In Österreich werden jährlich etwa 930 Tonnen Gänsefleisch verzehrt. Das entspricht rund einem Gansl pro Kopf. Doch nur etwa ein Drittel davon stammt aus heimischer Produktion. Besonders in der Gastronomie liegt der Anteil importierter Gänse bei 70 bis 80 Prozent. Meist entscheidet der Preis über das Angebot, nicht die Herkunft. Das hat Auswirkungen auf Tierwohl, Produktionsstandards und den bewussten Konsum.
Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben, mahnt: „In der Gänsemast nimmt Österreich eine absolute Vorreiterrolle ein. Trotzdem landen auf unseren Tellern jedes Jahr tausende importierte Gänse – aus Haltungsformen, die bei uns nicht einmal erlaubt sind. Meist wissen die Gäste gar nicht, was sie da eigentlich essen. Wir brauchen endlich eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, auch für die Gastronomie.“ Der Verein plädiert für mehr Transparenz und Entscheidungsfreiheit für die Konsumenten.
Kein österreichisches Gansl ohne Auslauf
In Österreich gelten für Gänse deutlich höhere Standards als in vielen anderen Ländern. Jede heimische Gans muss Zugang ins Freie haben, und im Stall dürfen maximal 21 Kilogramm Gänse pro Quadratmeter stehen. Je nach Lebendgewicht sind das etwa vier bis fünf Tiere pro Fläche. Mehr Platz bedeutet weniger Stress, geringeren Krankheitsdruck und mehr Bewegungsfreiheit, was sich positiv auf die Gesundheit der Tiere auswirkt. Der Einsatz von Antibiotika ist streng reguliert und darf nur im Krankheitsfall erfolgen, mit einer verpflichtenden Wartezeit vor der Schlachtung.
„Man kann sich vorstellen, wie die Tiere in anderen Ländern gehalten werden. Die große Frage sollte sein: Woher kommt das, was auf meinem Teller ist? Und wie viel sind mir Tierwohl, höhere Produktionsstandards und die österreichische Landwirtschaft wert? Vor allem in Bezug auf Tierwohl zahlt sich der Griff zu regionalem Fleisch aus“, so Royer.
Tierwohl hat seinen Preis
Die Herkunft und die Produktionsweise von Gänsen schlagen sich im Preis nieder. Heimische Bio-Gänse kosten derzeit zwischen 17 und 25 Euro pro Kilogramm, konventionelle Gänse aus Österreich ab circa 14 Euro pro Kilogramm. Im Vergleich dazu liegt der Kilo-Preis für konventionelle Importware bei acht bis zehn Euro. Die höheren Kosten entstehen durch strengere Vorschriften, mehr Platz und kontrollierte Tierhaltung.
Damit stehen Gastronomie und Verbraucher vor der Entscheidung, entweder auf den Preis zu achten oder auf Transparenz, Qualität und Tierwohl. Wer sich für heimische Gänse entscheidet, unterstützt nicht nur regionale Produzenten, sondern profitiert auch von höheren Haltungsstandards, kontrollierter Fütterung und gesetzlich geregeltem Tierwohl.










