Wer die Wiener Praterstraße entlangspaziert, entdeckt früher oder später das Henriette Stadthotel Vienna. Das familiengeführte Boutiquehotel wurde 2025 umfassend umgebaut und zeigt sich seitdem als Österreichs erstes Circular Living Hotel. Bei diesem Prinzip handelt es sich um ein umfassendes Kreislaufwirtschaftskonzept, das ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kriterien Rechnung trägt. Über 170 dokumentierte Maßnahmen zeigen das Engagement des Hauses, getragen von den Eigentümern Verena Brandtner-Pastuszyn und Georg Pastuszyn sowie dem gesamten Team.
„Wir verstehen unser Hotel als kleines Zuhause. Ein Ort, an dem Wertschätzung gegenüber Menschen und Umwelt gelebt wird“, sagen die Eigentümer. Gäste spüren die Konsequenz nachhaltiger Entscheidungen auf jedem Quadratmeter: allergenfreie Bettwäsche aus Naturfasern, chemiefreie Mikro-Trockendampfreinigung, ausdünstungsfreie Anstriche und ein saisonal-regionales Bio-Fairtrade-Frühstück prägen den Alltag im Haus. Auch die Seminarräume und neuen Zimmer tragen das GreenSign-Circular-Zertifikat.
Circular Living in der Praxis
Das Prinzip von Circular Living, inspiriert von Cradle to Cradle, berücksichtigt Materialgesundheit, Recyclingfähigkeit, Dekarbonisierung, Sozialstandards und Biodiversität. Im Hotel zeigt sich das auf vielfältige Weise: ein 120 Jahre alter Parkettboden aus einem Wiener Bürohaus findet im Hotel eine neue Nutzung, Terrazzo-ähnliche Böden bestehen aus Fliesenabfällen, Möbel nutzen flexible Alu-Stecksysteme, die sich wiederverwenden lassen. Zwischenwände bestehen aus kompostierbarem Stroh, Teppiche werden aus recycelten Fischernetzen geknüpft, Waschtische aus ausgedienten Kühlschränken gefertigt. Designer wie Josef Göbel und Jürgen Kalcher-Rothenstein entwickelten jeden Entwurf unter Kriterien wie Herkunft, Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit. Lösungen, die am Markt kaum verfügbar waren, wurden in enger Zusammenarbeit mit Produzenten und Handwerkern umgesetzt.
„Mit dem Umbau erreicht das Henriette Stadthotel Vienna ein großes Ziel. Es lässt die Gäste spüren, genießen und verstehen, dass eine nachhaltige Materialwahl das Leben und die Gesundheit aller im Haus Anwesenden positiv beeinflusst, ebenso wie die nachhaltige Betriebskultur“, sagt Cradle-to-Cradle-Experte Heiko Rittweger.

Marmeladen, Granola, etc.
Auch beim Frühstück zeigt sich das Engagement des Hauses. Der Bio-Anteil liegt bei 72,4 Prozent, zertifiziert von GAUMEN HOCH und dem Natürlich gut essen Bio-Siegel der Stadt Wien. Hausgemachte Kuchen, Marmeladen und Granolas, Honig aus eigenen Bienenstöcken am Dach sowie vegetarische und vegane Optionen sorgen für unbeschwerten Genuss. Viele Portionen sind bewusst kleiner, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Dabei gilt die klare Einkaufslogik regional vor bio, bio vor konventionell. Seit 2022 wird ausschließlich Fairtrade-Bio-Kaffee serviert, auch Schokolade, Bananen, Tee und Kakao stammen aus fairen, sozial nachhaltigen Lieferketten.
Grätzl-Erweiterung
Im Erdgeschoß belebt die neue Bar Der schöne Ernst das Hotel zusätzlich. Sie interpretiert eine Italian Style Apero-Tagesbar im Wiener Stil und dient als Treffpunkt für Touristen und Wiener gleichermaßen. Morgens stärken sich Gäste mit Alt Wien Kaffee, Porridge, Bagels oder süßen Frühstückshappen. Tagsüber lädt die Bar zum Kaffeeplausch ein, abends zu einem Aperitivo. „Uns hat immer gestört, dass die Wiener keinen Zugang zum Hotel haben. Wir wollten, dass das Hotel ein lebendiger Ort wird – auch für das Grätzl“, erklärt Verena Brandtner-Pastuszyn. Damit ist das Stadthotel nicht nur nachhaltiger Beherberungsbetrieb, sondern auch lebendiger Treffpunkt.










