Gastro-USP Fassbier

Die meisten Getränke kann man auch zu Hause in fast gleicher Qualität wie im Lokal genießen. Für ein gepflegtes Krügel vom Fass muss man jedoch zum Wirten seines Vertrauens pilgern. Grund genug, diesem Produkt mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

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Es war keine erfreuliche Meldung, mit der Obmann Sigi Menz im Rahmen der Jahres-Bilanzpressekonferenz des Verbandes der Brauereien Österreichs vor wenigen Wochen aufhorchen ließ: Demnach hat sich der Fassbieranteil in Österreich in den vergangenen zwei Jahren annähernd halbiert. Waren vor Corona noch ein gutes Drittel der in Österreich konsumierten Biere Fassbiere, so waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 20 Prozent. Die Lockdowns lassen grüßen...

Heimzapfsysteme vom Markt fast verschwunden

Andererseits ist Fassbier natürlich DER USP der Gastronomie. Eine beliebige Flasche Wein aufmachen und einschenken kann jeder auch zu Hause, moderne Kaffee-Vollautomaten und Kapselmaschinen bringen einen Espresso in Kaffeehaus-Qualität oft schon in jedes Büro, aber ein gepflegtes Krügel Bier genießen – dafür muss man nach wie vor einen Gastronomiebetrieb aufsuchen, das kann man nicht zu Hause. (Vor etlichen Jahren gab es mit dem „Beertender“ mal ein Zapfsystem für die eigenen vier Wände, das tatsächlich eine recht ansprechende Qualität lieferte und das anfangs bei manchen Gastronomen durchaus für Stirnrunzeln sorgte, doch besagter Beertender ist vor etwa vier Jahren vom Markt verschwunden und das Nachfolgesystem namens „The Sub“ fristet ein Dasein unterhalb der Wahrnehmungsgrenze.) Mit einem frisch gezapften Krügel oder Seidl läuft man also praktisch wieder außer Konkurrenz. Wobei – wer sagt eigentlich, dass 0,3 bzw. 0,5 Liter die einzigen „zulässigen“ Maßeinheiten beim Fassbier sind? Mit einem 0,4-Liter-Glas als Alternative zu unserem Krügel, wie es etwa in Italien gerne ausgeschenkt wird, würde man sich hierzulande zwar vermutlich wenige Freunde machen, aber das Angebot lässt sich bei offenem Bier ja tatsächlich recht problemlos nach unten (Pfiff, 0,125 Liter) oder oben (Maß, 1 Liter) erweitern. Noch eins drauf setzt etwa Gerhard Müller vom Lokal „Zum Holunderstrauch“ in der Wiener Innenstadt, der seine drei Fassbiersorten zusätzlich zu den erwähnten Gebindegrößen auch gleich im Stiefel (2 Liter) ausschenkt.

Schankhygiene wichtig

Dass ein richtig gezapftes Glas Bier den Gästen wichtig ist, belegt auch eine Studie des Bierkulturberichtes der Brau Union, die sich in einer repräsentativen Studie zuletzt 2020 mit dem Thema „Anforderungen an das Bier“ beschäftigt hat. Demnach sagen 79 Prozent, dass ihnen ein perfektes Bier mit einer schönen Schaumkrone wichtig ist. Was leider nicht immer beachtet wird: Eine wichtige Basis für gelebte Bierkultur ist eine gut gewartete Zapfanlage. Wenig überraschend sagen ebenfalls laut Bierkulturbericht 89 Prozent der regelmäßigen Bierkonsumenten, dass ihnen die Schankhygiene, eine saubere Zapfanlage in der Gastronomie wichtig bzw. sehr wichtig ist. Klar ist aber: Nur aus einer sauberen Zapfanlage läuft das Bier so gut heraus, wie es in der Brauerei in das Fass gefüllt worden ist: frisch, sauber, ohne geschmackliche Veränderung.

Moderne Schanksysteme wie das „Z1 Unlimited“ der Brau Union sind wahre Alleskönner.
Moderne Schanksysteme wie das „Z1 Unlimited“ der Brau Union sind wahre Alleskönner.

26 Marken mit 72 Sorten

Welche Relevanz das Fassbier für Branchenleader Brau Union hat, zeigen deren Zahlen: Vor Corona waren es 64 Prozent, aktuell immer noch bei 60 Prozent und damit beim Dreifachen des Wertes der gesamten Branche. Ganze 26 Marken, insgesamt 72 Sorten bietet man im Fass an, wie Andreas Hunger, Geschäftsfeldleiter Gastronomie, stolz vermerkt. Gepflegtes Fassbier werde von den Konsumenten jedenfalls besonders geschätzt und sei ein wichtiges Element der heimischen Bierkultur. Um dies weiterhin zu gewährleisten, bietet die Brau Union mit dem „Zapfhahn“ auch ein eigenes Schankserviceunternehmen für Service und regelmäßige Wartung an. Ein spezielles Online-Portal bietet darüber hinaus Hilfe zur Selbsthilfe: http://www.brauunion.at/gastronomie/schankservice/fragen-antworten .

Im Ländle gibt’s auch Creativbiere im Fass

Aber auch bei den „kleineren“ Brauereien weiß man um die Relevanz des Fassbieres: Immerhin 35 Prozent – und damit auch noch weit über dem österreichweiten Schnitt – beträgt der Anteil etwa bei der Vorarlberger Mohren- Brauerei, auch wenn dieser Wert ebenfalls coronabedingt in den letzten zwei Jahren gesunken ist. „Unser Sortiment geht von den Klassikern hier in Vorarlberg, dem Mohren Spezial, sowie den Radler Produkten wie naturtrüber Radler bis hin zu den letzten Neuheiten dem Mohren Hell oder unser neues Weizen Bier. Auch Creativbiere füllen wir auf Anfrage in Behältern ab. Pale Ale oder Pfeffersack, um einige davon namentlich zu nennen“, erklärt Marketingleiter Andreas Linder auf Anfrage. Und auch im Ländle bietet man eine eigene Abteilung für Schankservice, denn „die Qualität unserer Biere im Offenausschank liegt uns sehr am Herzen. Das Fassbier hat eben einen hohen Stellenwert“, so Linder abschließend.

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