Die gute Nachricht für alle Pilstrinker: Der Pilsabsatz in Österreich ist im vergangenen Jahr um 28 Prozent gestiegen. Die schlechte Nachricht: Der Marktanteil liegt trotzdem bei mageren 2,7 Prozent. In Norddeutschland müsste man als Freund der Bitterkeit leben, denn dort beträgt der Marktanteil für Pilsbiere schwindelerregende 70 Prozent. Aber offensichtlich ist das Herausfordernde nicht so die Sache des Österreichers, der sein Krügel lieber mit Märzenbier befüllen lässt. Apropos Krügel: Während hierzulande ein Pils im Idealfall in einem hohen, schlanken Glas serviert wird, in dem die pilstypischen Aromen besser zur Geltung kommen, geht man etwa in Hamburg deutlich entspannter an die Sache heran und serviert ein Jever Pils auch schon mal im Tonkrug.
Schade ist die heimische Zurückhaltung beim Pils allemal allemal, denn ein Pils ist nicht nur ein wunderbarer Speisenbegleiter (etwa zu diversen Vorspeisen, Meeresfrüchten, Canapès, Eintöpfen, Geflügel oder Frisch- und Schnittkäse), es bietet auch an heißen Sommertagen, von denen es im vergangenen Sommer mehr als genug gab, deutlich mehr Erfrischung als ein Märzen.
Auch Österreich kann Pils
Dass es der heimische Durchschnittsbiertrinker nicht so mit den Bittereinheiten hat, wissen auch die österreichischen Brauereien, weshalb ein hiesiges Pils sich meist deutlich von einem norddeutschen Flensburger oder Jever unterscheidet. Doch es gibt auch hierzulande einige Pilsbiere, die Beachtung verdienen:
Allen voran das Zwettler Saphir, ein Edelpils aus der Privatbrauerei Zwettl im Waldviertel. Blumig-grasige Noten zeichnen dieses Bier aus, sehr spritzig-herb, mit einer markanten Bittere (Kein Wunder bei 40 Bittereinheiten. Eine Bittereinheit entspricht grob gesprochen 1 mg Iso-Alpha-Säure/Liter. Diese Iso-Alpha-Säure stammt vom verwendeten Hopfen. Zum Vergleich: Ein Märzen kommt meist nur auf ca. 20 – 25 Bittereinheiten.), dabei knackig-trocken und mit 5,3 % vol. Alkohol für ein Pils eigentlich ungewöhnlich stark. Der Name kommt dabei von der verwendeten Hopfensorte „Mühlviertler Saphir“. Ein Bier, das wohl auch jedem Friesländer schmecken würde.
Dass ein Pils eher ein leichtes Bier ist, widerlegt auch die Trumer Brauerei mit ihrem Trumer Imperial. Der Name „Imperial“ bezeichnet Biere, die früher während der Kolonialzeit stärker und hopfenbetonter eingebraut wurden, um die lange Reise zu den Kolonien zu überdauern. Trumer interpretiert sein „Imperial“ als Pilsbock mit kräftigen 7,5 % vol. Alkohol. Es wird einmal im Jahr zum Hopfenerntefest eingebraut und mit frischem Grünhopfen aus dem brauereieigenen Hopfengarten kaltgehopft. Daher auch der Name Trumer Imperial „Grünhopfen Edition“. Im Aroma dominieren die markante Hopfenblume und die deutliche Bittere.
Jeder Jahrgang ist anders
Ein ganz besonderes Pils hat schließlich auch die Brau Union mit ihrem Reininghaus Jahrgangspils im Portfolio. Das Besondere daran: Während man bei jedem anderen Bier versucht, Jahr für Jahr, unabhängig von der Qualität der verwendeten Rohstoffe, das gleiche Geschmacksbild hinzubekommen, geht man beim Jahrgangspils den komplett entgegengesetzen Weg und arbeitet – ähnlich wie beim Wein – die Jahrgangsunterschiede speziell des verwendeten Leutschacher Celeja-Hopfens heraus. Seit 2002 bietet die Brau Union, die mit ihrer Strategie „Brew a Better World“ bis zum Jahr 2030 die gesamte Produktion CO2-neutral gestalten möchte und bis 2040 die gesamte Wertschöpfungskette, so eine Spezialität an, die hauptsächlich in der gehobenen Gastronomie ausgeschenkt wird und sich eben jedes Jahr ein wenig anders präsentiert. So ist der aktuelle Jahrgang 2022 (2023 kommt erst im November in den Verkauf) durchaus typisch für ein österreichisches Pils, mit moderaten 31 Bittereinheiten und 4,8 % vol. Alkohol. Im Geschmack präsentiert sich das Reininghaus Jahrgangspils schlank, mit typischer Hopfenaromatik und deutlicher Bittere. Und: Um die Frische zu gewährleisten, wird das Pils stets nur in kleinen Mengen jeden Monat vom Braumeister höchstpersönlich neu gebraut.