„Gesundheit geht vor, da gibt es gar keine Zweifel. Das heißt aber nicht, dass man die desaströsen wirtschaftlichen Folgen eines Lockdowns einfach ausblenden kann. Wir haben schon vor Wochen einen Schutzschirm gefordert. Und jetzt stehen wir genauso unvorbereitet da wie im Vorjahr“, kritisiert ÖHV-Vizepräsident Walter Veit die jüngsten Entwicklungen. Die klare Forderung, Maßnahmen zur Abfederung der Einnahmeausfälle in der Schublade zu haben, wurden ebenso ignoriert wie die Prognosen der Epidemiologen.
„Der Beihilferahmen muss jetzt verlängert, die Beihilfeobergrenzen deutlich erhöht werden. Man kann nicht alles immer zu spät machen“, warnt Veit davor, alle Fehler vom Vorjahr zu wiederholen und fordert ein unbürokratisches Maßnahmenpaket mit „100% Kurzarbeitsersatz vom ersten Tag bis zum letzten für unsere Mitarbeiter, die keine Schuld trifft an diesem Lockdown und ohne Mehrkosten für die Arbeitgeber“. Die Branche leide immer noch an den Nachwehen des Megalockdowns vom Vorjahr: „Du kannst dir als Arbeitgeber noch so viel Mühe geben: Wenn dir die Politik so in die Parade fährt, bleibst du über“, fasst Veit die Enttäuschung vieler Kollegen zusammen.
Massive Buchungseinbrüche in ganz Österreich
Auch die Unternehmen brauchen Entschädigungen für Fehlentscheidungen und Falschaussagen der Politik: „Es hat geheißen, es wird eine Wintersaison geben. Also haben wir die Lager gefüllt und bleiben jetzt auf den Waren sitzen. Wir haben Buchungen angenommen, die wir jetzt stornieren müssen. Unsere Zulieferer und Partner in der Region sitzen auf dem Trockenen und sehen keinen Ausweg“, fasst Veit die Situation zusammen.
Schon in den vergangenen Tagen war die Situation österreichweit desaströs: Eine Branchenbefragung der ÖHV mit 350 teilnehmenden Hotels Ende vergangener Woche – also noch vor Verkündigung des Lockdowns – zeigte, dass 51 Prozent der Buchungen storniert wurden.
- Die stärksten Rückgänge wurden aus Oberösterreich gemeldet, dort wurden 62 Prozent der Buchungen storniert, die Auslastung sinkt im Durchschnitt über die Wintermonate auf deutlich unter 40 Prozent: zu niedrig, um wirtschaftlich zu arbeiten.
- Vorarlberg, Tirol und Salzburg rechnen mit Rückgängen um die Hälfte, die Auslastung landet damit bei knapp 40 Prozent im Dezember und einem Anstieg auf 65 Prozent im Februar: für Ein-Saison-Betriebe bzw. Unternehmen, die den Großteil des Jahresumsatzes in diesen Monaten verdienen, ein Fiasko.
- In der Stadthotellerie, die seit Ausbruch der Krise aus dem Dauertief nicht hinauskommt, grundelt die Auslastung bei 30 bis 40 Prozent: Statt der dringend benötigten Erholung nach dem monatelangen Dauertief ein neuer Tiefschlag.
- Nur wenig besser sieht es für Thermenhotels mit hohem Inländergästeanteil mit 38 Prozent Stornoquote aus. Ihre Auslastung sinkt über den Winter auf ca. 60 Prozent – in der Hochsaison, die in Normaljahren deutlich besser gebucht ist.