„Da kann auch die Gastronomie etwas beitragen“

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Kaffee fair gehandelt für Gastronomie
In der Gastronomie sind vor allem Fairtrade-Kaffee und andere Heißgetränke sehr gefragt.

In der Gastronomie ist Kaffee das wichtigste Fairtrade-Produkt, aber auch andere Heißgetränke sind sehr gefragt. Mittlerweile haben sich bereits rund 200 Partner für den Gastrofinder auf fairtrade.at mit insgesamt mehr als 1.000 Standorten österreichweit registriert.

Mit Oktober 2019 erhöht Fairtrade erhöht den Mindestpreis für Fairtrade-Kakao um 20 Prozent auf 2.400 US-Dollar pro Tonne. Gleichzeitig steigt auch die Fairtrade-Prämie. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Lebensbedingungen der Kakao-Bauernfamilien in Westafrika zu verbessern.

GASTRO Portal sprach mit Fairtrade Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner über künftige Schwerpunkte des gemeinnützigen Vereins, der im Vorjahr sein 25-jähriges Bestehen feierte, über Neuheiten im Sortiment für die Gastronomie und Hotellerie und über mögliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Fairtrade-Produzenten.

GASTRO Portal: Fairtrade erhöht den Mindestpreis für Fairtrade-Kakao ab Oktober um 20 Prozent auf 2.400 USD pro Tonne. Inwiefern wird damit den Kakao-Produzenten in Westafrika geholfen?

Mag. Hartwig Kirner, Geschäftsführer Fairtrade Österreich: Eine aktuelle Studie, die wie in Auftrag gegeben haben, zeigt, dass auch Fairtrade-Kleinbauernfamilien oft noch kein existenzsicherndes Einkommen erreichen. Im Gegenteil, oft leben sie deutlich unter der Armutsgrenze. Diese Erhöhung war als Teil eines Maßnahmenpaketes daher notwendig. Gleichzeitig wird auch die Fairtrade-Prämie um 20 Prozent erhöht. Geld, das die Fairtrade-Bauerngenossenschaften für nachhaltige Projekte verwenden, die der gesamten Gemeinschaft zu Gute kommen. Aktuell wird vor allem in neue Setzlinge sowie neue Lagerhallen oder Trocknungsanlagen investiert. Natürlich ist es auch wichtig, dass der Absatz von fair gehandeltem Kakao weiter steigt, denn die Kooperativen können im Schnitt deutlich weniger als die Hälfte ihrer Ernte zu Fairtrade-Bedingungen absetzen. Da kann auch die Gastronomie etwas beitragen. Kakao ist ein Rohstoff, der vielseitig einsetzbar ist. So hat beispielsweise unser neuer Gastropartner, der Wiener Schneckenbauer Andreas Gugumuck, erst kürzlich mit einer eigens kreierten Schneckenbutter mit Fairtrade-Kakao überrascht.

Fairtrade feierte im Vorjahr 25-jähriges Bestehen. Auf welche erreichten Ziele blickt der gemeinnützige Verein zurück, wo liegen die künftigen Schwerpunkte?

Der österreichischen Bevölkerung liegt Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Das zeigt sich auch anhand der Zahlen. Im jährlichen Pro-Kopf-Konsum von Fairtrade-Produkten ist Österreich nach wie vor eines der Top-5-Länder weltweit – da sind wir bei 38 Euro, und die Tendenz ist weiter steigend. Das ist eine tolle Bilanz und spiegelt sich auch in der Gastronomie wider. Für unseren Gastrofinder auf fairtrade.at haben sich bereits knapp 200 Partner mit insgesamt mehr als 1.000 Standorten österreichweit registriert. Und seit dem Vorjahr wird auch in ÖBB-Zügen Fairtrade-Kaffee ausgeschenkt, was ein weiterer Meilenstein ist. 200 Fairtrade-Gemeinden, -Städte und -Bezirke sowie mehr als 50 Fairtrade-Schools und zahlreiche Pfarren sorgen dafür, dass der faire Handel immer mehr Menschen erreicht. Fairtrade ist also keine Randerscheinung mehr, sondern im Mainstream angekommen, und darauf sind wir sehr stolz. Und hier gilt es auch künftig den Fokus zu setzen – mehr Absatzchancen für die aktuell am Markt erhältlichen Fairtrade-Rohstoffe schaffen, noch mehr Menschen aus der Zivilbevölkerung für das Thema sensibilisieren und auch das Gespräch mit Regierungsvertreterinnen und -vertretern suchen, um politische Rahmenbedingungen zu schaffen.

