Die nordostitalienische Hafenstadt Triest hat die schöne Eigenschaft über viele kleine Weinbars zu verfügen. Das macht diese auf den ersten Blick nicht sehr einladende Stadt (Fans sagen: eine „spröde Schönheit“) zu etwas Besonderem. In Triest werden zum Achterl Wein gerne kleine Happen gereicht, eine Art Fingerfood: kleine belegte Brötchen oder einfach ein paar erstklassige Oliven, Karster Schinken oder Käse.
Das kann man jetzt auch ziemlich original in Wien bekommen: Im Piccola Trieste, einer kleinen unscheinbaren Bar in der Jakobergasse im ersten Bezirk. Ich bin da eher zufällig reingestolpert. An der Tür pickte ein selbstgeschriebener Zettel mit dem Namen, das war alles. Understatement zieht mich magisch an. Drinnen traf ich auf Veronica Vremec, die diese Bar gemeinsam mit ihrem Mann Peter Ivancich betreibt. Rein vom Namen klingen die beiden nicht sehr italienisch, sind aber waschechte Triestiner (und sie halbe Wienerin). In Triest treffen ja mindestens drei Kulkturkreise aufeinander: Italien, Österreich und Slowenien. Das macht sich auch in der dortigen Küche bemerkbar, die ebenfalls nicht sehr italienisch anmutet: Gulasch, Schweinsbraten, Kutteln, kaum Pasta, dafür viel Cevapcici, was in Triest ein regionales Gericht ist. Damit kann nicht jeder etwas anfangen. Das mussten die beiden schmerzhaft erfahren, als sie ihr erstes Restaurant im zweiten Bezirk eröffneten, wo sie genau das anboten. Da fremdelte der gemeine Wiener. Also machten sie wieder zu, reduzierten den Aufwand („man findet eh kein gutes Personal mehr“, sagt Veronica) und eröffneten vor einem Jahr ihre Bar, die sie jetzt zu zweit betreiben können, ohne Angestellte. Hier gibt es nun eine Menge schöner Weine aus Triest und Umgebung (Collio, Karst), die sie meist selbst importieren, auch ein paar slowenische sind dabei, viele offen. Und dazu werden kleine Gerichte angeboten. Ein täglich wechselndes warmes Hauptgericht, zum Beispiel Orechiette con cine di rapa (eine Art Grünkohl), Bohnengulasch mit Polenta oder die berühmten Trippe (Kutteln, so etwas wie das Triestiner Nationalgericht). Und eben die belegten Brote, die sie Tartina nennen. Ich hatte eines mit Schwertfischcarpaccio: umwerfend! Oder mit gekochtem Schinken: wunderbar! Wenn einen die Triest-Sehnsucht packt oder einfach die Lust auf einen klassischen italienischen Aperitivo: Hier ist man gut aufgehoben.
Piccola Trieste
Jakobergasse 4 1010 Wien
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