Kaum ein anderes Segment polarisiert so wie Orange Wine. Meine erste Begegnung hatte ich vor Jahren in einer Buschenschank in der Südsteiermark: ein Glas mit kupferfarbenem Schimmer, Duft nach Kräutern und Tee, der erste Schluck herb und fordernd. Kein Wein zum Nebenbei-Trinken, sondern einer, der Fragen stellt – und genau darin liegt sein Reiz. Was heute als Avantgarde gilt, hat uralte Wurzeln: In Georgien vergor man schon vor 5.000 Jahren Weißweintrauben mitsamt Schalen und Kernen in Tonamphoren. Die Maischegärung verleiht den Weinen ihre Bernsteinfarbe, Tannin und Tiefe – Eigenschaften, die man sonst von Rotweinen kennt. In den 1990ern wiederentdeckt, vor allem in Italien und Slowenien, hat Orange Wine seit rund 15 Jahren auch in Österreich Fuß gefasst.
Anfangs ein Nischenprodukt für Naturwein-Enthusiasten, ist er heute ein ernstzunehmendes Segment. Besonders in der Steiermark und im Burgenland zeigen Winzer, dass Sorten wie Welschriesling, Sauvignon Blanc oder Traminer in der „orangenen“ Variante ganz neue Facetten offenbaren. Für die Gastronomie ist Orange Wine Chance und Herausforderung zugleich. Er passt ideal zu kräftigen (herbstlichen) Gerichten oder fermentierter Küche, polarisiert aber. Gastronomen können hier mit ihrem fachlichen Wissen trumpfen und ihre Gäste überraschen!








