Klimakiller Wintertourismus?

Zu Unrecht wird dem Wintertourismus das Image des bösen Klimaschädlings umgehängt. Denn evidente Zahlen beweisen, dass dem nicht so ist.

Außerdem wird gerade im Wintertourismus eifrig an nachhaltigen Projekten gearbeitet. Der Seilbahnen- Betrieb wird verstärkt aus erneuerbaren Energieträgern betrieben, inklusive einer Energierückgewinnung im Seilbahnbetrieb. Auch das Snowfarming gewinnt an Bedeutung, wie es in Kitzbühel geschieht. Der verbleibende Schnee am letzten Betriebstag wird auf einen riesigen Schneehaufen zusammengetragen und zum Schneedepot gebracht, von den Pistenfahrzeugen verdichtet, mit Hartschaumplatten isoliert und dann mit Silofolie vor eindringendem Wasser geschützt. Die letzte Schicht ist aus Vlies, die den Schnee vor Sonne- und UV-Strahlung schützt.

Nachhaltige Tourismusentwicklung

Was in diesem Zusammenhang gerne vergessen wird, das ist die Tatsache, dass der winterliche Tourismus nicht nur aus Alpin Skifahren besteht, sondern eine Menge anderer Facetten hat. Eislaufen auf Natureis zum Beispiel oder Langlaufen auf Loipen, die außer dem Präparieren kaum Aufwand brauchen. Und Schneeschuhwandern, Winterwandern, Wellness…, all das kann als klimafreundlich eingestuft werden.

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Trotzdem arbeiten Touristiker verstärkt am Ganzjahrestourismus, nicht zuletzt beschleunigt durch den Klimawandel und das Auslassen von Frau Holle. Die steirische Tourismusregion Schladming- Dachstein präsentierte dazu im Rahmen des “Tourismusdialogs” seine Strategien für die Zukunft. Mit dem Experten Hubert Siller, Fachhochschulprofessor, langjähriger Leiter des MCI Tourismus in Innsbruck und Vizepräsident des renommierten Think-Tanks FMI Future Mountain International, hat der Verband an der touristischen Weiterentwicklung der Region Schladming-Dachstein gearbeitet. Entstanden sind sieben Themenfelder: Vorrangig ist das Bekenntnis zum Qualitätstourismus und dem Selbstverständnis als Ganzjahresdestination. Dazu werden Angebote geschnürt, die abseits vom Schnee funktionieren. Gemäß der Kulinarikpositionierung Österreichs, die im2019 entstandenen Tourismus „Plan T“ verankert wurde, ist regionale Kulinarik ebenfalls ein Schwerpunkt. „Jedes Erlebnis des Gastes zahlt auf den Markenwert ein” ist die Devise und das ist auch eines der künftigen touristischen Leitthemen: „Jede Begegnung – ob digital oder analog – schreibt am Ende immer eine Geschichte. Und jede Geschichte, jedes Erlebnis des Gastes zahlt auf den Markenwert ein und macht einen echten Unterschied im Wettbewerb.“

Das Grüne Herz ist in der Winter-Spur

Tourismusforscher Peter Zellmann

„Wer ökologisch beschneien kann, kann den nächsten 20 Jahren gelassen entgegen sehen!“

Tourismusforscher Peter Zellmann

Acht Märkte stehen im Fokus der Steirischen Tourismus und Standortmarketing GmbH (STG) gemeinsam mit den 11 Erlebnisregionen und Betrieben, um den Gästen Lust auf Winter zu machen. Man setzt u.a. auf Großevents mit Bryan Adams, Sting und Simply Reds Mick Hucknall, die im Planai- Zielhang den 10.000en zu erwartenden Gästen ordentlich einheizen werden. Neben den klassischen Themen wie Thermenurlaub und dem Wintersport abseits der Piste sind es vor allem diese Events, die für gute Zahlen sorgen. In der letzten Wintersaison ergab das mit 5.918.560 Nächtigungen ein Plus von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und bei den Ankünften konnte ein Plus von 4,2 Prozent verzeichnet werden.

