Hotelzimmer sind vergleichbar, außer – außer das Hotel entwickelt seinen eigenen Stil, was in Österreich mit seinen starken Wurzeln in der Tradition häufig der Fall ist. Hier spiegeln sich oft Familiengeschichte und regionstypisches wider. Die individuellste Design-Ausrichtung findet sich in den seit einigen Jahren boomenden Boutiquehotels, wo mitunter jedes Zimmer anders aussieht. Gerne werden dafür namhafte Stardesigner herangezogen. Klassisches Beispiel dafür ist das Altstadt Hotel Vienna, wo sich sowohl Matteo Thun, als auch Lena Hoschek in mehreren Zimmern verwirklicht haben.
Unabhängig von der künstlerischen Gestaltung zeigen sich in den Hotelzimmern auch immer zeitgeistige Trends. Einer der derzeit am stärksten präsenten ist das Ökodesign. Hier dominieren natürliche Materialien aus der Region, das Design ist reduziert und der Ökogedanke spiegelt sich in der gesamten Ausstattung wider – bis hin zum Raumduft, der möglichst im Haus selbst hergestellt wird. Das Ökozimmer steht gerade erst in den Startlöchern seiner Karriere und hat noch jede Menge Potenzial.
Opulent oder minimalistisch?
Dem gegenüber steht das opulente Hotelzimmer: Vorreiter ist hier Philipp Starck mit seinem Hang zu Lustern, Gold und Barockstil. Dieser Style suggeriert dem gehobenen Mittelstand, sich kurzfristig bei den oberen Zehntausend zu wähnen. Das Sofitel in Wien ist ein neuer, moderner Vertreter dieser Richtung, bei dem den Gästen sozusagen eine Bühne geboten wird.
Auch Gemütlichkeit, ein Begriff, mit dem wir Österreicher viel anfangen können und den die ausländischen Gäste – allen voran die Deutschen – bei uns lieben, findet sich häufig in der Almhütte oder im Familienhotel – ausschlaggebend ist die Persönlichkeit der Gastgeber. Oft findet sich hier ein bisschen Retro im Design, auf jeden Fall muss es regional, ursprünglich und echt sein. Authentizität ist das Schlüsselwort für diesen Stil.
Das Gegenstück ist cool und ja, auch cool ist gefragt! Dieses Attribut heften sich eben vorwiegend Designhotels auf die Fahnen. Das Design ist auffallend, sehr oft von Kunst dominiert, kann minimalistisch genauso sein, wie üppig und ist auf jeden Fall von A bis Z durchgestylt. Nichts wird dem Zufall überlassen.
Arbeiten und/oder erholen
Individualität ist das Zauberwort nicht nur der jungen Generation und deren Zimmerstyle ist „moody“, was so viel heißt wie: variabel und wie es gerade gebraucht wird. Diese Richtung passt zur Selbstfindung während des Urlaubes, „der Reise zum Ich“, die gerade ganz in ist. Düfte, Musik und Licht werden hier sehr stark eingesetzt, denn sie beeinflussen Stimmungen enorm. Dem Gast bleibt es überlassen, diese Elemente variabel einzusetzen und damit seine Stimmung zu beeinflussen. Die Einrichtung ist eher reduziert, aber mit Dekoelementen leicht zu adaptieren.
Und dann gibt es noch die stark wachsende Workcation, also Arbeit und Urlaub zu verbinden. Bequemlichkeit zählen zwar hier auch, aber ein ordentlicher Arbeitsplatz samt entsprechender Beleuchtung sind genauso relevant.
Laut der spanischen Star-Architektin Patricia Urquiola geht es beim Design darum, Umgebung und Marke in Einklang zu bringen. Jedes Haus hat dadurch seinen eigenen Charakter – selbst bei einer Kette. Für das Gesamtambiente sind Faktoren wie Licht, Farben und Materialien relevant. Patricia Urquiola versucht dabei zwei Elemente zu vereinen: Natur und wie der Mensch sich die Natur zu Nutze macht. Im Interview hat sie uns ihren Zugang zum Thema Design im Hotelzimmer anhand ihres aktuellen Projektes der Laguna Faro Suites erläutert, die kürzlich in Grado eröffnet wurden.