Transparenz signalisieren
Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, zum Thema „Fleisch in der Gastronomie“.
GASTRO: Herrn Moosbrugger, Regionalität wird immer wichtiger: Mit dem Siegel „Gut zu wissen“ wurde ein System zur freiwilligen Herkunftsbezeichnung in der Systemgastronomie geschaffen. Ein Siegel, das auch bereits von über 1000 Gastronomen genützt wird – welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?
Primär geht es darum, dass die Gastronomen Transparenz signalisieren und die Herkunft von Fleisch, Milch(produkten) und Ei(produkten) sowie die Haltungsform der Legehennen angeben. Wer Interesse hat, kann sich einfach über das Anmeldetool auf der GUT ZU WISSEN-Webseite für eine Beratung und Teilnahme anmelden. Das Beraterteam informiert und unterstützt kostenlos bei der Umsetzung bis hin zur Erstkontrolle durch eine unabhängige Kontrollstelle. Mit der Teilnahme werden die meisten Grundanforderungen der Verordnung zur Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung nebenbei erfüllt.
GASTRO: Die Relevanz der Versorgungssicherheit wurde uns nicht zuletzt während der Pandemie schmerzlich bewusst: Wie sieht das derzeit im Fleischbereich aus?
Bei Rindfleisch liegt aufgrund der topografischen Lage mit 144% ein hoher Selbstversorgungsgrad vor, bei Schweinefleisch erreicht dieser ca. 100%, bei Eiern und Geflügelfleisch ebenfalls knapp 100%, deutlich weniger nur bei Putenfleisch. Es hilft uns allen, wenn bei Bestellungen einfach mehr Augenmerk auf Herkunft gelegt wird. Österreich wird im Tourismus wegen seiner Kultur, seiner Landschaft, seiner guten Küche und der Gastfreundlichkeit geschätzt – das hat quasi alles auf einem einzigen Teller Platz.
GASTRO: In welchen Fleischbereichen kaufen wir – wie viel – zu und können und wollen wir diesen Anteil verringern? Wie hoch ist der Export bei den jeweiligen Fleischsorten?
Es gibt in jedem Bereich Ausfuhren und Einfuhren – wir hätten kein Kälbertransportthema, wenn Kalbfleisch aus heimischer Erzeugung zu den höheren heimischen Tierschutzstandards gekauft wird. Das größte Dilemma ist, dass sich unsere Bäuerinnen und Bauern an deutlich höhere nationale Produktionsstandards halten müssen als ihre Kollegen in anderen Ländern, was zu einer enormen Wettbewerbsverzerrung führt. Weiters gibt es natürlich die von beiden Seiten argumentierbaren saisonalen Schwankungen der Lieferfähigkeit, die Landwirtschaft hat jedoch sehr viel getan, um sich dem Bedarf des Marktes und des LEH anzupassen. Mein aktuellstes Beispiel: Wir setzen im Fleischbereich österreichweit mittlerweile rund 140 Regionalprogramme, Gütesiegel und Standards am Markt um, ich kann nur dazu ermutigen, diese auch zu nutzen.
GASTRO: „Green Deals“ stehen derzeit hoch im Kurs, inwieweit sind unsere Bauern von Vorgaben seitens der EU be- und getroffen, die eher hinderlich sind?
Leider besteht ein wesentlicher Teil unserer Arbeit mittlerweile darin, uns gegen vollkommen praxisferne Bürokratie- und Auflagenlawinen und Produktionseinschränkungen aus Brüssel zu wehren. Dabei gelten wir in den meisten Bereichen als Nachhaltigkeitsvorreiter, man denke nur an unsere Biodiversitätsflächen-Rekordwerte von rund 10% der Agrarfläche, den hohen Bioanteil oder 80% Betriebsteilnahme am Österreichischen Agrarumweltprogramm. Auch im tierischen Bereich haben wir mittlerweile in allen Sektoren höhere Haltungsstandards.
Auf Seite 3 Hannes Royer, Gründer Verein Land schafft Leben zur Regionalität beim Fleisch!