Im Sommer in Deutschland in einem (auch hier verbreiteten) Diskounter gesehen und aus gegebenem Anlass der jährlich soeben abgeschlossenen Weinlese zum Thema gemacht. Ein Wein, dort im Regal, in der Liter-Flasche mit Rot-Weiß- Rotem Schraubverschluss: Ein Grüner Veltliner (in Germany ein Exot, aber populär). 2023/Österreichischer Qualitätswein/Trocken /Niederösterreich ist zu lesen und weiter 11,5% vol./Amtl. PrüfNr. und Abfüllungsort Wiener Neudorf.Der Hammer: 1,99 € (inkl. Ust. – in D = 19 %) soll die Flasche kosten. Ich frage mich schon immer: Wie machen die das, und kriegt davon jeder das, was er verdient. Ist das noch ein gutes Geschäft? Es kommt noch besser: Die ganze Palette ist um 30 % preisreduziert – ich zahle für das Flascherl 1,39 €!

Geschockt, mit Skepsis, Neugierde und Unverständnis landet der „Wein“ im meinem Einkaufskörberl und wird darauf verkostet. Beim Öffnen denke ich an meinen Freund Manfred (aus Rust, Bgl.) und Hansi (aus Poysbrunn, NÖ) – beide Winzer aus Österreich, hart arbeitende Menschen, die das ehrliche Handwerk vollstrecken und unseren tadellosen Weinruf in der Welt hochhalten.

Beim ersten Schluck denke ich: Soll ich das trinken? Es kann ja um das Geld eigentlich nur gefärbtes Wasser sein – aber wenn Qualitätswein draufsteht muss die Flüssigkeit doch auch Trauben gesehen haben, die jemand gelesen, gekeltert und vergoren hat. Und die Wegstrecke: Von Wiener Neudorf bis hier an die Grenze Luxemburgs sind es 900 km.

Freilich – Schlieren am Weinglas waren nicht zu ersehen. Farbe, Geruch und Geschmack: tadellos. Dennoch, soll man bei all der Teuerung sowas nicht hinterfragen und im Regal stehenlassen? Vielleicht aus Respekt gegenüber den hartarbeitenden Winzern, die in den Klimawirren jedes Jahr um Ihre Ernte und Ihre Existenz bangen?

Dinge müssen doch auch Ihren ethnischen, moralischen Preis haben, erst recht bei Gastronomen, die um die Aufwendige Produktion wissen, oder?