die Grenzen verschwimmen also immer mehr.