„Heute koche ich anders als vor vier Monaten“

Und morgen auch wieder! Christoph Held, allseits bekannt unter Krauli, bekocht den Siriuskogl in Bad Ischl seit nunmehr 16 Jahren und hält nicht viel von Rezepten.

Rund 20 Minuten dauert der Aufstieg zum Siriuskogl, dem Restaurant von Krauli, samt stetiger Steigung, aber die Aussicht auf seine Küche ist Entschädigung vom Feinsten. Kreativ nennt Krauli sie, sagt aber in gleichem Atemzug: „Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt eine Küchenlinie haben.“ Glücklich soll man beim Kochen sein, sagt er, und dass er ständig anders kocht. Der Einfluss von anderen Köchen, mit denen er immer wieder zusammenarbeitet und Veranstaltungen ausrichtet, fließt in seine Küche ein, wie die eigenen Erfahrungen beim Essengehen. Es gibt wenige Fixpunkte auf der Karte, aber eine davon ist die Bosna, hergestellt aus heimischer Bratwurst, und das andere sind die Pofesen nach einem Rezept von Kraulis Oma. „Wir servieren die mit selbstgemachtem Zimteis. Und wenn ich eines der beiden Gerichte von der Karte nehme, habe ich ein Problem mit den Gästen!“

2000 Kochbücher, aber keine Rezepte

Rund 2000 Kochbücher hat Krauli zu Hause, aber spätestens nach der vierten Angabe wird’s anarchisch! „Ein Koch muss sein eigenes Gericht kreieren, denn nachkochen ist kein kochen“, so Krauli. Und das zieht er beinhart durch, denn findet er eines seiner selbst kreierten Gerichte irgendwo anders kopiert, hört er damit auf. Immer Neues, immer Anderes, das Einzige, das immer fix bleibt, ist die Verwendung regionaler Produkte und: „Je einfacher ein Gericht, umso ehrlicher ist es!“

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Kunst bleibt Kunst

Musiker war er früher, der Krauli. Als Sänger in der Band „Offbeat Mafia“ tourte er mit einer zehnköpfigen Band durch die Lande, nur irgendwann ging sich das mit Restaurant und Familie nicht mehr aus. Vor zehn Jahren wurde die Band aufgelöst, vor fünf Jahren gab es ein ausverkauftes Revival und im Zuge der Kulturhauptstadt 2024 findet im September im Bad Ischler Kurpark ein Konzert statt. Ausverkauft, eh klar. Die Kunst ist ihm also in die Wiege gelegt, denn Kochen ist genauso eine Kunst, wie Musik zu machen. Dass es hauptberuflich aber das Kochen werden wird, zeigte sich spätestens im Alter von 12 Jahren, wo Krauli der Küchenchef der Familie wurde. Und das bei einer Oma, die lange Zeit Wirtin auf einer Alm war, und einer hervorragenden Köchin als Mutter.

Hohe Küche hoch oben

Wenn man am Siriuskogl angekommen noch ein bisschen höher möchte, dann bucht man das exklusive Turmdinner. Exakt ein Tisch mit zwei Sesseln hat dort oben Platz – nicht wetterfest – und das Kochen für dieses Format bezeichnet Krauli als Ventil zur normalen Küche. Denn die Gäste geben nur ihre groben Vorlieben, bzw. ihre „No goes“ bekannt, bekommen eine Carte Blanche und dann geht’s los. „Eine Reise ins Blaue“, sagt Krauli, „und da geht dann schon was ab!“

Dass aber auch die „normale“ Küche alles andere als normal ist, zeigt die Auszeichnung mit einer Gault Millau Haube Anfang des Jahre, über die sich Küchenchefin Shirley Bierbaumer allerdings fast mehr freut als Krauli selbst. „Ich mache mir nicht all zu viel aus Auszeichnungen“, sagt er. „Vor allem die Tatsache, wie die Vergabe manchmal zustande kommt!“

Der Abwäscher hat eine Schlüsselposition

„Siriusfamilie“ steht als Betreff bei den Bewerbungen und genauso handhabt es Krauli auch. „Wir suchen und finden die richtigen Mitarbeiter“, sagt er, und dass dieses Konzept stimmt, zeigt die Tatsache, dass Kraulis längster Mitarbeiter bereits mit 15 Jahren als Praktikant bei ihm arbeitete. Mittlerweile zum Restaurantleiter avanciert, arbeitet auch seine Frau am Siriuskogl. „Wir sind wie eine Familie, mit allem, was dazu gehört“, sagt Krauli. Streicheleinheiten genauso wie Diskrepanzen. Und ganz viele Betriebsausflüge sowieso. „Ein Wirtshaus führt kein Wirt allein“, so Krauli. Das ist immer ein Gemeinschaftsprojekt. Und das nimmt er wörtlich, denn wenn gerade Not am Mann oder der Frau in der Küche ist, dann mutiert Krauli auch schon mal zum Abwäscher. „Der Abwäscher ist eine Schlüsselposition, wenn das nicht funktioniert, dann steht das Werkl.“ Wobei er das laut eigener Aussage mitunter sogar nicht ungern macht, denn es ist meditativ und als Nebeneffekt hat es Vorbildwirkung. „Es macht was mit dem Team!“

Und schließlich ist ein Wirtshaus ein Ort der Begegnung, und zwar nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Mitarbeiter. 20 sind es, und die meisten arbeiten Vollzeit!

Medienstar mit Ambitionen

Das Format held & herd, aus der Situation des Lockdowns von Krauli geboren, entwickelte sich zum Serienhit. Alle drei Wochen steht Krauli im ORF Studio und dreht eine neue Folge mit unterschiedlichen Prominenten. Und weil es so gut ankommt, wird es ab dem Frühling 2025 ein eigenes Format namens „Kabarett & Kochen“ im öffentlichen Rundfunk geben. Mit dabei ist Günther Lainer, so viel sagt Krauli. Mehr darf er noch nicht verraten.

Wer aber glaubt, dass Krauli nur AUF der Bühne erfolgreich ist, der irrt gewaltig. Denn Christoph Held hat das Soziale immer im Blick und engagiert sich regelmäßig bei Jugendprojekten. Eines davon ist das Wirtshauslabor im Zuge der Kulturhauptstadt, das dem Leerstand entgegenwirken soll. Krauli stellte dafür seine Konzession zur Verfügung, haftet persönlich und erarbeitete mit den Schülern der Tourismusschule Bad Ischl das Konzept. Wobei es nicht beim theoretischen Teil blieb, denn nebst der Organisation der gesamten Einrichtung aus Altbeständen aufgelassener Wirtshäuser, war er auch beim Bodenschleifen zu finden. Und, und, und… mehr dazu auf den Folgeseiten.

Gibt’s jetzt wirklich keine Küchenlinie bei Krauli, fragen wir nochmals nach? „Wir wollen vom verschwitzten Wandersmandl bis zum Gourmetgast alle zufriedenstellen“, sagt er. Also doch eine!

www.siriuskogl.at

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