Die jüngste Konjunkturumfrage im Rahmen des Wirtschaftsbarometers der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) unter 1.012 Unternehmen der Tourismus und Freizeitwirtschaft zeigt: die Mehrheit der Befragten rechnet damit, in bis zu drei Jahren zum Vorkrisenniveau zurückkehren zu können. Dennoch bleiben die Zukunftserwartungen im Tourismus deutlich hinter jenen der übrigen Branchen zurück. Robert Seeber, Tourismus-Obmann der WKÖ, sieht darin einen klaren Auftrag: „Die Öffnungsschritte am 1. Juli waren ein wichtiger Erfolg zum Start der Sommersaison. Allerdings zeigt die Umfrage, dass es während der Re-Startphase flankierender wirtschaftspolitische Maßnahmen bedarf, um ehestmöglich wieder zu den übrigen Wirtschaftszweigen aufschließen zu können.“
Die besonderen Herausforderungen im Bereich des Tourismus zeigen sich vor allem anhand der kurzfristigen Erwartungen der Befragten. In den kommenden zwölf Monaten rechnen 36 Prozent mit einer Verbesserung der Auftragslage, wogegen 21 Prozent von einer gleichbleibenden und 26 Prozent von einer sinkenden Umsatzentwicklung ausgehen. Eine Mehrheit von 35 Prozent stellt sich darauf ein, das Vorkrisenniveau in ein bis drei Jahren zu erreichen. Weitere 27 Prozent erwarten eine Erholung im nächsten Jahr.
Reduzierter Steuersatz muss bleiben
Als größte Herausforderung sehen 67 Prozent der befragten Tourismusbetriebe die Bereiche Kapital und Finanzierung. Dementsprechend sollten wirtschaftspolitische Unterstützungsmaßnahmen, so Seeber, bei einer Verbesserung der Eigenkapitalquote und Hilfestellungen zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen ansetzen. Neben niedrig verzinsten Überbrückungshilfen und flexiblen Umschuldungsmodellen setzt Seeber besondere Hoffnung in eine Reduktion des Umsatzsteuersatzes: „Sofern der seit 1. Juli 2020 reduzierte Mehrwertsteuersatz von fünf Prozent im Gastronomie-, Hotellerie- und Kulturbereich von Betrieben genutzt werden konnte, hat er sich bewährt. Deshalb sollte die bestehende Begünstigung zumindest bis Ende 2022 verlängert und zudem auf die krisengebeutelten Sport- und Freizeitbetriebe ausgeweitet werden.“
Arbeitskosten ein Problem
Für mehr als zwei Drittel der Befragten stellen die hohen Arbeitskosten ein Problem dar. Aus Sicht des obersten Branchensprechers sei dies vollkommen nachvollziehbar, so betragen etwa die Lohnnebenkosten in der Hotellerie bis zu 44,6 Prozent der gesamten Arbeitskosten. Als drittgrößte Herausforderung wurde von 64 Prozent der befragten Betriebe der Fachkräftemangel genannt. Dieses Problem habe sich laut Seeber während der Lockdown-Monate sogar verschlimmert, weil 15 Prozent der Arbeitskräfte in andere Branchen abgewandert sind, sodass Tourismusbetrieben derzeit das Personal für die Öffnung fehle. Auch Reisebeschränkungen und Reisewarnungen setzen den Tourismusbetrieben zu, wie aus der aktuellen Umfrage hervorgeht. Seeber: “Umso wichtiger sind europaweit abgestimmte Einreisebestimmungen und eine unkomplizierte Handhabung des Grünen Passes. Dies trägt entscheidend zu mehr Klarheit sowohl für Gäste als auch Unternehmen bei.“