Kaffee fair gehandelt für Gastronomie
Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich

Welche Neuerungen im Sortiment gibt es für die Gastronomie und Hotellerie?

In der Gastronomie sind vor allem Fairtrade-Kaffee und andere -Heißgetränke sehr gefragt. Aber auch andere Produkte, wie beispielsweise Reis, Orangensaft, Limonaden oder Schokolade sind im Aufwind. Reis gibt es mittlerweile beispielsweise in für die Gastronomie praktischen 5-kg-Säcken. Dazu entwickeln sich kleine, aber beliebte Produktkategorien wie Fairtrade-Bier, das auch glutenfrei erhältlich ist und mittlerweile in einigen Pubs auf der Getränkekarte steht.

In der Gastronomie ist Kaffee das wichtigste Fairtrade-Produkt. Welchen Zusatznutzen haben Gastronomen, die noch keine Fairtrade-Produkte anbieten, von fair gehandelten Produkten?

Mittlerweile werden 27 Prozent vom Fairtrade-Kaffee und den -Heißgetränken im Außer-Haus-Markt umgesetzt. Das spricht für die gute Qualität, die der Fairtrade-Kaffee hat. Zuletzt ist beispielsweise das bekannte Wiener Café Hummel auf Fairtrade-Kaffee umgestiegen, und Chefin Christina Hummel ist auch Vorsitzende des Kaffeesieder-Verbandes, also eine echte Expertin. Neben der guten Qualität der Bohnen haben die Gastronominnen und Gastronomen zahlreiche weitere Vorteile. Die Gastropartner von Fairtrade erhalten ein jährliches Zertifikat und kostenlose Werbematerialien wie Tischaufsteller, Aufkleber und ein hochwertiges Emailschild. Die Fairtrade-Partnerschaft ist mit keinerlei Kosten für die Gastronomen verbunden und somit ein Mehrwert ohne finanziellem Aufwand. In unserem Gastrofinder kann man Betriebe, die auf Fairtrade-Produkte setzen, nach Namen oder Postleitzahl einfach suchen und finden. Und zu guter Letzt ist der Einsatz von Fairtrade-Produkten eine klare Botschaft des Gastronomen in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung, die von den Gästen zunehmend wahrgenommen und geschätzt wird.

Fairtrade liefert auch spannende Ideen für den Gastronomen-Alltag: Die Rezeptdatenbank listet Zubereitungsvorschläge für Gerichte wie Avocado-Cashew-Creme bis zu weißem Kaffeemousse auf. Welche Vorteile bietet Fairtrade Gastro-Profis noch?

Es gibt mittlerweile verschiedene Rezepthefte, die wir auch Gastronomen gerne zur Verfügung stellen. Seit dem Vorjahr gibt es auch die Aktion „Wir kochen fair“. Dabei können Gastronomen selber festlegen, wann und wie sie die Aktion unterstützen möchten. Das Wiener Hotel Stefanie kochte im Vorjahr beispielsweise ein ganzes Menü mit Fairtrade-Zutaten. In jedem Gang war zumindest eine Zutat fair gehandelt. Das zeigt, dass Fairtrade nicht nur Kaffee und Heißgetränke für die Gastronomie zu bieten hat. Nüsse, Gewürze, Reis, Kokosmilch und vieles mehr gibt es in Fairtrade-Qualität zu kaufen.

Welche Neuigkeiten gibt es aus der Hotellerie?

Neu mit dabei ist das Courtyard by Marriott in der Fairtrade-Stadt Linz. Ab sofort wird hier in der Kitchen & Bar Fairtrade-Kaffee in die Tassen eingeschenkt. Außerdem gibt es fair gehandelten Orangensaft sowie Fairtrade-Zucker für die Gäste. Auch das steirische Rogner Bad Blumau setzt auf Fairtrade. Hier wurde seit Anfang des Jahres zu 100 Prozent auf Fairtrade-Bettwäsche umgestellt – ein tolles Zeichen für mehr Nachhaltigkeit.

Übrigens: Spitzengastronom Max Stiegl wird am 25. September „Coffee & Lunch“ unterstützen. Bei der Fairtrade-Veranstaltung im Wiener Volkskundemuseum präsentiert der Haubenkoch verschiedene Gerichte, die unter anderem mit fair gehandelten Zutaten kreiert werden.

Weitere Informationen: www.fairtrade.at

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