Die Pandemie hat den Tourismus weiter fest im Griff: Knapp 80 Mio. Nächtigungen konnte Österreich im Vorjahr verbuchen. Das sind um 48 Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2019. „Auch nach zwei Jahren Pandemie muss man leider sagen: Wir sind noch weit von der Normalität entfernt“, erklärte Lisa Weddig, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, im Zuge der ÖW-Jahres-PK. Der internationale Vergleich zeigt: Dem Mitbewerb geht es nicht besser, im Gegenteil. 2021 lagen die weltweiten internationalen Ankünfte um 72 Prozent unter denen von 2019. In Österreich fiel das Minus an Ankünften ausländischer Gäste mit 60 Prozent moderater aus. „Wenn wir die letzten beiden Jahre betrachten, waren wir in beiden Sommern deutlich stärker als der weltweite Schnitt. Der August 2021 war mit 20,8 Mio. Nächtigungen sogar der beste August aller Zeiten“, sagt Weddig. Die wiederkehrenden Lockdown-Phasen drückten freilich das Gesamtergebnis deutlich ins Minus.
Ein Winter mit Potenzial
Auch die aktuelle Wintersaison begann unter schwierigen Vorzeichen: Erst der verspätete Start durch den November-Lockdown, dann die beginnende Omikron-Welle und die damit verbundenen Reisebeschränkungen für die wichtigen Wintermärkte Niederlande und Großbritannien. „Trotz der widrigen Umstände haben wir im Dezember 50 Prozent der Nächtigungen im Vergleich zum Vorkrisenniveau erreicht“, sagt Weddig. Wie sind die Erwartungen an die restliche Wintersaison? Wichtige Indikatoren zeigten einen Aufwärtstrend gegenüber dem schwachen Jänner. In den vergangenen zwei Wochen habe sich die Buchungslage deutlich gebessert. Speziell aus Großbritannien und den Niederlanden gäbe es seit dem Wegfall der Einstufung als Virusvariantengebiete eine gestiegene Nachfrage. Und eine aktuelle Umfrage der Österreich Werbung auf Österreichs größtem Auslandsmarkt Deutschland zeige, dass 54 Prozent der Befragten diesen Winter noch planen bzw. erwägen zu verreisen. Österreich komme dabei für 43 Prozent der Befragten als Reiseziel in Frage. „Die Interessenten für Winterurlaub in Österreich wollen und werden kommen, wenn dies möglich ist. Wenn keine neuen pandemiebedingten Reisebeschränkungen dazwischenkommen, hat der restliche Winter noch einiges an Potenzial, wobei wir heuer noch mehr kurzfristige Buchungen als in normalen Jahren sehen dürften“, so Weddig.
Davon werden allerdings nicht alle Sektoren gleich stark profitieren können. Der anhaltende Ausfall der Fernmärkte sorge schon jetzt dafür, dass der Städtetourismus und die Tagungsindustrie die stärksten pandemiebedingten Einbußen verzeichnen. Es seien auch die Sektoren, die am längsten benötigen werden, um an das Vorkrisenniveau anzuschließen. „Die Erholung des Tourismus ist kein kurzfristiges Projekt, sondern wird uns noch die kommenden Jahre beschäftigen“, sagt Weddig. Für den kommenden Sommer seien die Vorzeichen gut. „Der Sommerurlaub mit seinen Angeboten – Natur, Bewegung, Kulinarik, Kultur – genau das suchen die Gäste nach über zwei Jahren Pandemie. Österreich ist der ideale Ort für eine Auszeit und das sehen wir schon jetzt in den steigenden Buchungsanfragen für den Sommer 2022.“
20 Mio. Euro für Sommer, Städte und Convention
Um die Erholung des Tourismus zu unterstützen, wird die Österreich Werbung auch heuer eine großangelegte Kommunikationsoffensive starten. Diese beinhaltet: die große Sommerkampagne 2022, die Winterkampagne 2022/23, die Kulinarik-Kampagne und die Radkampagne. Besonders den Städtetourismus und die Tagungsindustrie will die ÖW 2022 stärker als in der Vergangenheit mit jeweils eigenen Kampagnen unterstützen. Dafür werde das Budget für Städte um 25 Prozent erhöht und das Convention-Budget gegenüber 2020 verdoppelt. Ein ganzjährig relevanter Themenschwerpunkt sei die Nachhaltigkeit. Für diese Kommunikationsmaßnahmen seien in Summe 20 Millionen Euro budgetiert. Der Fokus bleibe weiter auf den derzeit potenzialstarken Nahmärkten. Fernmärkte wie den USA oder Asien seien ständig im Fokus und bei Öffnungen und Anspringen der Nachfrage werde man die Kommunikation dort kurzfristig hochfahren. „Der Wettbewerbsdruck durch den Mitbewerb ist weiter hoch und deshalb ist es für uns so essenziell, auf unseren wichtigen Herkunftsmärkten präsent zu sein“, sagt Weddig. Möglich mache das auch die Budgeterhöhung durch den Bund von 4 Mio. für heuer und 6 Mio. ab kommendem Jahr.