Rund 1.850 Gastronomie-Profis sind bereits Teil des Netzwerks von Fairtrade Österreich: Cafés, Restaurants und Hotels setzen zunehmend auf Fairtrade-Erzeugnisse, wobei der fair gehandelte Kaffee das wichtigste Produkt in der Gastronomie ist.
Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums von Fairtrade Österreich sprach GASTRO Portal mit Geschäftsführer Mag. Hartwig Kirner über die Entwicklung des Marktes für fair gehandelte Waren, Wünsche der Konsumenten und den praktischen Zusatznutzen von Fairtrade-Produkten für Gastronomen.
GASTRO Portal: Heuer feiert Fairtrade Österreich sein 25-jähriges Bestehen, und das Sortiment wächst: Im Vorjahr kamen rund 150 Neuheiten in die Regale der Verbrauchermärkte. Welche Neuerungen gibt es für die Gastronomie und Hotellerie?
Mag. Hartwig Kirner, Geschäftsführer Fairtrade Österreich: Eben ist ein nordindischer Reis von Vonatur in verschiedenen Sorten auf den Markt gekommen – jeweils in Fünf-Kilogramm-Säcken. Es gibt mittlerweile auch fair gehandelte Spirituosen wie Gin oder Vodka sowie Fairtrade-Bier. Das Mongozo-Bier hat sogar schon Auszeichnungen gewonnen. Neue Gastronomiepartner im Kaffeebereich sind unter anderem Accademia del Caffé, Cult Caffé, die Exzelsior Kaffeerösterei oder Felix Kaffee. Auch im Non-Food-Bereich gibt es tolle Entwicklungen. Beispielsweise setzt das Arcotel Nike Linz seit dem Vorjahr auf fair gehandelte Bettwäsche.
Wie hat sich das Unternehmen Fairtrade bzw. die Marke in den letzten 25 Jahren entwickelt?
Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Seit 25 Jahren gab es fast jährlich ein Wachstum im zweistelligen Bereich. In Österreich gibt es also einen sehr dynamischen Markt für fair gehandelte Produkte. Fairtrade Österreich hatte im Vorjahr ein Wachstum von 13 Prozent, im Jahr davor sogar von 46 Prozent. Studien zeigen, dass 90 Prozent der österreichischen Bevölkerung das Fairtrade-Siegel kennen, und noch wichtiger, diesem ihr Vertrauen entgegenbringen. Das spiegelt sich auch in der Markenbekanntheit wider. Da ist Fairtrade eine der 40 bekanntesten Marken hierzulande.
„Langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen“
Kaffee ist in der Gastronomie das wichtigste Fairtrade-Produkt. Warum sollten Gastronomen, die fair gehandelte Produkte noch nicht für sich entdeckt haben, auf Fairtrade setzen? Welcher Zusatznutzen ergibt sich für sie?
Eine Umfrage zeigt, dass sich fast 70 Prozent der Befragten fair gehandelte Muntermacher in Kaffeehäusern wünschen. Ähnlich sind die Ergebnisse, wenn man Menschen zu ihrem Arbeitsplatz oder beispielsweise der Verfügbarkeit in Restaurants befragt. Das Bewusstsein für fair gehandelte Waren ist erfreulicherweise schon sehr stark hierzulande. Qualität hat eben verschiedene Aspekte – neben dem guten Geschmack ist auch die Art und Weise, unter welchen Bedingungen Rohstoffe angebaut und verarbeitet werden, sehr wichtig. Fairtrade steht für einen Mindestpreis und eine Fairtrade-Prämie, die in Gemeinschaftsprojekte investiert wird. Das hilft langfristig, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in sogenannten Entwicklungsländern zu verbessern.
Konkrete Unterstützung liefert Fairtrade auch noch mit praktischen Tools wie der Rezept-Datenbank und dem Gastro-Finder. Wie können Gastronomen mit letzterem mehr Aufmerksamkeit generieren?
Lokale, die Fairtrade-Gastropartner werden, haben keine Kosten, aber einige Vorteile. So möchten wir „Danke“ sagen für den Einsatz und das bewusste Zeichen für mehr Gerechtigkeit, das hier gesetzt wird. Einerseits bekommen Gastropartner auf Wunsch Info- und Werbematerial wie Fairtrade-Zeitungen oder Tischaufsteller zur Verfügung gestellt. Sie dürfen auch das Logo von Fairtrade verwenden, um beispielsweise in der Speisekarte ihr Fairtrade-Sortiment zu kennzeichnen. Mit dem Gastro-Finder kann zudem jede und jeder ganz einfach auf der Fairtrade-Homepage nachsehen, welche Restaurants oder Cafés es in der Nähe gibt, die fair gehandelte Produkte anbieten. Es ist ein praktisches Tool, um einfacher gefunden zu werden.
Auch die Systemgastronomie setzt immer mehr auf Fairtrade-Produkte. Wo kann man welche Neuheiten entdecken?
Seit kurzem wird vom neuen ÖBB-Caterer Donhauser Fairtrade-Kaffee in den Zügen ausgeschenkt. Das ist nur eine der sehr erfreulichen Entwicklungen, die natürlich auch für die gute Qualität von Fairtrade-Kaffee sprechen. Nordsee setzt schon seit längerem in seinen österreichweit 33 Filialen auf Fairtrade-Kaffee von Alt Wien. Auch OMV-Viva bietet fair gehandelte Kaffeebohnen an, und das nicht nur in Österreich, sondern auch in Osteuropa. Eben haben die Rosenberger Raststätten auf fair gehandelten Muntermacher umgestellt und gehen damit in dieser Branche mit gutem Beispiel voran.
Interessierte Gastronomen können sich unter folgendem Link als Gastro-Partner registrieren: www.fairtrade.at