Doch was passiert wirklich? Und was ist echt und was nur Greenwashing? Zu Beginn sei gleich festgehalten: Greenwashing geht nicht mehr so leicht, wie noch vor einigen Jahren. Dazu tragen Gütesiegel genauso bei, wie eben die vermehrten gesetzlichen Vorgaben, die jetzt auch für kleinere Unternehmen gelten. Wie eben zum Beispiel das ab 2025 auch für Unternehmen mit 250 Beschäftigten geltende ESG, wo auf EU-Ebene Umwelt-, Sozial- und Governance-Informationen und die Offenlegung der Nachhaltigkeit von Unternehmen in einem standardisierten, vergleichbaren und einheitlichen Format berichtet werden müssen.
Wer klug ist, wartet aber nicht so lange, sondern wird selbst aktiv und kommuniziert das auch. Denn insbesondere die Generationen Y und Z messen dem Thema Nachhaltigkeit große Bedeutung bei und mitunter ist es hinsichtlich Job sogar entscheidungsrelevant.
Große Verantwortung für die Gastronomie!
Für Mario Pulker, Spartenobmann beim Fachverband Gastronomie der WKÖ, steht fest: „Nachhaltigkeit in all ihren verschiedenen Aspekten – von betriebswirtschaftlicher bis ökologischer Nachhaltigkeit – spielt für die heimischen Gastronomiebetriebe seit jeher eine wichtige Rolle. Bereits heute gibt es viele Betriebe, die sich ganz der Nachhaltigkeit verschrieben haben und es werden täglich mehr. Bei einer so vielfältigen Branche ist klar, dass es viele verschiedene Ansätze gibt, wie Nachhaltigkeit konkret im Unternehmen verankert wird. Der Bogen reicht etwa von der nachhaltigen Beschaffung von Lebensmitteln über den effizienten Energieverbrauch bis hin zu neuen Konzepten zur Reduktion von Lebensmittelabfällen. Eine nachhaltige Gastronomie trägt nicht nur zum Schutz unserer Umwelt bei, sondern entspricht auch den Bedürfnissen und Erwartungen unserer Gäste, die immer mehr Wert auf umweltfreundliche und nachhaltige Optionen legen.“
Regionen holen auf
Im Tourismus waren es die Betriebe, die als erstes auf Nachhaltigkeitszertifizierungen setzten und den Umweltaspekt in ihre Agenda einfließen ließen. Mit dem Österreichischen Umweltzeichen haben sie auch ein gutes Aushängeschild an der Hand, das den Gästen eindeutig zeigt, dass hier der ökologische Fußabdruck beachtet wird.
Erstmals wurden in diesem Jahr nun auch zwei Regionen mit dem Umweltzeichen zertifiziert und, wie Stefan Passrugger, Tourismusdirektor von Wagrain- Kleinarl, meint: „Zu recht dürfen wir uns als Pionierregion bezeichnen, unsere Aufgabe verstehen wir als neue Wege im Tourismus, die nachhaltig, umweltbewusst und auf eine lebenswerte Zukunft ausgerichtet sind. Der erste große Meilenstein war die global anerkannte Zertifizierung als Green Destination nach den Regeln des Global Sustainable Tourism Council. Es folgte im Februar dieses Jahres die Auszeichnung als „Best Tourism Village by UNWTO“. Das österreichische Umweltzeichen stellt nun den Höhepunkt und in Österreich sicher auch das stärkte Signal für eine nachhaltige Entwicklung dar.“
„Wir sind stolz, hier eine Vorreiterrolle einnehmen zu können“, sagt auch Elias Walser, TVB-Geschäftsführer vom Hochplateau Seefeld, der zweiten ausgezeichneten Destination. „Das Umweltzeichen für Destinationen bekommt man nicht allein, weder als Gemeinde noch als Tourismusverband. Es wird an die Region in ihrer Gesamtheit verliehen und nur dann, wenn alle Akteure zusammenarbeiten“, so Walser. Eine besondere Rolle kommt dabei den Plateau Pionieren, einer Gruppe von acht Akteuren zu, die vorleben, wie Nachhaltigkeit funktionieren kann. Neben dem Tourismusverband und dem Naturpark Karwendel sind das sechs Hotelbetriebe, die Pioniere in Sachen Umweltschutz sind.
