Rauchfreies Gasthaus Marinelli: „Meine Aktion hatte durchaus Vorbildwirkung!“

Rauchfreie Gastronomie Osttirol Gasthaus Marinelli
Zigarre ade: Gastronom Thomas Glanzer aus Dölsach hat sein Gasthaus Marinelli kürzlich freiwillig auf rauchfreien Betrieb in den Innenräumen umgestellt.

Das ursprünglich für 1. Mai 2018 vorgesehene generelle Rauchverbot für Räume in der Gastronomie tritt nicht in Kraft. Knapp 600.000 Unterstützer (genau 591.146) haben das von der Wiener Ärztekammer gemeinsam mit der Österreichischen Krebshilfe geplante Volksbegehren „Don’t smoke“ mit ihrer Unterschrift auf den Weg gebracht.

Einer jener Gastronomen, die ihr Lokal freiwillig zur Gänze auf rauchfreien Betrieb in den Innenräumen umgestellt haben, ist Thomas Glanzer, Inhaber des traditionsreichen Gasthauses Marinelli in der Osttiroler Gemeinde Dölsach. GASTRO Portal sprach mit Thomas Glanzer über Veränderungen in der Gästestruktur, seine Verantwortung für die Gesundheit der Mitarbeiter und die Vorbildwirkung seiner Aktion. Das Interview erscheint in zwei Teilen.

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GASTRO Portal: Sie betreiben in vierter Generation das Gasthaus Marinelli in Dölsach und haben vor Kurzem Ihren Betrieb freiwillig auf ein Nichtraucherlokal umgestellt. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen? Hat das nicht zuletzt mit Ihrer Gästestruktur zu tun, die sich zu einem Gutteil aus Radfahrern und Reitsportbegeisterten zusammensetzt?

Gastronom Thomas Glanzer: In den vergangenen zehn Jahren hat sich beim Marinelli die Gästestruktur stark verändert. Es ist die Gesellschaft, die sich generell gewandelt hat. Die Stammtischrunden, die sich nach der Arbeit auf ein Bier zusammenfinden, werden immer weniger. Schon meine Vorgängerin, meine Tante Christa, hat das erkannt und mehr auf den Restaurantbetrieb gesetzt, den ich in Folge immer weiter ausbauen konnte.
Jetzt sind wir hauptsächlich ein Speiselokal mit Ganztagesküche und haben auch viele Familien mit Kindern als Stammgäste. Eine komplette Abschottung des Nichtraucher-Bereichs von der Raucherzone ist praktisch unmöglich. Außerdem geht es mir auch um das Mitarbeiterteam. Zudem erscheint mir die derzeitige Lösung auf recht wackeligen Beinen zu stehen. Das alles zusammen hat mich bewogen, mein Lokal komplett rauchfrei zu machen.

Zum Abschied vom Lokal mit Raucherlaubnis haben Sie eine Raucherparty veranstaltet. Wie war die Reaktion Ihrer Gäste, haben Sie Ihre Entscheidung begrüßt?

Sehr einladend präsentiert sich der Speisesaal des Gasthauses Marinelli mit neuem Anstrich.
Sehr einladend präsentiert sich der Speisesaal des Gasthauses Marinelli mit neuem Anstrich.

Die Raucherparty war ein gelungener Gag und hat unheimlich viel Aufmerksamkeit erregt. Ich glaube, diese von mir bewusst inszenierte Verabschiedung des Rauchens aus dem Marinelli war gut und notwendig. Die Raucherparty selbst war sehr gut besucht. Aber alle anwesenden Gäste waren erstaunt, wie stark die Rauchentwicklung ist, wenn tatsächlich so gut wie alle anwesenden Gäste „auf Teufel komm raus“ qualmen. Und eine einzige Zigarre, von der aber viele geraucht wurden, hat eine Rauchentwicklung von mehr als zehn Zigaretten. So war unsere Raucherparty ein voller Erfolg, und dank der Diskussion darüber wurde unsere Entscheidung, künftig ein Nichtraucherlokal zu sein, auch fast ausschließlich positiv angenommen.

Ihr Vorhaben hat bereits Nachahmer gefunden: Einige Ihrer Kollegen aus der Gastronomie führen ihren Betrieb auch ab sofort als Nichtraucherlokal. Ihr Beispiel scheint also Schule zu machen!

Einige Kollegen in Osttirol und Oberkärnten haben mich angerufen oder sind bei mir vorbeigekommen und haben gesagt, dass sie meine Entscheidung super finden und ich sie damit dazu ermutigt hätte, ihre Betriebe auch rauchfrei zu machen. Ganz konkret wurde das Innenstadtlokal „Adlerstüberl“ in Lienz gleich nach uns auf Nichtraucher-Betrieb umgestellt. Einige Kollegen wollten nicht konkret genannt werden oder werden erst mit dem Beginn der Gastgartensaison den Rauch aus ihren Lokalen verbannen. Aber meine Aktion hatte durchaus Vorbildwirkung.

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