Der Vorteil von Zusammenschlüssen in der Hotelbranche liegt klar auf der Hand: Die Marketing-, Vertriebs- und Einkaufsaktivitäten gemeinsam zu planen und durchführen spart Zeit, Budget und Mitarbeiter. Dabei werden Synergien genutzt und oft bekommen sehr unterschiedliche Betriebe eine Dachmarke mit einem klaren Schwerpunkt als verbindende Klammer. Die Hotelgruppen führen gemeinsam eine Marke, die dem Kunden gegenüber ein gewisses Image und ein Qualitätsversprechen abgeben soll, verpflichten sich dafür zur Einhaltung bestimmter Kriterien und zahlen in das Marketingbudget ein, um bei den diversen Werbeaktivitäten vertreten zu sein.
Spa und Kulinarik bestimmen die Themen in der Hotellerie.
Foto links: Christian Wöckinger, Foto rechts: Hannes Niederkofler
Die Ziele sind klar!
Auch bei den Zielen gibt es keinen Zweifel: Eine Ausweitung der Zielgruppe, die Erschließung weiterer Marktanteile, die Bündelung von Ressourcen für größere Aufträge sowie die Möglichkeit, die Umsätze zu steigern. All diese Vorteile stehen den möglichen Nachteilen, wie Zeitverzögerungen durch einen langwierigen Abstimmungsprozess aller Partner deutlich positiv gegenüber. Die gemeinsame Website ist oft der Schlüsselfaktor, denn sie erhöht auf der Suche nach dem passenden Urlaubshotel die Chance, so auch per Zufallsgenerator gefunden zu werden. Und Hoteliers können ihre Gästezielgruppen noch individueller ansprechen.
Der Schwerpunkt muss deutlich kommuniziert werden, um dem Gast zu zeigen, was ihn erwartet. Was bei Ausrichtungen wie „Schlosshotels“, „Romantik-“, Wellness-, Familien- oder Genießerhotels & -restaurants“ ganz klar ersichtlich ist und dem Hoteldschungel eine Richtung gibt.
Hohe Qualität ist das Aushängeschild
Außergewöhnliche Qualität im Bereich Küche und Weinkeller ist die verbindende Klammer der Kooperation „Genießerhotels & -restaurants“, deren meist vielfach ausgezeichnete Mitgliedsbetriebe überdies durch eine sehr familiäre Atmosphäre geprägt sind. „Darüber hinaus ist Individualität eine der herausragenden Stärken dieser österreichischen und Südtiroler 4- und 5-Sterne-Hotels, die durchwegs zu den Leitbetrieben ihrer jeweiligen Region zählen“, so Geschäftsführer Wolfgang Neuhuber. Mitglieder dieser Kooperation profitieren vom Netzwerk hochkarätiger Hoteliers, Köche und Sommeliers sowie einem umfassenden Marketingpaket. Die Mitgliedschaft erfolgt nach Erfüllung der Qualitätskriterien in den Bereichen Küche und Keller, die anonym überprüft werden, Voraussetzung ist die Eigentümer geführte Betriebsstruktur. Eine Akquise ist hier nicht notwendig, so Neuhuber, eher ist das Gegenteil zu beobachten …
Hohe Qualität kennzeichnet auch die „Schlosshotels & Herrenhäuser“, die mit beinahe 60 Jahren der traditionsreichste Hotelzusammenschluss Österreichs mit Hotels mit sehr unterschiedlicher Charakteristik ist.
Franz Ladinser, Präsident der Vereinigung der Schlosshotels, formuliert die Philosophie so:
„Wir sind eine Hotelfamilie, die historische Hotels, Stadtpalais, Villen, Schlösser, Burgen und Ansitze bündelt und mit ihnen und für sie touristisches Marketing betreibt.“
Geschichtlicher Aspekt und das Authentische der meistens eigentümergeführten Betriebe sind die Säulen und „auf diese nicht messbaren Eigenschaften fokussieren wir und sind dafür ein Qualitätssiegel am Markt“, so Ladinser. „Mit unserer Marke erreichen die Betriebe ein höheres Image und eine stärkere Marktposition.“
Echte Geschichte, kombiniert mit authentischen Erlebnissen ist auch die Klammer der knapp 200 Romantik Hotels & Restaurants in zehn Ländern Europas. Wellness-Hotels sind hier ebenso dabei, wie die Luxushotels von „Pearls by Romantik, exklusive B&Bs sowie Townhouses in den Metropolen. Über weltweite Partnerschaften offeriert man den Gästen ein Netzwerk, in dem Kulinarik und gelebte Regionalität großen Raum einnehmen.