Engagierte Nachbarn in Südtirol
Bozen hat seit 2021 das European Energy Award Gold, das die Erfolge einer Kommune bei Energieeffizienz und Klimaschutz mess- und sichtbar macht. Die Stadt hat einen neuen Energiemanagementplan bis 2030 entwickelt, den nachhaltigen städtischen Mobilitätsplan aktualisiert, die energetische Sanierung der gemeindeigenen Gebäude vorangetrieben, das Fernwärme- und Radwegenetz ausgemaut und ein E-Bike-Verleihsystem eingeführt. Mit dem Hotel Laurin wurde im Juni dieses Jahres ein Stadthotel mit dem GSTC-Zertifikat für nachhaltigen Tourismus ausgezeichnet.
In Südtirol ist es auch die Vereinigung Roter Hahn, die 1998 vom Südtiroler Bauernbund ins Leben gerufen wurde und mit ihrem „from farm to table“ Prinzip Nachhaltigkeit im gastronomischen Sektor zu hundert Prozent umsetzt. Was vor 25 Jahren als zusätzlicher Erwerbszweig für die örtlichen Obst-, Wein- und Viehbauern gedacht war, hat sich zu einer erfolgreichen Urlaubsform mit Nachhaltigkeitsprinzip entwickelt. Das Erfolgsrezept aus Landwirtschaft und Tourismus manifestiert sich mittlerweile in fünf Säulen: „Urlaub auf dem Bauernhof “, „Qualitätsprodukte vom Bauern“, „Bäuerliche Schankbetriebe“, „Bäuerliches Handwerk“ und seit kurzem auch die „Roter Hahn Kochschule“. Hier kochen auf dem Föhrnerhof von Karin und Max Bracchetti oberhalb von Bozen Südtirols Köche aus Südtirols Produktvielfalt regionale Gerichte. Mit dabei sind Haubenköche genauso wie die klassische Bäuerin, die dann gerne Omas Rezepte neu interpretiert. Das Angebot gilt für Einheimische und Gäste genauso, wie für Firmenevents, Stichwort Teambuilding. Und das funktioniert beim gemeinsamen Karottenschneiden erfahrungsgemäß immer bestens. Totale Regionalität, traditionelle Zubereitungsformen, Tipps von den Köchen: Die Kochschule ist der Bogen über den seit Jahren funktionierenden anderen vier Säulen, der alles überspannt. Fünf Stunden wird gekocht, gefachsimpelt und über die Produkte erzählt: Bessere Kommunikation hinsichtlich Herkunftsangabe ist fast nicht möglich.„ Der bäuerlichen Kulinarik eine Bühne geben“, war laut Marketingleiter Dr. Hans Kienzl, die Idee für die Kochschule. Und wenn man weiß, dass von den rund 2800 Bauernhöfen mit Vermietung, die gesamt 153 Mio. Einnahmen lukrieren, schon 1655 Mitglieder beim Roten Hahn sind, dann ist klar, von welcher Dimension hier die Rede ist.
All diese Beispiele zeigen, dass es nur gemeinsam geht und alle Beteiligten ihren Beitrag leisten müssen. In den Bereichen Ökologie und Ökonomie ist schon vieles in Bewegung, aber was das Soziale betrifft, ist noch deutlich Luft nach oben! Denn die Mitarbeiter werden in dem ganzen Prozess oft gerne vergessen, obwohl sie doch die Basis für den Erfolg sind! Und dass vernünftige Energieprojekte über unsere Umwelt entscheiden werden, versteht sich von selbst.