Frische zeichnet die Kaffeerösterei Nussbaumer in Gmunden aus und das ist auch ihr größtes Unterscheidungsmerkmal zu den großen Röstereien.
Jung, fesch und ein Profi. So zeigt sich Jungchefin Marlene Drack, Rösterin in vierter Generation, die gemeinsam mit ihrem Großvater Manfred Drack in der Kaffeerösterei Nussbaumer den Takt vorgibt. Mit 23 Jahren ist sie die jüngste Kaffeerösterin Österreichs und für sie ist die Frische eines der wesentlichsten Merkmale im Betrieb. „Wir rösten zwei- bis dreimal pro Woche und da immer nur für die Folgewoche. Das heißt, der Kaffee wird sofort in der Woche darauf frisch an die Kunden geliefert.
Wir rösten nicht auf Vorrat“, so Marlene Drack, „und das können die großen Röstereien nicht!“ 70 Tonnen waren es im Jahr 2019, die in der Rösterei Nussbaumer geröstet wurden. Heuer rechnet man, zumindest auf 40 Tonnen zu kommen. Die letzten Jahre wären nicht einfach gewesen, so Drack, denn die Schließungszeiten der Gastrobetriebe hat sich spürbar auf die Rösterei ausgewirkt, gehen doch 80 Prozent des Kaffees in die Gastronomie und Hotellerie. Der Familienbetrieb, der mit dem Reformhaus von Mama Barbara eine GmbH bildet, hat insgesamt neun Mitarbeiter, vier davon kommen aus der Familie: Oma, Opa, Mama und eben Tochter Marlene.
Die Mischung macht’s
Den Grundstein für die Rösterei legte der Urgroßvater Guido Nussbaumer vor mehr als 80 Jahren, die Liebe zum Kaffee weckte der Opa. Denn schon als Kinder saßen Marlene und ihre Schwester samstags bei ihm in der Rösterei und halfen beim Sackerl kleben – was Kinder halt so machen dürfen. Doch bereits mit 15 Jahren war Marlene aufmerksame Beobachterin, wenn Opa die Kaffeebohnen röstete und nach der Matura und einem Auslandsjahr war schnell klar, dass Marlene in den Familienbetrieb einsteigen würde. Sie erlernte beim Opa das Rösthandwerk und schupft nun gemeinsam mit ihm die Rösterei. Herzstück ist der 60 kg Röster aus dem Jahre 1953 , wo die schonende Trommelröstung für nur 15 – 20 Minuten bei maximal 200 – 220 C° erfolgt.
Ausschließlich 100 Prozent Arabica Bohnen kommen in die Rösttrommel, die von Händlern aus Hamburg und Triest geliefert werden. Oder aktuell gerade auch nicht, wie Marlene Drack erzählt – die Lieferkette stockt. Vorrangig wird in Brasilien, Costa Rica, Kolumbien, Kenia, Honduras, Peru und Guatemala eingekauft. Letztere Bohnen werden sortenrein geröstet, sonst gibt es meist Mischungen. Wobei maximal Bohnen aus vier Ländern gemischt werden und vor allem die Bohne aus Kenia „macht’s vollmundig in der Tasse“, wie Marlene Drack meint.
Fotos: Kaffeerösterei Nussbaumer
Nachhaltig? Schon immer!
Im Sinne der Nachhaltigkeit unterstützt die Kaffeerösterei Nussbaumer seit 2019 ein Projekt mit 23 Frauen im Bergdorf Lampocoy in Guatemala, wo jede der Frauen ihren eigenen Kaffee anbaut. Die rund 40 – 50 Säcke à 69 kg, die sie pro Jahr ernten und verkaufen, sichert das Überleben der ganzen Familie. Die Kinder können zur „Nussbaumer- Schule“ gehen, die von der Rösterei erbaut wurde, und am Jahresende ist noch immer etwas zu essen da. Was in diesen Ländern nicht selbstverständlich ist und was Frauen organisatorisch besser beherrschen. Die Kaffeerösterei zahlt den Frauen einen fairen Preis, der weit über dem auf dem Weltmarkt liegt. In der Rösterei Nussbaumer werden die Bohnen schon immer organisch und sozialverträglich angebaut und direkt gehandelt. Das derzeit stark strapazierte Wort Nachhaltigkeit liegt also von Beginn an in der Firmenphilosophie begründet.
Von Filter bis Espresso
Die Dracks rösten unterschiedliche Kaffeesorten nach altbewährten Familienrezepten. Feine Mischungen, leichter Frühstückskaffee, der heller und langsamer geröstet wird, kräftiger Espresso oder Filterkaffee. In den Handel gelangt nur eine kleine Menge, die über Dorfläden vermarket wird und natürlich über das Reformhaus der Frau Mama. Und manchmal gibt es auch ganz andere Schienen, wie z.B. der Elektrofachhandel, der mit den Kaffeemaschinen auch gleich den Kaffee mitverkauft. Die Abnehmer in der Gastronomie und Hotellerie liegen „in und ums Salzkammergut“, wie Marlene sagt – ungefähr zwischen Linz und Salzburg. Prominentester Vertreter ist dabei wohl mit Sicherheit die Konditorei Zauner in Bad Ischl.
Fotos: bysahlia
Schaurösterei
Jeden zweiten Samstag öffnet die Schaurösterei ihre Tore und während guter zwei Stunden erhalten die Besucher Einblick in den Kaffeeanbau, die Ernte, Informationen zur Lagerung und Transport und natürlich zu Rohkaffee und Kaffeesorten. Nach dem gemeinsamen Rösten geht es an die gemeinsame Verkostung. Aktuelles Highlight bei der Publicity ist das Wirtshausfestival Felix, wo man für die Teilnahme direkt angefragt wurde. Qualität und Frische waren die Parameter, die das Interesse der Veranstalter geweckt hatten - und natürlich der röstfrische Name seit Generationen.
Mit 24 Jahren ist Marlene Drack die jüngste Kaffeerösterin Österreichs, die ihr Handwerk bestens beherrscht und ständig an neuen Kaffeemischungen tüftelt. „Jeder Kaffee ist anders, abhängig von Klima und Höhenlage“, so Marlene Drack. „Und weil wir eine alte Maschine haben, kann ich das Ergebnis händisch steuern!“ Marlenes Favorit ist der Kaffee aus Lampocoy, wohin sie auch immer wieder hinfährt, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Großvater Manfred ist auf jeden Fall froh, eine adäquate Nachfolgerin für den Familienbetrieb zu haben - ein eingespieltes Team sind sie allemal.