Was bringt der Sommer in der Ferien- und Stadthotellerie? Dieser auch gesamtwirtschaftlichen bedeutenden Frage geht das internationale Hotel Consulting Unternehmen mrp hotels aktuell nach. Martin Schaffer, Geschäftsführender Partner mrp hotels, sieht einen positiven Trend am Markt: „Wir sehen jetzt schon hohe Auslastungen und eine hohe Nachfrage in den Sommerdestinationen und Ferienregionen. Dennoch bleibt vieles ambivalent. Buchungszahlen werden vieler Orts aus unserer Sicht nicht nur die ohnehin schon sehr guten Zahlen aus dem Jahr 2021 übertreffen können, sondern aus heutiger Sicht sogar über jenen von 2019 liegen – sofern uns die Sehnsucht nach Meer, Corona, Ukraine und Inflation nicht noch einen Strich durch die Rechnung machen. Stellenweise lässt die Geschwindigkeit an neuen Buchungen nach.“
Die Gründe für steigende Buchungszahlen liegen für den Hotelexperten unter anderem im aufgestauten Urlaubsverlangen, aber auch im Business Segment: „Nach rund zwei Jahren, die durch die Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen geprägt waren, bemerken wir, dass die Lust zu reisen weltweit ungebrochen hoch ist – oder sogar noch stärker als 2019. Gleichzeitig finden wieder große Kongresse statt, die zusätzlich eine positive Auswirkung auf die Buchungslage haben.”
Österreicher entdecken Heimat wieder
Speziell dabei ist, dass die Österreicher das eigene Land als Urlaubsdestination wiederentdeckt haben. Die klassische “Sommerfrische” erlebte wie schon in den vergangenen beiden Jahren ihr Comeback – und davon profitieren vor allem die ländlicheren Regionen und die Ferienhotellerie. „Der heimische Tourismus ist seit spätestens den Feiertagen im Mai wieder stark im Aufwärtstrend und vieler Orts annähernd wieder auf Vorkrisenniveau”, so Martin Schaffer weiter.
Und dies ist als Ausgleich zu weiter ausbleibenden Herkunftsmärkten von essentieller Bedeutung: Während beispielsweise die wichtigsten europäischen Quellmärkte für Österreich wie Niederlande und Deutschland bereits das Niveau von 2019 übertreffen, bleiben die Gäste aus Asien (z.B. China: -93% im März 2022 im Vergleich zu 2019) fast komplett aus – hier ist auch mittelfristig keine Erholung in Sicht.
Rohstoff- und Energiekosten treiben die Preise
Auch die Hotellerie ist wie jede andere Branche auch als Folge des Konflikts in der Ukraine von höheren Rohstoff- und Energiepreisen betroffen sowie von der die Rentabilität zusätzlich bedrohenden inflationären Situation „Um einigermaßen profitabel zu sein, wird die Hotellerie gezwungen sein, die Preise anzuheben und das deutlich über Vorkrisenniveau – damit wird der Urlaub für die Konsumenten teurer, wobei zusätzlich auch der Inflationsdruck eine nicht unerhebliche Rolle spielt und dadurch möglicherweise auf die Konsumlust drückst”, erklärt Martin Schaffer.
Neben den Feriendestinationen entwickelten sich in den vergangenen Monaten die Auslastungszahlen des Wiener Hotelmarkt äußerst positiv – und im Durchschnitt besser als in den übrigen Landeshauptstädten. Dies hängt mit der Rückkehr des Kulturangebots und der Kongresse zusammen – die aktuell hohe Buchungslage ist ein erster wichtiger Schritt für die Gesamterholung. Allerdings ist speziell am Wiener Markt eine Ambivalenz zu beobachten, denn Wien hat im Vergleich zu den anderen Städten am meisten aufzuholen.
Zahlreiche Herausforderungen für die Branche
Nicht nur die Inflation sind wesentliche Faktoren, mit denen die Hotellerie zu kämpfen hat. „Ganz wesentlich ist der akute Mitarbeitermangel in der Hotellerie. Schlussendlich sind die Mitarbeiter jedes Betriebes die Garanten für die Qualität. Die Mitarbeiterkosten werden dramatisch steigen – erstens wird es im kommenden Jahr eine erhebliche Anpassung der KV Löhne geben, zweitens wird das Fehlen von Mitarbeiter die Gehälter weiter nach oben treiben”, meint Martin Schaffer.
Aber auch auf das veränderte, kurzfristige Buchungsverhalten müssen sich die Betriebe einstellen und mit einem hohen Maß an Flexibilität auf die neuen Anforderungen ihrer Gäste reagieren – inklusive kurzfristiger Stornomöglichkeiten.
Preissensibilität bei Hotelbuchungen „wie ausgehebelt“
Martin Schaffer abschließend: „Auch wenn die Pandemie vorüber zu sein scheint ist die Hotellerie weiter mit entscheidenden Herausforderungen konfrontiert, die mittel- und langfristig das Handeln bestimmen werden. Dennoch: wenn wir mit Hoteliers sprechen, bemerken wir eine positive Grund- – oder wenn man so will – auch Aufbruchstimmung. Durch die hohe Nachfrage sehen wir auch ein Steigen der Raten in den Feriendestinationen, aber auch den Städten – die Preissensibilität schein in den letzten Wochen wie ausgehebelt zu sein. Ich denke, dass damit schon viel gewonnen ist, auch wenn noch ein langer Weg zur vollen Erholung vor uns liegt.”