Von der Klasse in die Küche

Wie die Landwirtschaftliche Fachschule Kleßheim die nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung neu definiert.

TitelbildLFS Klessheim

nachhaltigIn einer Zeit, in der der Ruf nach ökologischer Verantwortung immer lauter wird, gewinnt auch die Bedeutung nachhaltiger Praktiken in der Gemeinschaftsverpflegung zunehmend an Relevanz. Die Art und Weise, wie in diesen Einrichtungen Lebensmittel ausgewählt, zubereitet und konsumiert werden, hat tiefgreifende Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und auch das soziale Gefüge. Die Landwirtschaftliche Fachschule Kleßheim hat diesen Ruf nach Veränderung erkannt und antwortet mit einem beeindruckenden Modell, das zeigt, wie nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung in der Praxis aussehen kann. Regionalität ist dabei ein Schlüsselbegriff.

Salzburger Nachhaltigkeitspionier

Die Kleßheimer Schule bietet neben der Fachrichtung Betriebs- und Haushaltsmanagement auch eine Ausbildung in Forstwirtschaft. Absolventen verlassen die Schule als Fachkraft für ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement oder als landwirtschaftliche Facharbeiter. Letztere sind zudem im Besitz einer abgeschlossenen Unternehmerprüfung. Die Lehrgänge werden durch verschiedene Zusatzausbildungen wie Melkkurse, Imkerei oder Natur- und Kräuterheilkunde ergänzt. Ein Großteil der Schüler ist im hauseigenen Internat untergebracht und wird dort natürlich auch verpflegt.

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Mit ihren zahlreichen Projekten und Initiativen ist es der Schule Kleßheim gelungen und ist seit Mai diesen Jahres Träger des Umweltzeichens. Schulen, die das Gütesiegel anstreben, müssen strenge ökologische, soziale und pädagogische Kriterien erfüllen – von Maßnahmen zur Energieeffizienz über die Integration von Umweltthemen im Lehrplan bis hin zur Förderung nachhaltiger Mobilität.

Bodenständig. Beständig. Selbstständig.

Rund 250 Schüler sowie 47 Lehrer und Mitarbeitende werden täglich in der LFS Kleßheim mit Essen versorgt. Internatsschüler kommen dabei in den Genuss einer Vollpension mit Frühstück, Jause, einem mehrgängigen Mittagsmenü und Abendessen. Zusätzlich zum Kochunterricht sind die Schüler einmal die Woche selbst in der Betriebsküche aktiv. Ein Blick in den wöchentlichen Speiseplan verrät, dass Regionalität, Bio-Lebensmittel als auch vegetarische Gerichte einen besonderen Stellenwert einnehmen. Beeindruckende 80 Prozent der Produkte stammen von Bauernhöfen und Betrieben aus der direkten Umgebung und 40 Prozent sind Bio-zertifiziert. Zum Teil kommen zudem Speisen auf den Tisch, deren Lebensmittel so weit als möglich aus dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb, dem Landesgut Kleßheim, stammen. So finden sich etwa Schweinsbraten und Rindergulasch am Menüplan und der Wochenplan liest sich wie die Karte eines Restaurants: Gekochtes Rindfleisch mit Kohlrabirahmgemüse und Röstkartoffel für die Fleischtiger, während die Vegetarier auf Gemüselaibchen mit Kräuterdip zugreifen können. Bunte Salate gibt’s für Alle und Abends wird ein Austroburger serviert. Seit 1997 wird dort biologisch bewirtschaftet.

Heumilch für die Schüler!

Unmittelbar am Schulgelände gelegen und seit 2007 Mitglied bei BIO Austria, trägt der Acker-, Grünland- und Forstwirtschaftsbetrieb aktiv zur Förderung biologischer Landwirtschaft bei. Im 2012 neu erbauten Liegeboxenlaufstall sind die gesamte Nachzucht sowie ein Zuchtstier untergebracht. Die dort gehaltenen Milchkühe machen das Landesgut Kleßheim zum ersten Schulstandort in Österreich mit reiner Heumilchproduktion. Die dafür benötigte Heutrocknungsanlage wird von sommerlichen Überschuss an Solarenergie betrieben. Neben Heumilch zählen Rind- und Schweinefleisch sowie Apfelsaft, diverse Sirupe, Schnaps und Honig zu den Erzeugnissen des Bio- Landwirtschaftsbetriebs. Im Rahmen ihrer Ausbildung und ihren Zusatzqualifikationen sind die Schüler aktiv im Herstellungsprozess der hauseigenen Produkte involviert. Die ca. 43 Hektar des Gutes werden zu 100 Prozent selbstbewirtschaftet und dienen als Lieferant regionaler Produkte – getreu dem Leitbild der Schule „Bodenständig. Beständig. Selbstständig.“ Derzeit werden die Erzeugnisse des Landesgutes ausschließlich für den Eigenverbrauch genutzt. Ein Verkauf der Produkte ist jedoch bereits vorgesehen und soll mit dem geplanten Umbau des Gutshofes und den damit entstehenden Verkaufsraum realisiert werden.

Theorie und Praxis im Sinne der Umwelt

Nachhaltigkeit durchdringt nicht nur die Verpflegung, sondern ist auch integraler Bestandteil des Lehrplans der Schüler. Durch eine Vielzahl an Projekten und Initiativen im Unterricht, setzt die Schule Maßstäbe in der Förderung regionaler Kreisläufe und eines umweltbewussten Umgangs mit natürlichen Ressourcen. Lehrprojekte wie der Bau eines Insektenhotels oder die Anlage von Wildblumenbeeten im Schlossgarten vermitteln den Schülern die enge Verbindung zwischen Mensch, Natur und Tier in der Praxis und sensibilisieren sie für ökologische Zusammenhänge. Initiativen, wie das „Food-Up“ Projekt, welches anhand von Resteverwertung gegen Lebensmittelverschwendung ankämpft, sind die Früchte, die der nachhaltige Lehrplan der Schule trägt und Beweis dafür, dass Bildung und Umweltschutz Hand in Hand gehen können.

www.lfs-klessheim.at

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