In der Laufbergergasse 12 in Wien-Leopoldstadt ist neues Leben eingezogen: Seit kurzem bietet hier magdas Hotel mit seinen 78 Zimmern Touristen eine Bleibe. Nach einer neunmonatigen Umbauzeit wurde das Hotel voriges Wochenende eröffnet. Das Besondere an dieser Unterkunft ist, dass sie von Menschen betrieben wird, die aus ihrer Heimat fliehen mußten: 20 anerkannte Flüchtlinge, fünf Profis aus der Hotellerie und ein Job-Coach aus insgesamt 16 Ländern empfangen in dem ehemaligen Senioren- und Pflegewohnhaus der Caritas Gäste aus der ganzen Welt. Hinzu gesellen sich vier bis sechs unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die hier im kommenden Jahr eine Lehre beginnen werden.
magdas Hotel auch mittels Crowdfunding realisiert
Die Social Business-Tochter der Caritas, magdas, wurde von der Caritas der Erzdiözese Wien im April 2012 gegründet. Das Ziel: soziale Fragen dort, wo es sinnvoll und möglich erscheint, unternehmerisch zu lösen. Der Social-Business-Gedanke geht auf Nobelpreisträger Muhammad Yunus zurück: magdas Projekte tragen sich wirtschaftlich selbst. Ihr oberstes Unternehmensziel ist die Lösung eines sozialen Problems. Eine weitere Besonderheit des Hauses: Das Hotel-Projekt wurde auch mit Hilfe einer Crowdfunding-Aktion realisiert. Insgesamt konnten so 57.306 Euro für das Projekt gesammelt werden.
„Crowdfunding war von Beginn an Teil des Konzepts von magdas Hotel“, schildert Projektleiter Clemens Foschi die Ausgangslage. „In der Gesamtfinanzierung ist der Crowdfunding-Anteil zwar relativ gering, aber trotzdem wurde beschlossen, diese Finanzierungsform ergänzend zu wählen. Die Integration einer innovativen Form der Finanzierung und des Marketings bei einem innovativen Projekt macht dieses vielleicht als Ganzes noch eine Spur innovativer“, schätzt der Social-Entrepreneurship-Experte die Situation ein.
„International ist diese Art der Finanzierung schon weiter verbreitet als in Österreich. Hier ist diese Finanzierungsform noch eher unbekannt. Es erschien sinnvoll und machbar, mit magdas Hotel auf diesen Zug aufzuspringen. Außerdem wurde das Projekt durch die Crowdfunding-Kampagne im deutschsprachigen Raum bekannter gemacht. Crowdfunding ermöglicht außerdem Menschen, die sich für das Projekt begeistern, am Projekt selbst auch zu partizipieren“, so Foschi weiter.
Mit viel Fantasie wurde die Umgestaltung des ehemaligen Seniorenwohnhauses in Angriff genommen: „Oberstes Ziel war es hier, ressourcenschonend an das Projekt heranzugehen. Ein Großteil der Hotel-Einrichtung wurde etwa in einem kreativen Upcyling-Prozess aus bestehendem Mobiliar gestaltet“, erklärt der Projektleiter. Konkret wurden solcherart 197 Upcycling-Tische, 394 Upcycling-Sessel und weiteres Zimmer-Mobiliar gefertigt. „Wir haben versucht, möglichst viele Elemente, die bereits im Senioren- und Pflegewohnaus oder aber auch an anderen Orten vorhanden waren, wieder zu verwenden“, weiß Foschi.
Private Unterstützer trugen Crowdfunding-Kampagne mit
Die Kosten der Renovierungsarbeiten in der Höhe von 1,5 Millionen Euro wurden in Form eines Kredits durch die Caritas der Erzdiözese Wien vorfinanziert und werden vom Hotelbetrieb in monatlichen Raten als Miete zurückgezahlt. Projektleiter Foschi: „Besonders froh sind wir aber, dass eben auch so viele private Unterstützer die Idee des Hotels in Form einer breiten Crowdfunding-Kampagne mittragen“. Mit der durch das Crowdfunding-Projekt erzielten Summe von 57.306 Euro wurden beispielsweise 394 Pölster und Decken, 197 Betten und Matratzen angeschafft sowie die Küche mit Utensilien ausgestattet.
Caritas-Präsident Michael Landau betont auch die politische Dimension des Hotels: „Es gibt einen ganz bestimmten Grund, warum sich die Caritas dazu entschlossen hat, ein Hotel mit sozialem Mehrwert zu eröffnen. Denn dort, wo viele stets nur Probleme orten, im Asyl- und Integrationsbereich, ist dieses Hotel vor allem auch eines: Eine Haus gewordene Lösung. Hier beweisen Flüchtlinge und jugendliche Asylwerber nicht nur, dass sie ein selbst bestimmtes Leben führen wollen, sondern, dass sie dieses selbstbestimmte Leben auch leben können. Mit diesem Social-Business-Projekt der Caritas soll Menschen, deren Zugang zum Arbeitsmarkt noch immer beschränkt ist, eine reale Chance und Perspektive geboten werden. Nicht nur die Touristen, auch Menschen mit Fluchthintergrund sollen in diesem Hotel und in diesem Land ankommen können“, so Landau.
Landau weiter: „magdas soll beweisen, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziales Handeln kein Widerspruch sind. Sie sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Wir wollen mit diesem Hotel einmal mehr unserer Forderung Nachdruck verleihen: Wer legal hier lebt, soll auch legal hier arbeiten dürfen! Es ist nicht nur unter sozialer, sondern auch unter ökonomischer Hinsicht widersinnig, junge, motivierte Menschen mit Stärken und Talenten zum Nichtstun zu verdammen. Dieses Haus soll zeigen: Es geht auch anders.“
Weitere Informationen: www.magdas-hotel.at