Weltweite Präsenz
Das legendäre Hotel Imperial an der Wiener Ringstraße ist bereits seit geraumer Zeit Teil der „The Luxury Collection“, das am Bonusprogramm von Marriott International, Marriott Bonvoy, teilnimmt. Neben dem Portfolio globaler Marken ist das Sammeln von Punkten, die gegen Gratis-Übernachtungen eingelöst werden können, der Benefit.
40 verschiedene Marken unter einem Dach
40 Hotelmarken, 5.500 Hotels & Resorts, 10.000 Restaurants & Bars in mehr als 110 Ländern, sind das Portfolio der Hospitality- Gruppe Accor. Deren Österreich Geschäftsführer, Hannes Lechner, sieht neben den bekannten Vorteilen auch die Loyalty-Kanäle als wesentlich sowie Skalierungs- und Ressourcen-Effekte durch ein gruppenweites Procurement. Vor allem die 40 Hotelmarken sprechen nicht nur verschiedenste Gästegruppen über alle Segmente hinweg an, sondern können auch jedem Partner die passende Marke für sein Hotel anbieten. Um Partnern den Netzwerkeintritt zu erleichtern, setzt Accor seit einigen Jahren verstärkt auf Conversion Brands, wie die Marken greet, Mercure und Mövenpick sowie die erst im Januar 2023 gelaunchte Marke „Handwritten Collection“. Diese bieten flexible Lösungen in puncto Markenstandards und erlauben dadurch einen schnellen Netzwerkeintritt. Zugleich kann so die momentan zurückhaltende Investitionslage in puncto Neubauten ausgeglichen werden. Der Erfolg dieser Strategie lässt sich klar ablesen: So waren 2022 die Hälfte der Accor-Openings Conversion-Projekte.
Hotelgruppen sind Markenbotschafter, die vor allem kleineren Häusern zu einem besseren Standing verhelfen. Klare Positionierung ist auch der Erfolgsfaktor!
Die Familie als Markenbotschafter
Ein Sonderform sind die familiengeführten Hotelgruppen, deren Name Garant für Beständigkeit ist. Deren Radius beschränkt meist auf ein einzelnes Land, in dem man sich bereits einen Namen gemacht hat. Wie die IPP Hotels mit den individuell geführten Häusern in drei Schienen, das soeben mit dem I‘m Inn Zwettl das jüngste Haus eröffnete. Eigentümer Alexander sieht auch im Cross Marketing der jeweiligen Häuser untereinander den klaren Vorteil. Aktuelles Beispiel ist der anstehende Webrelaunch: Die Grundkosten sind relativ hoch, die einzelnen Seiten dann aber deutlich günstiger. Ein ebenfalls wichtiger Aspekt ist die Aus- & Weiterbildung, wo Ipp mit einer eigenen Schulungsakademie aufwarten kann. Nicht nur Gästeakquise zählt, sondern auch Mitarbeiterakquise.
„Create your stay“ lautet die Philosophie der Tiroler Gruppe Harrys Home mit 13 Häusern, ein Zuhause auf Zeit soll es sein, so Gründer Harald Ultsch. Mit viel Spielraum für die Gäste unter dem Motto: „Mixed Used“- Frühstück ja oder nein, Selbstbedienungsrestaurant oder Service, Service Points mit Waschmaschinen und Snackautomaten und Flächen für Workation. Individualität bis ins Letzte, prägt diese Hotelgruppe.
„Seit über 66 Jahren denken wir Tourismus stetig neu. Wir sind ein Familienunternehmen und eine starke Tourismusmarke, die über die Jahrzehnte hinweg immer wieder maßgeblich Trends für die gesamte Branche gesetzt hat“, so Otmar Michaeler, CEO der Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG). „Wir waren immer mutig und haben viel Neues ausprobiert. Aktuell entwickeln wir ein 5 Sterne Hotel sowie Premium Living Apartments in Saló am Gardasee. Auch wenn sich das Unternehmen über die Jahrzehnte vom kleinen Gästehaus zu einer international tätigen 360° Tourismusgruppe entwickelt hat, zieht sich die Falkensteiner „Welcome home!“- Philosophie bis heute wie ein roter Faden durch unsere DNA“.
