Handwerksbiere sind zwar nur ein Nischensegment in Österreich, allerdings hat diese Nische eine treue Fangemeinde und als Imageträger sind IPA & Co. ebenfalls wichtig.
Mit Kreativ- oder Craftbieren ist das so eine Sache in Österreich: Der mediale Hype ist seit vielen Jahren riesig und dass der Effekt insgesamt positiv ist, dass Vielfalt die Branche belebt, ist ebenfalls unbestritten. Dass der Craftbierabsatz im vergangenen Jahr gleich um neun Prozent gewachsen ist, klingt ebenfalls ermutigend. Auf der anderen Seite steht aber, dass trotz des schönen Zuwachses der Anteil am gesamten Biermarkt trotzdem nur bei 0,1 Prozent liegt, Herr und Frau Österreicher im Zweifel also noch immer lieber zu einem Märzenbier greifen als zu einem IPA, Porter oder Honigbock.
Und dennoch ist die Entwicklung ebenso positiv wie wichtig, sind doch die Übergänge, was jetzt als Kreativbier zu werten ist und was nicht, eher fließend und auch große Brauereien bringen plötzlich ein dunkles Zwickl, ein Fruchtbier oder einen Weizenbock in kleinen Chargen auf den Markt, ohne diese Biere jetzt explizit „Craftbier“ zu nennen. Es muss schließlich nicht immer ein IPA sein, auch wenn das inzwischen für viele zum Synonym für ein Handwerksbier geworden ist.
Enorme Nachfrage
Dass die Fangemeinde für Biere abseits des Mainstreams vorhanden ist, weiß etwa Adalbert Windisch vom Bierlokal „Hawidere“ in Wien. „Wir haben 2014 erstmalig Craftbier in Flaschen angeboten. Die Nachfrage stieg enorm an und Anfang 2015 haben wir bereits zwei Craftbiere vom Fass angeboten. Da der Wunsch nach Craftbier von unseren Gästen immer weiter stieg, haben wir uns dann Ende 2015 entschlossen, ein neues Zapfsystem mit 14 Zapfhähnen mit einem eigenen Hightech-Kühlhaus nur für Fassbiere zu installieren. Mittlerweile ist der Craftbieranteil bei uns bei ca. zwei Drittel.“ Beliebteste Sorten seien dabei das unausweichliche IPA, gefolgt von Sauerbier.
Klar, dass bei dem Thema die Beratung auch eine große Rolle spielt. Im Hawidere sind daher gleich drei Biersommeliers dafür zuständig, den Gästen Tipps für die Speisenbegleitung oder auch generell je nach persönlicher Vorliebe zu geben. Ein weiterer Vorteil bei den Craftbieren: Der Preis spielt eine deutlich geringere Rolle als beim klassischen Krügel. „Der etwas höhere Preis wird für die gute Qualität sehr gerne bezahlt, es gibt hier eigentlich keine ‚Schmerzgrenze’ bei den Gästen“, so Windisch.