Mal eben einen Gin zu kippen konnte sich noch vor nicht allzu langer Zeit nur der britische Adel erlauben, ohne deswegen als Problemtrinker verdächtigt zu werden. Shocking! Denn kaum eine Spirituose bietet so viele Variationsmöglichkeiten, die selbst für Gelegenheitskonsumenten relativ einfach erschmeckbar sind. Das erklärt auch zumindest einen Teil des großen Erfolges dieser Spirituose – zusammen mit dem Revival des Uralt-Klassikers Gin-Tonic.
Viele regionale Marken
Christoph Kruse ist Bar-Mitarbeiter im Hotel Ritz-Carlton in Wien und Gin ist für ihn nach wie vor eine der großen Trend-Spirituosen, vor allem weil Gin inzwischen zu einem sehr regionalen Getränk geworden ist, das relativ einfach hergestellt werden kann. „Überall, wo man hinkommt, gibt es inzwischen mindestens zwei Ginmarken aus der Umgebung.“
Auch Bio-Produkte würden immer öfter als Zutaten dienen. Gin ist für ihn einerseits komplex, andererseits aber auch wieder einfach. Komplex aufgrund der mitunter vielen unterschiedlichen Botanicals, aber einfach, weil diese für den Normalverbraucher auch recht einfach herauszuschmecken wären. Kruse: „Die Aromen bei einem Whisky zu definieren ist da schon wesentlich schwieriger. Beim Gin rieche ich Erdbeere und da ist dann auch Erdbeere drin.“ Der absolute Gin-Peak ist für Kruse bereits überschritten, die Nachfrage würde sich aber auf hohem Niveau einpendeln.
Vodka als Nr. 1 abgelöst
Sogar noch etwas positiver sieht es auch Michaela Schimanko, Chefin der legendären Eden-Bar in Wien: „Gin hat den Zenit bei uns noch nicht überschritten, im Gegenteil – zumindest bei uns in der Eden hat der Gin inzwischen den Vodka als beliebteste Spirituose abgelöst.“ Und solange es bei den Rezepturen ständig neue Ideen gäbe, würde auch ständig etwas Neues nachkommen.
Dabei sei Gin nach ihrer Erfahrung nicht unbedingt auf die Kombination mit Tonic beschränkt: „Pur, mit Zitrone, mit Soda – es gibt alle Varianten, die getrunken werden.“
Gin aus Japan im Trend
Dass der Gin-Absatz weiterhin wächst, bestätigt jedenfalls auch Spirituosen- Importeur Top-Spirit: „Mit einem Plus von +7,9 Prozent im Absatz und +12,9 Prozent im Umsatz wuchs die Kategorie im Jahr 2021 deutlich über Markt. Die markante Steigerung im Umsatz zeigt ebenfalls: der vermehrte Griff zu Premium-Spirituosen ist ein anhaltender Trend.
Doch nicht nur Qualität, sondern auch Variation ist gefragter denn je“, so Pressesprecher Alexander Ludwig auf Anfrage von GASTRO. Neben dem Trend zu neuen Flavours und Limited Editions, werde etwa Gin aus Japan immer stärker nachgefragt.
Marktwachstum soll weiter steigen
Auch die Tiroler Kollegen von Morandell erkennen einen weiterhin bestehenden Gin-Trend. Ständig kämen neue Gin-Kreationen und passende Tonics oder andere Filler auf den Markt. Beliebt seien alle Geschmacksrichtungen: von klassisch und wacholderbetont bis zu würzig und blumig. Der Klassiker – Gin-Tonic – werde dabei immer öfter mit Gewürzen, Obst und Gemüse kombiniert.
Auch Regionalität werde zunehmend zum Thema: „In Österreich haben auch viele Weingüter schon begonnen Gin zu produzieren, z.B. Clemens Strobl mit Christian Auer und David Gölles“, weiß man dort. Und laut Prognose von Fachexperten soll das Marktwachstum von Gin auch in den nächsten Jahren steigen.