Knapp 14 Tage hat die Gastronomie ihre Betriebe wieder geöffnet. Nach den für viele Gastronomen wohl härtesten acht Wochen ihres Lebens durfte die Gastronomie am 15. Mai endlich wieder Gäste begrüßen. Einzig, sie kamen nicht oder nur sehr zögerlich. Dieses Verhalten hat sich bereits durch die Ergebnisse aus unserer Gästebefragung von vor drei Wochen abgezeichnet. Es wollen zwar 80 Prozent der Befragten die Gastronomie mit ihren Besuchen unterstützen, doch 66 Prozent haben gedämpfte Besuchsabsichten. Besuche sind bestenfalls mehrmals pro Monat geplant. Es sind vorwiegend zwei Gründe, weshalb die ersten Tage nicht so verlaufen sind, wie erwartet. Die Warnung der Regierung vor einer möglichen Ansteckung ist in den Köpfen der Bevölkerung angekommen, und man hat sich an das Social Distancing und das Kochen daheim gewöhnt. Zweitens, die für sehr viele doch deutlich spürbaren finanziellen Einbußen durch Kurzarbeit oder schlimmer, Arbeitslosigkeit. Vielen verdirbt auch die Maskenpflicht die Freude am Weggehen, aber auch die Limitierung auf vier Personen pro Tisch. Größere Feiern dürfen noch nicht stattfinden. Gut besucht waren die üblichen In-Lokale in der Innenstadt, sowie die gehobene Gastronomie. Für weite Teile der Gastronomie waren die Stammgäste eine große Stütze. Fatal die Situation für jene Betriebe, die vorwiegend von Touristen besucht werden, die derzeit noch fehlen. Das hat auch dazu geführt, dass Betriebe entweder gar nicht aufgesperrt haben oder nach wenigen Tagen wieder geschlossen wurden. Auch hier ist die Innenstadt sehr stark betroffen. Deutlichen Einfluss auf das Mittagsgeschäft hat auch die Umstellung auf Homeoffice. Viele Unternehmen wollen in weit stärkerem Ausmaß als bisher auf Homeoffice setzen. Damit wird auch das Lieferservice in der Gastronomie eine wesentlich größere Rolle spielen.
„Es wollen zwar 80 % der Befragten die Gastronomie mit ihren Besuchen unterstützen, doch 66 % haben gedämpfte Besuchsabsichten.“
KR Peter Dobcak
Wesentlich für den eher flauen Auftakt sind die fehlenden Kulturveranstaltungen, die vorwiegend lokales Publikum anziehen. Solange Theater, Kinos und Kabaretts nicht im normalen Modus öffnen dürfen, fehlt ein entscheidender Anreiz auszugehen. Das Resultat sind Umsatzrückgänge in der Innenstadt bis zu 80 Prozent. Auch wenn manche Lokale gut besucht erscheinen, entsteht schon alleine durch die Abstandsregeln und damit weniger Verabreichungsplätze, ein Umsatzverlust. Betriebe mit großen Schanigärten haben es bei schönem Wetter leichter, ihre Umsätze zu erzielen. Solidarische Stammgäste sind bei einzelnen Bars, die auch um 23:00 Uhr sperren müssen, die wesentlichen Umsatzbringer. Im Schnitt wurde ein Umsatzrückgang bis zu 50 Prozent verzeichnet. Besonders betroffen ist die Nachtgastronomie, die theoretisch zwar öffnen darf, doch der bereits jahrelang anhaltende Trend zum immer späteren Ausgehen, macht eine Öffnung bis 23:00 Uhr wirtschaftlich uninteressant. So sind es viele einzelne Faktoren, die das wirtschaftlich erfolgreiche Hochfahren der Gastronomie bremsen. Eine besondere Herausforderung ist das Personalmanagement. Betriebe, die ihre Mitarbeiter mit einer Wiedereinstellungszusage gekündigt haben, stellen diese vorerst nur als Teilzeitkräfte oder überhaupt geringfügig ein. Die Stunden der Mitarbeiter in Kurzarbeit werden dementsprechend angepasst. Abrechnungstechnisch ist die Kurzarbeit bis heute für die Unternehmer und deren Steuerberater eine gewaltige bürokratische Herausforderung. Um zu helfen, die Umsätze anzukurbeln, sind von der Bundes- und Stadtregierung, als auch der Wirtschaftskammer massive Marketingkampagnen geplant, um der Bevölkerung das Vertrauen in die Sicherheit eines Lokalbesuches wieder zurückzugeben. Sie rufen dabei dazu auf, die Kultur der Wiener Gastronomie gemeinsam zu erhalten.