GASTRO: Herr Neuhofer, wie viele Heumilch- Bauern gibt es?
Karl Neuhofer: In Österreich gibt es rund 6.500 Heumilch-Bauern, die sich bewusst für diese traditionelle und nachhaltige Wirtschaftsweise entschieden haben. Dazu kommen 60 Molkereien, Käsereien und Sennereien, die Heumilch verarbeiten. Sie alle sind Mitglieder der ARGE Heumilch Österreich.
Welche wichtigsten Kriterien kennzeichnen die Heumilch?
Heumilch steht für eine nachhaltige und natürliche Milcherzeugung. Unsere Kühe bekommen im Sommer frische Gräser und Kräuter, im Winter bestes Heu – vergorene Futtermittel wie Silage sind streng verboten. Diese traditionelle Fütterung wirkt sich positiv auf die Tiergesundheit aus, schont die Umwelt und sorgt für eine besondere Milchqualität, die sich in unseren Käsespezialitäten widerspiegelt.
Für welchen Käse wird Heumilch vorrangig herangezogen?
Aufgrund der natürlichen Fütterung hat Heumilch von Natur aus ein besonderes Aroma und eignet sich daher ideal für die Käseherstellung. Ihre hohe Qualität ermöglicht es, Käse ohne Zusatz von Konservierungsmitteln oder intensive mechanische Behandlung herzustellen. Deshalb ist Heumilch besonders für lang gereifte Käsesorten wie Original Bergkäse oder Original Emmentaler geeignet.
Welcher Heumilch-Käse findet sich in der Gastronomie?
Hier kommen vor allem Hart- und Schnittkäse zum Einsatz. Das Angebot variiert je nach Region – in den Alpenregionen findet man beispielsweise oft würzigen Bergkäse, während in anderen Teilen Österreichs milderer Schnittkäse bevorzugt wird.
Der Großteil des Heumilch-Käses geht in den Export – warum wird im eigenen Land nicht mehr angeboten?
Heumilch-Käsespezialitäten sind in Österreich und Deutschland besonders gefragt, da die Konsumenten dort die hohe Qualität und den natürlichen Geschmack schätzen. Der hohe Exportanteil liegt vor allem an der Größe des deutschen Marktes, wo Heumilch- Käsespezialitäten immer beliebter werden. Aber auch viele Gäste, die in Österreich Urlaub machen, genießen unsere Spezialitäten und möchten dieses Geschmackserlebnis zu Hause fortsetzen.
Wie sieht das Zukunftsszenario aus, wohin geht der Weg der Heumilch?
Heumilch wurde 2024 von der FAO als landwirtschaftliches Kulturerbe von globaler Bedeutung anerkannt – eine Auszeichnung für die nachhaltige Wirtschaftsweise, das resiliente Produktionssystem und den besonderen Rohstoff für die Käseherstellung. Unsere Aufgabe ist es, dieses wertvolle Erbe zu erhalten und weiterzuentwickeln. Denn Heumilch ist nicht nur eine Tradition, sondern auch die Milch der Zukunft. Als ARGE Heumilch bündeln wir alle Kräfte, um die nachhaltige Heuwirtschaft und den besonderen Rohstoff Heumilch langfristig zu sichern. Wir blicken optimistisch in die Zukunft und setzen 2025 alles daran, den Absatz von Heumilch-Käsespezialitäten weiter anzukurbeln.