Der Kaffeehandel ist dort ein zentraler Bestandteil der Wirtschaft, doch nicht nur das: In Äthiopien ist die Kaffee-Zeremonie ein wichtiger kultureller Bestandteil. Hier gedeihen eine große Anzahl unterschiedlichster Kaffeearten, von denen einige auch noch nicht identifiziert wurden. Die bedeutendsten Anbauregionen sind Limmu, Tepi, Lekempti, Djimmah, Bebeka, Sidamo, Yirgacheffee und Harrar. Aufbereitet werden die Bohnen sowohl nass als auch trocken.
Ursprung der Kaffeebohne
Für einen Großteil der Bevölkerung ist eine Kaffeefiltermaschine schlicht unleistbar. Die Zubereitung unterscheidet sich somit stark davon, wie in Österreich Kaffee gemacht wird. Äthiopier verbinden mit Kaffeegenuss Entspannung. Die Kaffee-Zeremonie feiert besondere Anlässe und ehrt Gäste. Eine Einladung zu einer äthiopischen Kaffee-Zeremonie ist ein Zeichen von Respekt. In dem Binnenstaat kommt dem Kaffee eine große kulturelle Bedeutung zu, nicht zuletzt da hier der Ursprung der Kaffeebohne vermutet wird. Es ist bewiesen, dass die Pflanzengattung „Coffea“ im tropischen Afrika entstanden ist. Das äthiopische Hochland gilt als Ursprungsort der Coffea Arabica Bohne. Dort wurde Kaffee bereits im 9. Jahrhundert erstmals erwähnt.
Röstung gehört dazu
Die äthiopische Zeremonie beginnt mit dem Waschen der noch grünen Kaffeebohnen. Diese werden dann in einer kleinen Pfanne auf offenem Feuer geröstet, bis sie braun werden. Wichtig ist bei diesem Schritt das stetige Schwenken der Pfanne, denn somit brennen die Bohnen nicht an. Dann werden sie mit der Kaffeemühle oder einem Mörser von Hand gemahlen. Grundsätzlich sei gesagt: Das Kaffeemehl in Äthiopien ist sehr grob. Der Kaffee läuft mehrmals durch ein feines Sieb und die Kaffeezubereitung braucht viel Zeit. Das frisch gemahlene Kaffeepulver wird in die Jabena, eine traditionelle nordostafrikanische Kaffeekanne aus Ton, gegeben und mit heißem Wasser aufgebrüht. Anschließend wird der Kaffee in einfachen Porzellanschälchen serviert.
Kaffee aus der Jabena
Die Jabena findet ebenso in Eritrea und im Sudan Verwendung. Sie ist in Äthiopien ein bauchiges Gefäß mit einem langen dünnen Hals, einem gebogenen Ausguss, Henkel und einer halbrunden Stellfläche. Diese Kanne ist normalerweise um die 20 Zentimeter groß, aufgrund des gerundeten Bodens wird zur Aufstellung der Kanne ein Gestell oder ein Stoffring als Unterlage verwendet. Zugleich bewirkt diese runde Form, dass sich die Dampfblasen beim Kochen gleichmäßiger verteilen, was ein Überschäumen verhindert. Kaffee wird entweder in Kaffeestuben oder an kleinen Tischen und Hockern im Freien angeboten. Auf dem Tablett mit Kaffeekännchen, Tassen und Zuckerdose wird üblicherweise noch eine kleine Tonschale mit aromatisch rauchender Holzkohle serviert.
Snacks zum Heißgetränk
Beim Kaffeetrinken darf auch gegessen werden: In der Regel werden kleinen Snacks zu den Zeremonien in Äthiopien gereicht. Diese werden zum Schluss, kurz bevor der Kaffee getrunken wird, zubereitet. Äthiopier reichen hier gerne frisches Popcorn oder auch Kollo zum Essen. Kollo ist eine Mischung aus getrockneten Kichererbsen und gestoßenen Gerstenkörnern, welche geröstet werden. In einigen Regionen werden auch Gewürze wie Nelken, Kardamomkörner oder Butter und Salz zugegeben, um den Snacks einen besonderen Geschmack zu verleihen. Das äthiopische Popcorn Fenidsch wird ähnlich wie in Österreich zubereitet. Der Geschmack weicht nur minimal von dem uns bekannten Popcorn ab. Für eine schöne Atmosphäre während der Zeremonie sorgt zusätzlich Weihrauchduft.
Sich Zeit nehmen
Wer zu einer Kaffeezeremonie eingeladen ist, sollte Zeit mitbringen. Dazu ist jedoch keine bestimmte Uhrzeit notwendig, denn die Kaffeezeremonie in Äthiopien kann zu jeder beliebigen Tages- und Uhrzeit stattfinden. Die Zeremonie ist kulturell besonders wichtig und ehrt nicht nur die Besucher, sondern auch die Gastfreundschaft der Gastgeber. Rund dreimal täglich wird die Zeremonie in Äthiopien durchgeführt. Insbesondere in dörflicher Umgebung ist diese Tradition das wichtigste soziale Ereignis der Umgebung – den Kaffee abzulehnen, wäre respektlos. Insbesondere die dritte Runde der Zeremonie ist eine der wichtigsten Phasen, weil sie dem Haus Segen bringen soll. Die traditionelle äthiopische Kaffeezeremonie ist etwas Besonderes und wird ausschließlich von den Frauen durchgeführt. Männer haben von dieser Zeremonie keine Ahnung – sie trinken den Kaffee lediglich.