Die heimische Brauwirtschaft hat die coronabedingte Durststrecke gut gemeistert. Zwar musste sie auch im Jahr 2021 mit Lockdowns und Einschränkungen in der Gastronomie kämpfen, konnte beim Gesamtausstoß jedoch ein leichtes Plus einfahren. „Der Bierkonsum hat sich stabilisiert, aber die Absatzwege haben sich verschoben. In den letzten drei Jahren wurde der Inlandsausstoß bei Fassbier mehr als halbiert. Es besteht nach wie vor großer Aufholbedarf in der Gastronomie“, betont der Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs, Sigi Menz, im Rahmen der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz. Der Bier-Inlandsabsatz (inkl. AF-Bier) stieg im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 8,342 Millionen Hektoliter, die Exporte entwickelten sich positiv und erreichten eine Höhe von rund 1,51 Millionen Hektoliter. Der Gesamtausstoß betrug fast 9,9 Millionen Hektoliter, also rund 495 Millionen Krügel Bier – ein Zuwachs von drei Prozent. Die Situation in der Gastronomie bleibt jedoch unverändert schwierig – 2021 wurden knapp 145.000 hl Fassbier weniger verkauft als im pandemiebedingt schwachen 2020, das entspricht einem Minus von 15 Prozent. Damit hat sich auch der Absatz deutlich in Richtung Handel verschoben: Bis 2019 lautete das Verhältnis etwa ein Drittel Gastro zu zwei Drittel LEH, jetzt steht es 20:80.
„Wir sind – dank des Engagements der einzelnen Brauereien sowie der Unterstützungsmaßnahmen seitens der Bundesregierung – vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Die Fehlmengen in der Gastronomie jedoch bereiten uns nach wie vor Kopfzerbrechen: Wenn diese geschwächt ist, schadet das letztlich allen Brauereien. Die Gastronomie – dort, wo wir uns wohlfühlen – fehlt uns extrem“
erläutert Menz.
Lager-/Märzenbier unangefochtener Spitzenreiter
Wie auch in den Vorjahren bleibt „Lager-/Märzenbier“ die beliebteste Sorte innerhalb Österreichs, erläutert der Geschäftsführer des Brauereiverbands, Florian Berger: Rd. 5,8 Millionen Hektoliter bedeuten eine Zunahme von 4 Prozent (+198.034 hl) bzw. mit rd. 70 Prozent Marktanteil den unangefochtenen Spitzenplatz unter den Biersorten. Differenzierter sieht die Situation bei den anderen Biersorten aus. „Sonstiges Vollbier“ verzeichnete ein Wachstum von 1 Prozent (+ 8.505 hl). Erneut rückläufig, wenn auch gesamt gesehen in schwächerem Ausmaß als im Vorjahr, waren 2021 im Inland u.a. „Spezial“ (-18.844 hl bzw. -6 %), „Pils“ (-9.984 hl bzw. -5 %), „Radler mit Alkohol“ (-71.933 hl bzw. -20 %) und „Weizen“ (-11.061 hl bzw. -13 %).
Bei der Wahl der Gebinde haben die coronabedingten Einschränkungen für die Gastronomie sowie fehlende Feste und Großveranstaltungen einen erneuten Inlands-Rückgang von Fassbier (-145.137 hl bzw. -15 %) mit sich gebracht. Die 0,5 l-Glasflasche konnte ihre Spitzenposition im Bierland Österreich halten und rangierte auch 2021 mit einem Marktanteil von 52 % (rd. 4,4 Mio. hl) auf Platz 1. Im Vergleich dazu bilanzierte die 0,33 l-Flasche unverändert mit rd. 10 Prozent Marktanteil (rd. 834.000 hl). Gesamt betrug der Mehrweg-Anteil bei Bier im letzten Jahr rd. 61 Prozent, im Inland sind es rd. 64 %.
[ap_divider color=“#CCCCCC“ style=“solid“ thickness=“1px“ width=“66%“ mar_top=“20px“ mar_bot=“20px“]Einheitliche Regeln gefordert
Der Saison 2022 sehe man mit vorsichtigem Optimismus entgegen, auch wenn man durch den Ukraine-Krieg von weiteren Einbrüchen im Tourismus ausgeht. „Wir hoffen, dass trotz der aktuellen internationalen Lage Tourismus und Gastronomie sukzessive wieder in den Normalbetrieb zurückkehren und die Freude der Österreicher am gepflegten, geselligen Biergenuss wieder mehr Platz im öffentlichen Leben hat.“ Gastronomie und Brauereien bräuchten daher einheitliche, langfristig stabile Regelungen für ganz Österreich. „Die Sinnhaftigkeit der Tatsache, dass ab Anfang März das stärkste Bundesland Wien strengere Zutrittsregeln weiterführt, während alle anderen Bundesländer aufsperren, erschließt sich uns nicht. Gastronomie und Brauwirtschaft haben alle gesundheitlichen Sicherheitsmaßnahmen zu 100 Prozent mitgetragen. Das werden wir weiterhin tun, aber wir benötigen auch Planungs- und Investitionssicherheit „, meint Menz.