Der enorme Kostendruck stellt die Hotellerie schon lange vor Herausforderungen. Neu hinzu kommt eine durch Lieferengpässe und Rohstoffpreise ständig steigende Inflationsrate. Für den März rechnet die Statistik Austria im Vergleich zum Vorjahresmonat gar mit einer Teuerung von 6,8 Prozent. Diese Steigerungen will der ÖGB auch in den Kollektivvertragsverhandlungen abgegolten wissen. „Zur Stützung der volatilen Konjunktur benötigte man weiterhin ein tiefes Zinsniveau, um die Teuerung zu bremsen hingegen genau das Gegenteil. Mit einem Wort: Der Hotelbranche stecken die Corona-Pandemie und die neuen Unsicherheiten tief in den Knochen“, so Marco Riederer, Co-Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung.
Preis wichtigster Faktor bei Reiseentscheidung?
Laut aktueller Umfrage der Österreich Werbung ist die Preisentwicklung heuer der relevanteste Faktor in der Urlaubsplanung. Dahinter folgen politische Unsicherheiten (Stichwort Ukraine) und die Corona-Pandemie. Das Bedürfnis nach Reisen sei aber generell hoch und die Menschen sehnten sich nach einer Auszeit in der Natur.
Dass der Preis das Entscheidungskriterium Nummer 1 sei, ist eine neue Erkenntnis. Gerade im touristischen Online-Vertrieb stand lange der gefühlte Wert, also ein durch Hotelbewertungen beeinflusstes Qualitätsbewusstsein, an erster Stelle bei der Reiseentscheidung. „Entscheidend bleibt das Preis- / Leistungsverhältnis. Wir müssen dem Gast weiterhin den Mehrwert emotional kommunizieren und die Preise angemessen hoch halten!“, betont Riederer. Schon in ruhigen Zeiten ließen steigende Mitarbeiterkosten und Inflation die Erträge automatisch von Jahr zu Jahr schrumpfen. Jetzt, nach der Corona-Pandemie und in Zeiten drastisch steigender Energiekosten, werde es für die Betriebe endgültig gefährlich, meint Riederer:
„Die Corona-Krise hat uns vor allem eines gelehrt: das Hauptaugenmerk sollte jetzt mehr denn je auf langfristige Ziele gelegt werden. Schlecht durchdachte kurzfristige Entscheidungen – wie etwa panische Preisreduktionen – können dem Betrieb auf lange Zeit schaden. Der Preis ist und bleibt die wichtigste Stellschraube im Revenue Management. Mir ist es lieber, die durchschnittliche Auslastung sinkt, als der Preis!“, hält Riederer fest.
Preissenkungen gehören der Vergangenheit an
Wer seine Preisgestaltung strategisch angeht, werde daher immer auch Kostenentwicklungen und sich verändernde Preisuntergrenzen berücksichtigen und diese Daten in seine Zukunftsprognosen, die idealerweise in mehreren Szenarien geplant werden, einfließen lassen: „Preissenkungen gehören auf dieser Basis der Vergangenheit an! Wer heute seine Preise nicht im Griff hat, der wird sich morgen vielleicht schon keine Gedanken mehr darüber machen müssen!“, bringt es Riederer auf den Punkt.