Die Geschichte des „Napoleon“ geht bis ins 14. Jahrhundert zurück.
Das „Napoleon“ in Wien war schon vor Jahrhunderten Anlaufstation für hungrige und durstige Gäste. Vergangenes Jahr erwachte es unter der Cafetierfamilie Querfeld zu neuem Leben.
Das Restaurant „Napoleon“ im Wiener Stadtteil „Kagran“ ist das, was man im Volksmund einen „Traditionsbetrieb“ nennt. Die Geschichte geht bis in das 14. Jahrhundert zurück (wenn auch nicht durchgehend als Gastwirtschaft) und selbst der Name ist – so die Legende – nicht frei erfunden, sondern Napoleon Bonaparte soll tatsächlich hier einst genächtigt haben. Ende 2019 kam für den damaligen Betreiber das wirtschaftliche Aus und kurz darauf wurde die Cafetierfamilie Querfeld (Landtmann, Mozart, Museum, etc.) auf den Betrieb aufmerksam. „Wir hatten damals allerdings gerade ein anderes Lokal neu eröffnet und waren anfangs gar nicht begeistert“, erzählt Irmgard Querfeld.
„Kalt wars, schirch wars damals, die ganze Anlage zu groß – wir haben dankend abgelehnt.“ Doch kurz darauf kam die Pandemie, alle Gastrobetriebe waren geschlossen. Die Innenstädte blieben dann auch in den ersten Öffnungsphasen, mangels Touristen und weil die Leute lieber im Freien saßen, verwaist. Da erinnerten sich die Querfelds wieder an das Napoleon – auch um den Mitarbeitern in Kurzarbeit wenigstens irgendeine Beschäftigung zu bieten. Man einigte sich also mit dem Vermieter, der Ottakringer Brauerei, auf einen Pop-up-Betrieb im Sommer, nur im großen Gastgarten. Getränke auszuschenken war kein Problem, für die Kulinarik hat man ein paar Foodtrucks organisiert.
Fiktive Betreiberfamilie
2021 war an eine Rückkehr zum normalen Gastroleben immer noch nicht zu denken, also spielte es Napoleon-Popup die zweite. Und wie das so ist im Leben, manchmal findet man sich erst auf den zweiten Blick sympathisch. So war es in dem Fall auch zwischen Querfelds und dem Napoleon.
„Plötzlich haben wir die Möglichkeiten gesehen, die das Haus hier bietet und haben uns entschlossen, es zu renovieren und richtig zu betreiben“, lacht Irmgard Querfeld. Was 2022 auch in die Tat umgesetzt wurde. Und nachdem die Querfelds ja aus dem Kaffeehaus- Milieu kommen, hat man sich für das Napoleon eine fiktive gestandene Betreiberfamilie ausgedacht, vom Großvater, der das Wildbret schießt, über Großmutters Mehlspeisen, den Vater in der Küche, die kreative Mutter, bis zum Sohn mit seiner Bierleidenschaft und der Social-Media-affinen Tochter – nicht zu vergessen den „Napoleon“ getauften Hund. Quasi eine nicht nervende Gastronomie- Ausgabe der Familie Putz. Irmgard Querfeld: „Diese Geschichte hat uns wirklich geholfen, uns in das Gasthausdenken hineinzuversetzen.“
Im riesigen Gastgarten (350 Sitzplätze) musste man nur ein paar ausgefallene Möbelstücke besorgen und einen Kinderspielplatz initiieren, aber im Inneren (insgesamt an die 200 Plätze) blieb kaum ein Stein auf dem anderen. „Wir haben Flohmärkte und Wohnungsräumungen abgeklappert, sogar ein alter Kachelofen wurde erstanden. Heute hat jeder Raum einen anderen Stil – vom Kräuter- über das Jagd- und Künstlerzimmer bis zum Kaffeehaus. Hier soll jeder sein Platzerl finden. Uns war dabei wichtig, dass alles so wirkt, als hätte es schon immer so ausgesehen“, so Querfeld.
Gemeinschaftliche Kulinarik
Kulinarisch setzt man vor allem auf das Gemeinschaftsgefühl, sei es beim großen Schweinsbraten aus dem Reindl für mehrere Personen, sei es die Möglichkeit zum Selber-Grillen am Tisch. Dazu natürlich klassische Wirtshausküche vom Schnitzel und Backhendl über gefüllte Paprika und Eiernockerl bis zu Gulasch und Schinkenfleckerl. Dazu gibt es Mittags-, Kinder- und Seniorenteller, wobei letztere einfach kleinere Portionen sind, die im Prinzip jeder bestellen kann. „Wir fragen sicher niemanden nach dem Ausweis“, lacht die Gastronomin. Und natürlich hat man auch im Napoleon Zugriff auf die hauseigenen Mehlspeiskreationen von Landtmann’s feiner Patisserie – womit sich der Kreis vom Gast- zum Kaffeehaus wieder schließt.