Die Vorurteile sind mitunter also groß, ergo dessen sind Hoteliers gefordert, ihre Gastronomie in die sprichwörtliche Auslage zu stellen, denn sie brauchen die externen Gäste. Ein gutes Hotel-Restaurant allein von den Hotelgästen zu betreiben, ist schwierig. Familiär geführte Hotels tun sich hier oftmals leichter, weil sie mit Ortsansässigen meist in regem Austausch stehen und ein Beherbergungsbetrieb nicht selten erst aus einem Gastrobetrieb entstanden ist.
Pizza geht immer!
Die Kettenhotellerie setzt beim Hotelrestaurant, das Externe anziehen soll, auf unterschiedliche Konzepte: Die Gruppe der 25hours Hotels fährt in allen ihren Restaurants verschiedene F&B Konzepte. Der einzige rote Faden besteht darin, dass alle Restaurants von Anfang an als eigenständige Restaurants vermarktet wurden. So hat das RIBELLI Restaurant in Wien auch auf keinem Social-Media-Kanal oder Visitenkarte das Wort „25hours Hotel“ inkludiert - es soll als alleinstehendes Restaurant betrachtet werden. Ausnahmslos alle Restaurants der Gruppe werden stark von lokalen Gästen besucht, die über Veranstaltungen, Marketing-Aktionen wie Flyer, Social Media Kooperationen sowie Journalisten- und Blogger Kooperationen erreicht werden.
Das macht sich besonders im „Dachboden“, der Bar & Lounge im Dachgeschoss des Wiener 25hours Hotel, bezahlt: Hier machen die Externen 80 Prozent der Gäste aus, im RIBELLI sind es 60 Prozent, etliche davon entfallen auf mittägliche Geschäftsessen. Gemäß dem Konzept sind die kulinarischen Favoriten die Pizzen. Das Highlight der RIBELLI Philosophie ist die hauseigenen Salumeria, in der die Antipasti zubereitet werden.
Die Küchenkonzepte der Hotelgruppe orientieren sich daran, was lokal nachgefragt wird. So ist NENI sowohl in Köln, Hamburg, München, und Berlin als auch Zürich vertreten und RIBELLI kocht in Wien und Zürich auf.
In den 25hours Hotels werden die Restaurants völlig eigenständig betrieben und vermarktet . Fotos: Steve Herud
Das Konzept muss klar erkennbar sein!
Die familiengeführten Weitzer Hotels und Restaurants betreiben Hotels in Wien und Graz und setzen auf Individualität der Restaurants in Verbindung mit der jeweiligen Hotelphilosophie. Sie sind damit wesentliche Eckpfeiler des Gesamtbildes und spannen den Bogen zur jeweiligen Hotelwelt. Trotzdem sind sie immer eigenständige Marken und damit keine Hotelrestaurants im klassischen Sinn. So haben sie eigene Eingänge und werden extra beworben. Im Wiener Hotel Grand Ferdinand setzt das legendäre Restaurant Meissl & Schadn mit seiner langen Geschichte eine klare Hommage an die österreichische Küche. Die zeitlose österreichische Eleganz und der hohe Anspruch, die diese österreichische Küche groß und berühmt gemacht hat, zeigt sich nicht nur in der klassischen Karte, sondern auch im Interieur. Prachtvolle Luster, hochwertiges Holzmobiliar, lederbezogene Bänke, Marmortische auf Messingbeinen und edles Geschirr.
Für den kleinen Hunger zwischendurch steht im zweiten Lokal, Gulasch & Söhne, der Name auch für das Programm. Der Gast weiß, was ihn erwartet und genau darum geht es auch bei der Positionierung für externe Gäste: „Was kann ich dort essen?“
Kleider machen Leute, Einrichtung bringt Gäste
Die Bedeutung des Designs ist in allen Restaurants der Weitzer Gruppe ersichtlich: Der Salon Marie, im Grand Hotel Wiesler in Graz, steht für Klassiker aus aller Herren Länder. Der gebotene „Luxus“ soll weltoffen sein und kommt aber ohne Pomp aus – was sich im Restaurant durch extravagante Materialen von Leder bis Messing widerspielt. Die bereits legendäre Daniel Bakery im Erdgeschoß des Hotel Daniel Vienna steht seit über 10 Jahren für Loft-Ambiente, in dem gechillt, gearbeitet und gegessen wird, hier gelten natürlich wieder andere Interieur- Standards. Hier lebt man urbane Loft-Lässigkeit, in dem die Übergänge zwischen Checkin, Business-Talk oder dem Treffen mit Freunden fließend sind. Die Einrichtung ist ein Industrial Look, mit DIYMöbeln, einzelnen Designstücken, viel Grün. Was zählt, ist, dass der Gesamteindruck stimmig ist, das zieht auch den externen Gast an. Der potenzielle Gast schaut hinein, erkennt in der unterschiedlichen Gästeschicht seine Bedürfnisse und geht hinein.
Hat der Küchenchef ein Mitspracherecht?
Neue Gerichte kommen immer in Absprache zwischen dem Management und den jeweiligen Küchenchefs auf die Karte. Florian Gschwendtner, Küchendirektor im Grand Ferdinand, trifft sich z.B regelmäßig mit einer guten Freundin des Hauses, der Historikerin Dr. Ingrid Haslinger, die auch Expertin der österreichischen Küche ist. Bei diesen Treffen werden alte Geschichts- und Rezeptbücher gewälzt, Traditionelles nachgekocht und diskutiert, was man auf die Meissl & Schadn Karte setzen könnte.
Zeitgemäße Gastronomie mit regionalem Touch – so kann die Küchenlinie definiert werden. Im Der Steirer sind es dann die steirischen Tapas, ursprünglich Appetithappen aus dem Spanischen, die aber auf „Steirisch“ ausgelegt werden. Das „Kaffee“ im Grazer Hotelbetrieb bietet gratis WLAN zum im Reindl gebackenen Apfelstrudel. Einer der wesentlichen Assets für saloppe Gastrobetriebe: Man muss Internet haben!
„Was macht eine gute Hotelküche aus?“, fragen wir bei Weitzer nach. „Dass sie nicht als Hotelküche wahrgenommen wird“, ist die lapidare Antwort. Restaurants, die in Hotels als notwendiges Anhängsel geführt werden, sind nicht mehr zeitgemäß, moderne Restaurants müssen also anders konzipiert sein. „Wenn die Hotelgäste sehen, dass hier in einer unserer Lokalitäten z. B. spätabends noch was los ist, kehren sie auch noch auf einen Drink ein“, so die Weitzer-Philosophie.
Trotz aller Eigenständigkeit soll es aber auch eine gute, befruchtende Verbindung zum Hotel geben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Daniel Bakery, so die Geschäftsführung: „Restaurant? Bäckerei? Hotspot? Shop? Die Daniel Bakery ist von allem ein wenig und so wurden aus Gästen aus der Nachbarschaft schnell Stammgäste und wenn ein Gast an der Bar nach der Rezeption fragt, haben wir also alles richtig gemacht!!
Die Zahl der externen Gäste überwiegt in allen Weitzer Gastrobetrieben jene der Hotelgäste. Als einen der Gründe nennt man „weil immer etwas los“ ist, mit Extras wie lange Brunches oder mit speziellen Mittagstischen.