Österreich gehört zu den 20 reichsten Ländern der Welt. Dennoch sind hunderttausende Menschen von Armut betroffen – und zwar von Ernährungsarmut. Laut einer Umfrage, die vergangene Woche veröffentlich worden ist, kann sich jeder achte Mensch in Österreich nicht mit einer entsprechenden Ernährung gesund halten. Für mich ist diese schockierende Zahl ganz klar das Ergebnis eines Systemversagens. Und zwar auf einigen Ebenen.
Zum Beispiel fließen in unserem Gesundheitssystem jedes Jahr hunderte Millionen Euro in die Behandlung von Krankheiten. Gleichzeitig haben hunderttausende Menschen keinen Zugang zu einer gesunden Ernährung, sei es nun aus einem Mangel an Wissen oder finanziellen Mitteln. Das ist absurd, ist die Ernährung doch die Basis unserer Gesundheit. Auch in unserem Bildungssystem gibt es viel Aufholbedarf. Denn eine gesunde Ernährung und der Umgang mit Lebensmitteln müssen erst einmal erlernt werden. Nicht alle Kinder und Jugendlichen haben das Glück, dieses Wissen von zuhause mitzubekommen. Deshalb muss das Thema Ernährung unbedingt in die Schule. Denn Ernährungskompetenz darf keine Frage der Herkunft oder des sozialen Status sein.
Dass die Menschen ein gewisses Maß an Wissen über Lebensmittel und Ernährung haben, ist für die Gastronomie besonders relevant. Denn aufgeklärte Gäste wissen, warum etwa ein hochwertiges Stück Fleisch aus Österreich deutlich teurer ist als Billigfleisch von Irgendwo. Sie erkennen, ob es sich um aufgewärmte Convenience-Ware oder ein frisch und aufwändig zubereitetes Gericht handelt. All das muss genauso erlernt werden wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Und gehört daher auch auf jeden Lehrplan.