magdas Hotel, in direkter Nähe zum Wiener Prater gelegen, bietet anerkannten Asylberechtigten eine Jobchance. Vielfältige Sprachkenntnisse und Ausbildungen der Mitarbeiter ermöglichen eine besondere Positionierung auf dem Hotelmarkt.
Weltenbummler und Städteurlauber steuern seit Februar des Vorjahres eine neue Adresse in Wien an: das magdas Hotel in der Leopoldstadt. Aus dem ehemaligen Caritas-Seniorenwohnhaus in der Laufbergergasse 12 wurde ein schickes Hotel, das zu der von der Caritas der Erzdiözese Wien gegründeten Social Business Gruppe gehört.
Das Hotel trägt sich wirtschaftlich selbst und hat dabei ein Unternehmensziel klar vor Augen: eine soziale Herausforderung zu lösen. In magdas Hotel heißt das konkret, dass 20 anerkannte Flüchtlinge zusammen mit zehn Tourismus-Profis den Hotel-Betrieb bewerkstelligen und für das Wohlbefinden der Gäste sorgen.
Unterschiedliche Ausbildungen, facettenreiche Fähigkeiten
Die 30 Mitarbeiter kommen aus 16 Nationen, sprechen 26 Sprachen und profitieren von den unterschiedlichsten Ausbildungen. Facettenreiche Fähigkeiten und Talente erlauben somit eine besondere Positionierung auf dem Hotelmarkt.
Für Menschen mit Fluchthintergrund ist hierzulande besonders schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Anfänglich mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache sowie die meist lange Wartezeit auf den Ausgang des Asylverfahrens erschweren die Integration.
Vielfältige Ressourcen als Mehrwert zu betrachten, ist der Leitgedanke des Hauses. Sarah Bárci, Sales und Marketing Managerin von magdas Hotel, kennt die Situation: „Flüchtlinge befinden sich in einer schwierigen Arbeitssituation. Meist sind sie die ersten, die gehen müssen, wenn es einem Unternehmen nicht gut geht. magdas Hotel ist quasi ein Modellbetrieb und lädt zur Nachahmung ein.“
Derzeit verfügt das Hotel über 78 Zimmer, heuer sollen 20 weitere dazu kommen. Die Auslastung liegt im Schnitt bei 80 Prozent. „50 Prozent unserer Gäste kennen das Konzept von magdas Hotel gar nicht und sind nach ihrer Ankunft entsprechend überrascht, dass wir ein sozialökonomischer Betrieb sind“, berichetet Bárci.
„Momentan haben wir einen Lehrling an der Rezeption. Wir arbeiten noch daran, den Standard zu heben. Zwei Drittel unserer Mitarbeiter haben keine Hotelerfahrung, aber zehn Mitarbeiter sind vom Fach. Sobald wir das geschafft haben, möchten wir gerne noch mehr Lehrlingen ein Ausbildungsverhältnis anbieten“, so Bárci weiter.
ÖHV-Reitterer: „Viele Stellen können nicht besetzt werden“
Ein Mitarbeiter der ersten Stunde ist Haustechniker Antonio, anerkannter Asylberechtigter aus dem Iran. Im Jahr 2004 musste er diesen aus politischen und religiösen Gründen verlassen. Vor seiner Anstellung in magdas Hotel hat der gelernte Elektroanlagentechniker auf Baustellen gearbeitet.
„Meine Muttersprache ist Persisch. In magdas Hotel bin für die Instandhaltung zuständig – also von der Glühbirne, die gewechselt werden muss, bis zur Verlegung von Netzwerkkabeln“, umreisst der Techniker, der auch im Betriebsrat die Interessen seiner Kollegen vertritt, sein Fachgebiet.
ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer kennt die Möglichkeiten, die der Tourismus Asylberechtigten bieten kann: „Der Bettenboom in den mitarbeiterintensiven Kategorien hinterlässt Spuren auf dem Arbeitsmarkt: Viele Stellen können nicht besetzt werden, die Demografie hält mit dem rasanten Mitarbeiterbedarf nicht mit. Da kommen Menschen, die hier arbeiten wollen, also gerade richtig“.
Reitterer ergänzt: „Diskussionen darüber, wie viele oder welche Syrer oder Afghanen wir in welcher Branche brauchen können, sind unnötig: Wer arbeiten kann, soll arbeiten. Jeder, den wir in die soziale Hängematte zwingen, ist einer zu viel. Keine Stelle, die besetzt werden könnte, soll unbesetzt bleiben. Das wäre ein Ziel. Die Regierung ist am Zug“.
magdas Hotel, das in Zusammenarbeit von Künstlern, Architekten und Studierenden gestaltet wurde, wurde als Platz für Begegnungen erdacht: Lounge, Bibliothek, Café und Garten, der in der warmen Jahreszeit zum Gärtnern einlädt, ermöglichen das Zusammentreffen von Touristen, Praterbesuchern, Studierenden der angrenzenden Kunstakademie und Nachbarn.
Letztere haben in detailreicher Handarbeit sogar Lampenschirme für den riesigen Salon gestrickt. Lesungen, Konzerte, Filmabende und Ausstellungen locken Kulturfreunde an und bieten einen lebendigen Rahmen zum Austausch.
Finanziert wurde der Umbau des ehemaligen Caritas-Seniorenhauses durch eine Crowdfunding-Aktion – 57.306 Euro flossen solcherart in das Projekt –, sowie durch einen auf fünf Jahre angelegten Kredit der Caritas in der Höhe von 1,5 Millionen Euro. Re- und Upcycling, also die Wieder- und Neuverwertung der vorhandenen Ausstattung, war Teil des Konzeptes.
Mit Unterstützung des Wiener Architekturbüros „Alleswirdgut“ und dem Künstler Daniel Büchel wurden in der neunmonatigen Umbauphase beispielsweise die Einbauschränke des ehemaligen Seniorenheimes zu Tischen oder alte Türen zu neuen Spiegeln umfunktioniert. Kreativität und Flexibilität machten somit ein begrenztes Budget wieder wett.
Weitere Informationen: www.magdas-hotel.at