Ich denke oft an Piroschka“ ist eine Filmkomödie mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle aus den 1950er-Jahren, die heute wahrscheinlich nur mehr ältere Semester kennen. Trotzdem ist der Filmtitel heute oft noch eine gebräuchliche Floskel, sobald irgendwo das Thema „Ungarn“ aufkommt. Naheliegend also, dass das Ehepaar Krisztián und Adrienn Bécsi, beide gebürtige Ungarn, die in den 2005 nach Österreich gekommen sind, ihr Lokal „Piroschka“ getauft haben.
Anfangs noch im 22. Bezirk am Stadtrand von Wien zog man dann 2013 etwas mehr ins Zentrum, konkret nach Gersthof in den 18. Bezirk – mit unverändertem Konzept und Team. Apropos Team: Dieses besteht aus drei Mitarbeitern und ausnahmslos alle sind gebürtige Ungarn. „Es funktioniert anders nicht. Wenn du wirklich authentische ungarische Küche und ein ungarisches Flair bieten möchtest, dann musst du so aufgewachsen sein, das lässt sich kaum nachträglich lernen“, erklärt Adrienn Bécsi, die ihren französischen Vornamen ebenfalls einer Filmfigur zu verdanken hat.
Pörkölt vs. Gulasch
Und authentisch ist das Angebot jedenfalls: Hortobagyer Fleischpalatschinken, Gulaschsuppe, Balatoner Fischsuppe, Paprikahuhn, pikantes Teufelsfleisch, Kalbsrahmgulasch, Schomlauer Nockerln oder die berühmten flambierten Gundel-Palatschinken stehen hier unter anderem auf der Karte. Wobei: Profis werden hier schon einen kleinen Austriazismus entdecken, denn ganz authentisch würde unser Gulasch nämlich als Pörkölt bezeichnet werden, aber da wäre der Erklärungsbedarf bei vielen Gästen („Wieso habt ihr kein Gulasch auf der Karte?“) dann doch zu groß. Das ist aber dann auch ungefähr das einzige Zugeständnis an die heimischen Gäste.
„Unsere Speisen sind so, wie man sie auch in Ungarn bekommen würde. Bei uns gibt es etwa auch auf Nachfrage das Gulasch nicht mit Semmelknödeln, auch wenn das in Wien oft so serviert wird. In Ungarn isst man Gulasch mit Nockerln – Ende“ grinst die Gastronomin, die im Betrieb eher für Service und wirtschaftliche Fragen verantwortlich ist, während sich ihr Ehemann Krisztián Bécsi hauptsächlich um den Einkauf und die Küche kümmert. Selbst bei den Weinen gibt es nur einen einzigen Kompromiss – ein Grüner Veltliner aus dem Weinviertel. Alle anderen Weine kommen aus Ungarn.
„Leider verschwinden aktuell allerdings viele der klassischen Gerichte seit einigen Jahren auch in Ungarn von den Speisekarten. Der Aufwand, wenn man sie nach authentischen Rezepten zubereitet, ist heute einfach oft zu groß“
seufzt Adrienn Bécsi.
Umso positiver, dass es solche Refugien zumindest im „Ausland“ noch gibt.
Guten Paprika gibt es nur in Ungarn
Und die anderen Zutaten? „Das Meiste kommt von kleineren Produzenten aus Österreich, manche Produkte beziehen wir aber aus Ungarn, weil man die hier nicht in der erforderlichen Qualität bekommt, allen voran das Paprikapulver, das in vielen ungarischen Rezepten eine Hauptrolle spielt und das zweimal im Jahr von einem Hersteller in Szeged bezogen wird. Das, was man hier als ‚Paprika‘ bekommt, ist damit nicht zu vergleichen“, ist die ungarische Wirtin überzeugt.