Wasser marsch!

Gleicher Preis für alle AF-Getränke?Sie kommt jeden Sommer wie das Amen im Gebet, die leidige Diskussion darüber, ob Leitungswasser in der Gastronomie etwas kosten darf, oder nicht. Es ist dabei müßig, zum x-ten Mal alle Pros und Contras dazu durchzugehen. Die meisten Lokale haben in dieser Causa inzwischen ihre Linie gefunden, mit der alle Beteiligten irgendwie leben können. Oft genug sieht das so aus, dass Leitungswasser eben nur als Beigetränk (!) kostenlos ist. Jetzt hat aber eine einschlägige Boulevardzeitung das Thema aufgegriffen und das Facebook-Posting eines verärgerten Gastes thematisiert, dem in einem Melker Gasthaus 1,80 Euro für einen halben Liter Wasser verrechnet wurden. Und zum Beweis für derlei „Dreistigkeit“ des Wirtes wurde auch gleich ein Foto der Rechnung mitgeschickt. Vielsagend dabei: Die einzige Konsumation neben dem Wasser war ein Mittagsmenü um heiße 8,90 Euro.

Und genau hier beginnt das Problem: An einem Menü um 8,90 Euro lässt sich kaum etwas verdienen. Solche Kalkulationen rechnen sich für den Wirt maximal über den Zusatzverkauf von Getränken oder einem Kaffee nach dem Essen. Zu erwarten, dass man zwei Gänge plus ein großes Glas Wasser, das ebenfalls eingeschenkt, serviert und abgewaschen werden muss, um 8,90 Euro bekommen kann (und man beim Bezahlen dann vielleicht großzügig auf 9 Euro aufrundet), ist gelinde gesagt mutig. Sich dann zu echauffieren, dass auch für Leitungswasser eine gewisse Servicegebühr eingehoben wird, obwohl diese nach Auskunft des Wirtes sogar in der Speisekarte angegeben wird, ist nur mehr frech. Aber Geiz ist ja bekanntlich geil und hierzulande suchen leider noch immer viele Konsumenten ihr Gasthaus nicht danach aus, wo es das beste, oder zumindest das in punkto Preis-/Leistungsverhältnis günstigste, sondern schlicht das billigste Schnitzel gibt.

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Ein Kommentar von Clemens Kriegelstein
Ein Kommentar von Clemens Kriegelstein

Gleicher Preis für alle AF-Getränke?

Aber zurück zum Leitungswasser: In Oberösterreich hat ein Wirt schon vor längerer Zeit alle AF-Getränke um den gleichen Preis angeboten. Apfelsaft pur oder gespritzt, Soda-Zitron oder Leitungswasser? Egal, der Literpreis war immer der gleiche. „Die Einkaufskosten für das Produkt fallen in Summe gegenüber dem restlichen Aufwand, den ich bezahlen muss, kaum ins Gewicht“, so sein Argument, das letztlich auch die meisten seiner Gäste – zumindest nach einiger Erklärung – verstanden hätten. Glücklicher Mann! Wer heute seine Getränkekarte ähnlich umbaut, riskiert vermutlich einen Shitstorm der Sonderklasse in den einschlägigen (un)sozialen Medien. Oder man steht die Diskussion einfach mit einem Achselzucken durch. So wie ein prominentes Wiener Kaffeehaus, das für einen halben Liter Leistungswasser generell 2,50 Euro verrechnet, mit dem Hinweis auf der Getränkekarte, das Wasser selbst sei gratis, verrechnet würden indes Service sowie allgemeine Kosten samt Steuern. Was dem Kundenansturm keinen Abbruch tun dürfte.

Trotzdem: Je nach Ausrichtung und Lage eines Lokals bleibt die Verrechnung von Leitungswasser eine Gratwanderung, bei der man Nutzen und Ärger gegeneinander abwiegen sollte. Was trotzdem kein Argument dafür ist, sich vom Gast ausnutzen zu lassen.

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