Im 23. Wiener Gemeindebezirk hat ein kambodschanisches Restaurant eröffnet, über das die lokale Kritik nur lobende Worte findet. Darum haben wir uns mit der S-Bahn auch dorthin aufgemacht – ist ja eine kleine Reise von der Innenstadt. Angekommen fühlt man sich wie out of Vienna: mehrstöckige, nagelneue Wohnbauten mit viel öffentlichem Freiraum, ohne Autos, aber auch mit wenigen Menschen auf der „Straße“. Gibt’s hier etwa noch freie Wohnungen? So stellen sich Stadtplaner das Wohnen der Zukunft vor. Es sieht aus wie in der Seestadt, ein bisschen unwirklich, nun gut, es muss nicht immer Gründerzeit sein. Mitten drin liegt das „Châmpa“. Es wirkt in seiner unterkühlten Schlichtheit wie die Kantine für die Bewohner der umliegenden Gebäude. Und die lieben es, es war gar nicht so einfach hier einen Tisch zu bekommen.
Auf der Karte stehen spektakulär klingende Gerichte: Sach Ko Char Kreoung (gebratenes Rind mit Zitronengras und Kurkuma), Bai Moan (Hühnerkeule mit eingelegtem Gemüse) oder Char Ktis (Faschiertes vom Schwein mit Kokosmilch). Leider entpuppt es sich dann am Teller zwar als schmackhaft, aber wenig exotisch. Vermutlich dachten sich die Betreiber: Wir dürfen die Atzgersdorfer nicht überfordern. Vermutlich denken sie da auch genau richtig. Was ihre Gerichte aber in jedem Fall zu etwas Besonderem macht, ist die Herkunftsangabe ihrer Produkte: Das Huhn ist ein Sulmtaler, Schwein kommt vom Hödl, einem der letzten ernstzunehmenden Fleischhauer Wiens. Die Sashimi sind aus „schottischem Junglachs“ (was immer das ist), natürlich gibt es auch vegane Gerichte. Prangt alles stolz auf der Karte. Da hat jemand verstanden, von wo heute der Wind pfeift in der Gastronomie. Vielleicht ist das Lokal deshalb so voll? Genießen mit (halbwegs) gutem Gewissen? Gesund ist diese frische asiatische Küche ohnehin. Deshalb funktioniert sie auch in Atzgersdorf.
Châmpa
Scherbangasse 9, 1230 Wien
www.champa.at