Seit Sommer letzten Jahres betreiben Sie ein eigenes Lokal, das Cafe Capra. Tagsüber ein Cafe und abends eine Weinbar. Welche Weine finden sich da in Ihrer Weinbar vorrangig, nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der Weingüter?
Meine Weinkarte ist zu 85% Österreich und 15% Italien. Nur kleine Mengen an Franzosen sind vertreten. Die österreichischen Winzer kenne ich ausnahmslos alle persönlich. Viele Einkäufe erfolgen daher direkt, wie z.B. bei Vitikultur Moser – ehemals Sepp Moser – ein toller Generationenbetrieb, wo die Klassiker allesamt hervorragend und die Natural Weine saubere, tolle „Einstiegs“-Natural Weine zu tollen Preisen sind. Es gibt dabei aber einen relativ häufigen Wechsel, weil ich einfach zu viele Weine und Weingüter spannend finde. Ich bin jedoch durch Liquidität und Lagermöglichkeiten etwas limitiert. Daher werden Weine, die ausgehen nicht nachgekauft, sondern durch neue ersetzt.
Ist es eigentlich schwierig, neben der doch fast künstlerischen Aufgabe einer Sommelière, sich nun auch um das Kaufmännische zu kümmern?
Ich mag den Kontrast eigentlich ganz gerne. Als vielseitig interessierte Person werden mir einseitige Tätigkeiten schnell langweilig. So weit kommt es dann gar nicht, wenn man als Kleinunternehmerin im eigenen Lokal eigentlich von Technikerin, Putzfrau, Buchhalterin, Sommelière und Gastgeberin wirklich alles ist.
Wie wichtig ist die Familie für den beruflichen Erfolg?
Die Familie und erweiterte Familie wie Freunde sind das Um und Auf für den Erfolg. Das sind zum Beispiel Freunde unter Kollegen, welche einen in schlechten Zeiten bestärken, weiter hart zu arbeiten. In der Situation, in der ich mich jetzt befinde – Einzelunternehmerin in meiner Heimatstadt – kann ich nur sagen: Es ginge nicht ohne den felsenfesten Rückhalt von Menschen, die mir wichtig sind. Man ist wirklich auf tatkräftige Unterstützung angewiesen. Ob das, oder die vielen Umarmungen, Bestärkungen und motivierende Worte wichtiger sind, ist schwer zu sagen. Ich bin extrem privilegiert durch mein Umfeld und den tollen Rückhalt, dessen bin ich mir bewusst.
Ihr Lieblingswein – gibt es einen?
Das ist stimmungsabhängig. Es gibt natürlich Winzer, die ich besonders liebe und die „immer gehen“. Oder Weine, die mich an besondere Momente erinnern. Einer davon ist zum Beispiel der Trebbiano d’Abruzzo von Emidio Pepe. Mit ihm verbinde ich Urlaub in Italien, in einer Weinbar auf der Straße zu Straßenmusik und mit meinem Freund.
Was bewirkt die Auszeichnung zur Sommelière des Jahres 2024? Ist sie ein Ansporn, ändert es etwas in Ihrer Herangehensweise?
Absolut. Sie ist Motivation, Ansporn und eine Chance. Ich koste wieder mehr, lasse mich mehr in der Szene blicken und versuche, dem „Ruf “ gerecht zu werden. Die Gäste haben sich seit der Auszeichnung auch geändert, sind weinaffiner. Da werde ich jetzt schon öfters herausgefordert. Ein Anspruch, den ich an mich selbst stelle.