Eines eint aber alle Ethnien in diesem Land, und das ist die Tradition des Braai, die unverwechselbare südafrikanische Kultur des Grillens. Braai bedeutet „Grill“ auf Afrikaans. In den 11 offiziellen Sprachen in Südafrika ist Braai das einzige Wort, das in jeder Sprache verstanden wird.
Auf diesem Holzkohlegrill wird von Fisch, Fleisch, und da gerne Strauß, Antilope oder Gnu, Maiskolben oder auch der traditionelle Maisbrei alles zubereitet und damit bildet der Braai die Grundlage für das gesamte kulinarische Angebot. Fleisch ist immer dabei, die Beilagen sind ganz individuell. Braai ist in Südafrika mehr als nur Essen, denn was zählt, ist das Ritual, das sich über bis zu sechs Stunden erstreckt.
Safran ist so gut wie überall dabei
Land und Küche sind stark geprägt von den Buren, den holländischen Siedlern, die im 17. Jahrhundert nach Südafrika kamen. Auf sie geht oft die Art des Würzens mit Kümmel oder Nelken zurück, ebenso wie ihre Liebe zum Bier, aus der sich in Südafrika in weiterer Folge eine ausgeprägte Craftbier-Szene entwickelt hat.
Aus der britischen Kolonialzeit haben die Inder ihre Spuren am deutlichsten bei den Gewürzen hinterlassen. Typisch afrikaans ist dabei der indische Safran, der in Südafrika als Curcuma bei einer Vielzahl von Gerichten Verwendung findet.
Vom Kap bis nach Johannesburg
So unterschiedlich die Küche aufgrund der Geschichte des Landes ist, so viele Unterschiede entwickelten sich dann auch in den einzelnen Regionen: Während am Kap hier mit dem Snoek die Fischliebhaber bedient werden, so wird rund um Dublin gerne Zulu-Chicken gegessen und in der Johannesburger Region ist Biltong, das getrocknete Rindfleisch, häufig anzutreffen.
Auch dieses geht auf die Buren zurück, die damit das Fleisch in der Hitze haltbar machten. Fleisch dominiert die südafrikanische Küche eindeutig, hinsichtlich Beilagen gibt man sich mit Salaten, Maiskolben und Erdäpfelsalat dann aber durchaus europäisch. Mit einer deutlichen Ausnahme beim Huhn: Dieses gilt unter den Südafrikanern als „Salat“, weil weißes Fleisch für sie kein echtes Fleisch ist. Die traditionelle Boerewors, eine Art Bauernwurst, kommt vor allem in schwarzen Haushalten gerne auf den Grill.
Seven Colours
Typisch für Südafrika ist auch die Tradition, bei festlichen Anlässen ein Gericht mit Lebensmitteln aus sieben verschiedenen Farben zu kredenzen. Die Produkte variieren je nach Saison, die Farben bleiben immer gleich. Die südafrikanische Küche ist stark geprägt von den Einwanderern und Kolonialherren und dort, wo die Engländer sehr präsent waren, schlägt man sich auch heute noch mit Pasteten herum.
Nicht von ungefähr findet sich mittlerweile in jeder größeren Stadt ein Äthiopier, der so etwas ist wie der Italiener Afrikas. In der Gastronomie werden im städtischen Bereich europäische und südafrikanische Küchentraditionen munter gemischt. Pasta und Burger mit Straußenfleisch oder Spaghetti Carbonara – aber Fleisch muss sein.
Immer wieder Bobotie!
Das Nationalgericht Bobotie ist so etwas wie ein Lebensgefühl: Quer über alle Bevölkerungsschichten und Regionen kommt der Auflauf aus Faschiertem mit einer Schicht aus Eiermilch regelmäßig auf den Tisch. Das Faschierte wird gut gewürzt und mit Rosinen, getrockneten Marillen, Mandeln und Zwiebeln verfeinert und im Backroher überbacken.
Für Würze sorgen Knoblauch, Ingwer, Curry, Mangochutney und Kurkuma. Klassisch wird er mit Safranreise mit Sultaninen serviert, während die restlichen Beilagen sich nach den persönlichen Vorlieben richten, wie z.B. Chutney, Kokosnuss oder Bananen. Abgeleitet vom indonesischen Bobotok, geht es auf Niederländisch- Indien zurück. Getrunken wird dazu von den Männern traditionell Bier und Brandy, von den Frauen Wein.
Auf die Frage, was denn zum Nachtisch gereicht wird, kommt unisono: „So gut wie nichts!“ Denn ein südafrikanisches Familienessen startet mit Knabbereien, während die Männer „Feuer machen“. Sollte doch noch Platz für ein Dessert bleiben, so ist Malva Pudding mit Vanilleeis das Gebot der Stunde. Aber, so alle von uns interviewten Südafrikaner: Nach Bobotie ist für nichts mehr Platz!