Kulinarische Winterreise

Oberösterreich setzt, wie viele andere auch, auf (traditionelle) Kulinarik und lädt heuer zur kulinarischen Winterreise. Den ersten Gang servieren Fritz und Tamino Grampelhuber im Steegwirt am Hallstättersee, bevor es ins Hotel das Traunsee geht, wo Haubenkoch Lukas Nagl Restaurant Bootshaus gewohnt gut und fischlastig aufkocht. Die Reise geht weiter in den Nationalpark Kalkalpen zur Naturküche von Klemens Schraml und weiter ins Mühlviertel und natürlich darf hier das Bier nicht fehlen. Da hat Karl Schiffner, seines Zeichens Biersommelier-Weltmeister, seinen großen Auftritt. In seinem Gasthof in Aigen im Mühlkreis spielt er seine Expertise rund um Hopfen und Malz gekonnt in der Küche aus. In Schärding macht Lukas Kienbauer- Shootingstar der Gastroszene mit regionaler Küche mit internationalem Touch den Abschluss.

Was auffällt: Bei dieser kulinarischen Winterreise sind alle namhaften Köche Oberösterreichs vertreten und mit ein Aspekt dieses Angebotes ist sicher auch, dem „Normal- Genießer“ die Scheu vor der Haubenküche zu nehmen.

www.oberoesterreich.at

Was sagen die Zahlen?

Gutes! Denn die Zahlen der Österreich Werbung (in Zusammenarbeit mit der WKÖ, dem Fachverband der Seilbahnen, Saison 2023/24) belegen einen deutlichen Trend zur Nachhaltigkeit. Der Wintertourismus ist nur für 0,9 Prozent des Gesamt-Energieverbrauchs zuständig, der Anteil erneuerbarer Energien bei der Beschneiung liegt bei 90 Prozent und das gesamte Wasser fließt wieder in den Naturkreislauf zurück. (Der Anteil erneuerbarer Energien im Tourismus gesamt liegt bei 55 Prozent.) Allein von rund 50 Mio. Wintersportlern (gemessen an der Seilbahnnutzung) wurde in der Saison 2022/23 ein Umsatz von 12.6 Mrd. Euro generiert, was zu einer Wertschöpfung von 6,7 Mrd. führt. Legt man das auf die 6,2 Prozent um, die das BIP aus dem Tourismus generiert, dann sind das durchaus schöne Zahlen!

Dazu kommen Nächtigungen im Ausmaß von 14,6 Mio. Gästepotenzial alleine aus dem DACH-Raum (MANOVA-Studie 2022) nur an Wintersportlern. Die aber nicht nur wohnen, sondern auch vermehrt wellnessen und das ist auf das hohe Niveau der Betriebe in diesem Bereich zurückzuführen. Den ganzen Tag in der Winterkälte zu verbringen, ist für immer weniger Urlauber erstrebenswert, vielmehr wird ein Tag im Spa zum festen Bestandteil. Und weil wir uns heuer in einem starken Kulturjahr befinden – Stichwort Bruckner- Jubiläum in OÖ und Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl – sei auch dazu noch ein Wort gesagt: aus der Kulturhauptstadt wurden heuer in Bad Ischl um knapp 20 % mehr Gäste als im Vergleichszeitraum 2023 verzeichnet. Das sind im gesamten Salzkammergut 1.262.901 Ankünfte.

Hybride Modelle

Österreichs Fachmann für Tourismus, Prof. Mag. Peter Zellmann, Leiter des Wiener Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT), sieht ganz klare Tendenzen: „Im Wintertourismus ist eine Zweiteilung im Gange: Im Osten sollen ehemalige, klassische Skigebiete der Wiener als ganzjährige Mountainbike- Resorts fungieren.“ Wenn über ein paar Wochen eine Beschneiung möglich ist, dann ist das gut, aber keine Notwendigkeit mehr. In St. Corona am Wechsel läuft das Projekt bereits seit letztem Jahr!

„Im Westen wird es kurzfristig wenig bis keine Änderung geben“, so Zellmann. Denn hier setzt man schon lange auf nachhaltigen Betrieb der Bergbahnen. „Wer ökologisch beschneien kann, kann den nächsten 20 Jahren gelassen entgegen sehen!“ Auch die Fachkonferenz HR Inside Summit kam bei ihrer Veranstaltung Anfang Oktober zu einer ähnlichen Erkenntnis: „A Human World of Business“ – so lautete das Leitthema des diesjährigen HR Inside Summits und kann übersetzt heißen: „Es muss wieder mehr menscheln“, Was so viel bedeutet, wie: Digitalisierung ist notwendig, aber letztendlich zählt das Erlebnis Mensch, das Miteinander. Und das gilt auch für das Miteinander von Gästen und Einheimischen. Nur so funktioniert Tourismus – im Sommer wie im Winter!

Und immerhin ist Österreich laut Sustainable Travel Index das dritt-nachhaltigste Urlaubsland der Welt!

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