Die zwei Gesichter des Tourismus

Titelbild© Pixabay
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In einigen Destinationen hat sich ein Konflikt zwischen Touristen und Einheimischen entfaltet, der unter dem Begriff „Overtourism“ immer mehr als aufdringliches Ärgernis wahrgenommen wird. Doch was steckt hinter diesem hochbrisanten Thema in einem Land, dessen Wohlstand eng mit dem Tourismus verknüpft ist? Das Österreichische Beratungsunternehmen Kohl und Partner hat in Zusammenarbeit mit BrandWorks Studios ein Analyseinstrument entwickelt, um die Stimmung in touristischen Orten und Regionen zu durchleuchten und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Einheimischen zu ergründen. Die Sichtweisen von 7.052 Einheimischen in verschiedenen Tourismusgebieten wurden erhoben und die Analyse zeigt ein Bild von wechselhaften Gefühlen.

Gernot Memmer, Experte für Destinationsentwicklung bei Kohl > Partner, bringt die Ergebnisse auf den Punkt: „In den meisten Destinationen überwiegen die positiven Aspekte des Tourismus. Einheimische erkennen, dass der Tourismus maßgeblich zum Wohlstand ihrer Region oder ihres Ortes beiträgt. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse dieser Studie die Notwendigkeit einer ausgewogenen Tourismusentwicklung. Auch die wahrgenommenen negativen Auswirkungen des Tourismus für die Lebensqualität der Einheimischen müssen verstärkt gehört und berücksichtigt werden. Geht’s dem Einheimischen gut, fühlt sich am Ende der Gast auch wohl.“

Die kürzlich durchgeführte Analyse beleuchtet 12 Lebensqualitätsfaktoren und offenbart – zu vielen Handlungsfeldern der Weiterentwicklung der Lebensqualität in der Destination – die Einstellungen der Bevölkerung zum Tourismus. Frust und Wohlgefallen variieren je nach Destination. Hier sind die Top-Frustrationen und die sonnigen Seiten des Tourismus aus der Sicht der Einheimischen:

Top 4 Frustrationen:

  1. Immobilienpreise: Ganze 44 % der Befragten sind alarmiert über die astronomischen Immobilienpreise. Auch das Problem des leistbaren Wohnraums für Mitarbeiter:innen wird hier häufig angeführt.
  2. Verkehrsaufkommen: 41 % sind belastet durch den stetig wachsenden Verkehr, verursacht durch Touristen, insbesondere Tagesausflügler.
  3. Landschaftsbild und Natur: Bedenken hinsichtlich der Naturverträglichkeit durch dichte Bebauung, unpassende Architektur und Umweltverschmutzung plagen 30 % der Befragten.
  4. Hohe Preise in Gastronomie und Handel: Ebenfalls 29 % sehen die Lebensqualität in touristischen Hotspots durch die hohen Preise in Gastronomie und Handel beeinträchtigt.

Top 4 positive Aspekte des Tourismus:

  1. Stolz auf den Wohnort: 39 % sind stolz darauf, in einer Region zu leben, die andere als Urlaubsparadies ansehen.
  2. Freizeitinfrastruktur: Weitere 38 % genießen die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten, die der Tourismus geschaffen hat. Von modernen Bergbahnen bis hin zu erstklassigen Sporteinrichtungen wie Freibädern und Sportangeboten oder attraktiven Veranstaltungen, die auch von Einheimischen gerne besucht werden.
  3. Arbeitsplatzmotor: 38 % schätzen die wertvollen Arbeitsplätze, die der Tourismus in ihrer Region geschaffen hat.
  4. Gastronomische Vielfalt: 32 % heben die reiche gastronomische Vielfalt mit attraktiven Restaurants, Cafés oder Lokalen hervor, die der Tourismus mit sich gebracht hat.

Die Beziehung zwischen Tourismus und Lebensqualität in Österreich ist facettenreich und eng miteinander verbunden. Durch ein besseres Verständnis kann die Zukunft des Tourismus im Urlaubsland Österreich so gestaltet werden, dass sowohl Touristen als auch Einheimische die Lebensqualität des Landes gleichermaßen genießen. Denn vielerorts gilt: Attraktiver Lebensraum für Einheimische = Attraktiver Lebensraum für Mitarbeiter = Attraktiver Erlebnisraum für Gäste. Es geht folglich um den Erhalt oder die (Weiter-)Entwicklung von attraktiven Lebensräumen – begehrenswert für Einheimische, Mitarbeitende sowie Gäste. Das ist ein Perspektivenwechsel, weil die Bedürfnisse der Einheimischen auch in Urlaubsregionen in Zukunft stark im Fokus stehen müssen, damit die positive Tourismusgesinnung nachhaltig bleibt„, gibt der Tourismusexperte von Kohl > Partner, Gernot Memmer, zu bedenken.

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