Der Tag der offenen Tür in der neuen Co-Working-Küche in Wien-Favoriten war für die Betreiber ein voller Erfolg. Seit Ende Juli können nun Gastro-Gründer oder etablierte Unternehmer, die Produktionsprozesse auslagern wollen, die vollausgestattete Profi-Küche in der Gudrunstraße nutzen (GASTRO Portal berichtete).
„Wir hatten insgesamt 70 verschiedene Unternehmen aus den Bereichen Catering, Produktion, Food Trucks, Restaurants und andere Interessenten am Eingang eingecheckt. Insgesamt waren etwas über 100 Personen anwesend, die wir durch unsere Küche führten und die durch unsere Mitglieder Wrapstars, I Eat Vienna, Topfreisen und Ni’s verköstigt wurden“, fassen die Betreiber des Projekts – Marko Ertl, Matthias Kroisz, Felix Münster und David Weber von „Herd“ – die stimmungsvolle Eröffnung zusammen. GASTRO Portal bat das Gründer-Quartett zum Interview, das in zwei Teilen erscheint.
Produktionsküche teilen – auf das Wesentliche konzentrieren
GASTRO Portal: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Co-Working-Küche in Wien zu etablieren? Wie habt Ihr den Standort in Favoriten entdeckt?
Marko Ertl, Matthias Kroisz, Felix Münster und David Weber von „Herd“: Durch unsere anderen Projekte, wie Wrapstars (den damals ersten Food-Truck in Österreich) und andere Gastronomie-Konzepte, haben wir sehr schnell gelernt, wie wichtig es ist, eine passende Produktionsküche zu haben. Gleichzeitig wurde uns klar, dass Küchen Mangelware in Wien und entweder zu klein oder mit zu hohen Mieten bzw. Investionskosten verbunden sind. Weiters vergehen oft wertvolle Monate mit Genehmigungsprozessen.
So haben wir schon von Beginn an mit dem Gedanken gespielt, mit einem befreundeten Food-Truck oder einem anderem Food-Unternehmer eine Küche zu teilen, um hochwertiges Equipment leistbar zu machen, aber auch um sich auszutauschen und zu unterstützen, da wir alle dieselben Probleme durchmachen. Als wir dann in Amerika das Konzept „Union Kitchen DC“ gesehen haben, war uns klar, dass diese Idee auf jeden Fall Potenzial und auch das Zeug hat, ein eigenständiges Projekt zu werden.
Um ein derartiges Projekt umzusetzen, braucht es aber eine große, leistbare und auch gut erreichbare Location. An diesem Punkt ist es die ersten Jahre gescheitert, bis wir zu Weihnachten 2016 auf die alte Siemens-Küche am Kempelenpark gestoßen sind. Dieses Areal wurde gerade mit innovativen sowie sozialen und integrativen Konzepten der Caritas, einer Co-Working-Tischlerei und vielem mehr neu belebt. So kam es auch, dass wir mit unserem Konzept zur richtigen Zeit am richtigen Ort gelandet sind. Wir haben unsere Idee dem Besitzer vorgestellt, der sofort Feuer und Flamme war und uns von Beginn an tatkräftig unterstützt hat.
Welches Equipment steht Euren Kunden in der Produktionsküche offen?
Wir stellen große Kipper, Kombidämpfer, eine Doppelhaubenabwasch, ein Planetenrührwerk, Mixer, Cutter, Vakuumierer und vieles mehr zur Verfügung.
An welche Zielgruppe richtet sich das Angebot der Co-Working-Küche?
Mit unserem Angebot richten wir uns beispielsweise an etablierte Restaurants, die eine zentrale Produktionsküche brauchen, ebenso an innovative Start-Ups, die ihr Konzept testen möchten, oder an Lokale, die Zutaten, Gewürze und Saucen ausgelagert produzieren wollen. Auch Caterer, die kurzfristige Peaks abfedern, oder jene, die nicht in eine eigene Location investieren wollen, gehören zur Zielgruppe – gleichermaßen wie Food-Trucks, Getränke- und Lebensmittelproduzenten, Unternehmen, die Workshops abhalten oder Produkte präsentieren möchten, genauso wie Hobbyköche, die den Traum vom eigenen Food-Business haben.
Im zweiten Teil des Interviews spricht GASTRO Portal mit den Betreibern von „Herd“ über die Co-Working-Küche als Community und deren Beitrag zu gelebter Nachhaltigkeit in der Gastronomie.
Weitere Informationen: herd.co.at